Jens Weidmann
Wann er das letzte Mal acht Stunden am Stück geschlafen hat, vermag Jens Weidmann nicht mehr zu sagen. Ob spätabends oder am Sonntag, ob unterwegs oder im Kinderzimmer der Tochter, sein Handy klingelt nahezu unaufhörlich. Als Chef-Wirtschaftsberater der Kanzlerin verhandelt der 41-Jährige über die Opel-Rettung, entscheidet über Staatshilfen für Karstadt, diskutiert über Bankenrettungsschirme und transatlantische Handelsabkommen und bereitet die Gipfeltreffen der G20 vor, bei denen über neue Bilanzierungsregeln für Banken entschieden wird. Angela Merkel dankt ihm die Loyalität, indem sie ihm meist freie Hand lässt. Verschwörungstheoretiker sehen in Weidmann, Finanzstaatssekretär Jörg Asmussen und Bundesbankchef Axel Weber dagegen eine finstere Ökonomenclique, die Deutschland zuerst eine sehr liberale Finanzmarktgesetzgebung verordnete und dann, in der Krise, die Verluste der Banken sozialisierte. Wer Weidmann kennt, weiß jedoch, dass er zu vielem taugt - aber nicht zum Verschwörer. (Claus Hulverscheidt)
Foto: Bundesregierung/Kugler