Zinsen:Wohldosierte Schritte

Zinsen: Michael Neumann, Jahrgang 1975, ist seit Juli 2016 Vorstandsmitglied der Dr. Klein Privatkunden AG. Diese gehört zu der in Berlin ansässigen Hypoport AG.

Michael Neumann, Jahrgang 1975, ist seit Juli 2016 Vorstandsmitglied der Dr. Klein Privatkunden AG. Diese gehört zu der in Berlin ansässigen Hypoport AG.

(Foto: Dr. Klein Privatkunden AG)

Michael Neumann, Vorstandsmitglied beim Finanzdienstleister Dr. Klein, erwartet erste Zinserhöhungen frühestens im Jahr 2019.

Interview von Simone Gröneweg

Die Bauzinsen haben leicht angezogen. Kein Grund zur Panik für Bauherren und Immobilienkäufer, meint Michael Neumann, Vorstandsmitglied beim Finanzdienstleister Dr. Klein. Das Aufwärtspotenzial sei erst einmal begrenzt.

SZ: Stehen wir vor einer Zinswende?

Michael Neumann: Meiner Einschätzung nach haben wir bei den Bauzinsen im Jahr 2016 die absoluten Tiefstände gesehen. Von Mitte Dezember an bis zu Beginn dieses Jahres gab es einen deutlichen Anstieg, dabei ging es innerhalb von sechs Wochen stetig nach oben. Erst im März verbilligte sich das Baugeld wieder leicht.

Und was bedeutet das nun?

Tendenziell muss man in diesem Jahr mit etwas höheren Zinsen rechnen, allerdings ist das Aufwärtspotenzial stark begrenzt.

Warum sind Sie da so sicher?

Die Bauzinsen hängen von verschiedenen Faktoren ab. Großen Einfluss hat natürlich die Politik der Europäischen Zentralbank. Selbst wenn das Anleihe-Kaufprogramm der EZB im Herbst ausläuft, wird sie vermutlich nicht zeitnah die Leitzinsen anheben. Erste Zinsschritte werden wir meiner Meinung nach frühestens im Jahr 2019 sehen - vermutlich aber in kleinen Schritten und wohldosiert.

Also müssen sich Immobilienkäufer und Bauherren nicht sorgen?

Nein, es besteht überhaupt kein Grund zur Panik. Schließlich befinden wir uns fast noch in einem historischen Zinstief. Allerdings sollten Immobilieneigentümer, die in den nächsten Jahren eine Anschlussfinanzierung benötigen, jetzt wachsam sein. Auf lange Sicht werden die Bauzinsen nicht fallen, sondern tendenziell steigen. Die Kreditnehmer können sich die derzeitigen Konditionen mit einem Forward-Darlehen sogar 60 Monate im Voraus sichern.

Die Aufschläge für Forward-Darlehen sind aber auch schon gestiegen.

Das stimmt, das hängt mit den höheren Refinanzierungskosten der Banken zusammen. Die Institute geben diese Kosten an die Kunden weiter. Derzeit zahlt man für ein Jahr zusätzliche Zinssicherheit im Durchschnitt 0,24 Prozent. Das ist meiner Ansicht nach ein moderater Aufschlag. Vor einigen Jahren fielen die Aufpreise noch deutlich höher aus.

Bisher haben die Kunden bei diesen Darlehen nur draufgezahlt.

Ja, aber wir hatten in den vergangenen Jahren auch ein anderes Zinsniveau. Als Beispiel: Vor sieben Jahren lagen die Zinsen für ein zehnjähriges Darlehen bei ungefähr vier Prozent, momentan sind es etwa 1,5 Prozent. Da besteht nicht mehr viel Spielraum nach unten. Und die Wahrscheinlichkeit, dass irgendwann negative Bauzinsen kommen, halte ich für sehr gering. Vieles deutet darauf hin, dass es eher moderat nach oben geht.

Schließen schon mehr Darlehensnehmer Forward-Darlehen ab?

Im Januar noch nicht, aber im Februar ist die Nachfrage nach diesen Darlehen erstmals seit September 2017 wieder gestiegen. Die Kunden haben mit etwas Verzögerung reagiert, was völlig normal ist. Die Bauzinsen steigen auch nicht abrupt. Einige Institute - vor allem Großbanken - legen täglich einen Zinssatz fest. Andere verändern ihre Sätze in unregelmäßigen Abständen. So dauert es ein wenig, bis die Entwicklungen im gesamten Markt ankommen.

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