Zinsfreier Autokauf:Daimler bietet "Halal"-Finanzierung für Muslime

Zinsen zahlen beim Autokauf - für viele Muslime ist das undenkbar. Daimler nimmt daher nun ein islamkonformes Finanzierungsangebot ins Programm.

Die Verbindungen zwischen Daimler und dem Nahen Osten sind eng. Die Scheichs aus Abu Dhabi und Kuwait halten zusammen 16 Prozent der Anteile an dem Stuttgarter Autokonzern - und die Vereinigten Arabischen Emirate sind ein wichtiger Markt für das Unternehmen. Jetzt gibt Daimler den Autofahrern aus den Emiraten auch die Möglichkeit, Autos nach muslimischen Prinzipien zu kaufen.

Die Finanztochter des Autoherstellers und die Importeure Al Fahim und Gargash Enterprises haben ein Gemeinschaftsunternehmen für Leasing und Finanzierung gegründet. Es werde auch eine Finanzierung nach islamischem Recht angeboten. "Damit sind wie der erste Autohersteller mit einer eigenen Finanzierungs- und Leasinggesellschaft in den Vereinigten Arabischen Emiraten", sagte der Chef der Daimler-Finanzsparte, Jürgen Walker.

Wer ein Auto über eine Bank finanziert, muss Zinsen zahlen - und genau da beginnt für Muslime das Problem. Denn die islamischen Regeln untersagen Zinszahlungen.

Die Daimler-Manager haben nun einen Weg gefunden, dieses Dilemma zu umgehen. So erwirbt die neue Finanzgesellschaft das Auto, schlägt die zu erwartenden Zinseinnahmen auf den Kaufpreis auf - und verkauft den Wagen dann mit dem höheren Gesamtpreis an den Kunden. Dieser leistet eine Anzahlung und kann den Restbetrag anschließend abstottern.

"Faire, partnerschaftliche Beziehung"

Dem Konzern geht es aber auch um eine "faire, partnerschaftliche Beziehung" zwischen Kunde und Konzern. Auch dies schreibe das islamische Recht vor, sagte ein Sprecher von Daimler Financial Services zu sueddeutsche.de.

So müssten Käufer, die ihr Auto frühzeitig zurückgeben, nicht den gesamten Zinsaufschlag entrichten, sondern nur den in der Vertragslaufzeit angefallenen Anteil. Das Produkt und die Verträge seien von einer Islamschule kontrolliert und zertifiziert worden, sagte der Konzernsprecher.

Für den deutschen Markt ist diese islamfreundliche Autofinanzierung bislang nicht vorgesehen. Der Start in den Emiraten sei ein "Testlauf", sagte der Sprecher. Er schloss jedoch nicht aus, dass das Produkt - sollte es ein Erfolg werden - auch in westlichen Ländern eingesetzt werden könnte.

In den Emiraten hat Daimler im vergangenen Jahr wurden 7800 Personenwagen und 3100 Lkw und Busse verkauft - allerdings werden viele Autos auch von Nicht-Muslimen gekauft, die in den Emiraten arbeiten und leben. Ziel für die neue Tochter sei auf mittlere Sicht ein Vertragsvolumen von 300 Millionen Euro.

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