Zähmung der Finanzmärkte:Die Einflüsterer vom Dienst

Europäer und Amerikaner versuchen seit Monaten, die Krise zu meistern. Präsident Barack Obama hat neue Pläne vorgestellt, auch Brüssel wie die Regeln stark verändern. Doch was ist bisher tatsächlich geschehen? Und wer bestimmt, wie die Märkte reformiert werden? Ökonomen und Politiker diesseits und jenseits des Atlantiks wollen ihre Vorstellungen durchsetzen. Die Einflüsterer vom Dienst in Bildern.

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Barney Frank, AFP

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Europäer und Amerikaner versuchen seit Monaten, die Krise zu meistern. Präsident Barack Obama hat neue Pläne vorgestellt, auch Brüssel wie die Regeln stark verändern. Doch was ist bisher tatsächlich geschehen? Und wer bestimmt, wie die Märkte reformiert werden? Ökonomen und Politiker diesseits und jenseits des Atlantiks wollen ihre Vorstellungen durchsetzen. Die Einflüsterer vom Dienst in Bildern.

Barney Frank

Um sein Weißbuch zur Finanzmarktregulierung durch den Kongress zu bringen, ist Präsident Barack Obama auf die Unterstützung einflussreicher Parteipolitiker angewiesen. Eine Schlüsselrolle wird dabei Barney Frank spielen. Der 69-jährige Abgeordnete aus Massachusetts leitet den Bankenausschuss des Repräsentantenhauses. Er gilt als einer der effektivsten Machtpolitiker Washingtons. Seine Heimat hat er auf dem linken Flügel der Demokratischen Partei. 1987 war Frank einer der ersten US-Abgeordneten, die sich offen zu ihrer Homosexualität bekannten. Er setzte sich für Bürgerrechte und mehr staatlichen Einfluss auf die Wirtschaft ein. Trotz seiner sehr kritischen Haltung gegenüber der Notenbank Federal Reserve arbeitet er eng mit Fed-Chef Ben Bernanke und dem früheren Finanzminister Henry Paulson zusammen. Paulson hat es vermutlich Barney Frank zu verdanken, dass das 700-Milliarden-Dollar-Paket zur Rettung der US-Banken im vorigen Herbst trotz heftiger Opposition der Republikaner den Kongress passierte. (Nikolaus Piper)

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Mary Schapiro, AP

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Mary Schaprio

Zu den großen Versagern der Finanzkrise gehört die amerikanische Börsenaufsicht SEC. Die SEC unter ihrem früheren Chef Christopher Cox übersah die Risiken, die sich bei Investmentbanken wie Lehman Brothers, Merrill Lynch und Bear Stearns aufbauten und ignorierte Hinweise auf den Milliarden-Betrüger Bernard Madoff. Die Nachfolgerin von Cox, Mary Schapiro, soll bei der SEC einen radikalen Wandel durchsetzen. Erstmals in der Geschichte der SEC leitete die 54-Jährige Ermittlungen wegen Insiderhandels gegen Hedgefonds ein. Und gegen den einstigen Chef der Hypothekenbank Countrywide klagte die SEC wegen des Verdachts auf Betrug. Die Börsenaufsicht stärkte nun auch die Rechte der Aktionäre bei der Wahl von Mitgliedern der Verwaltungsräte. Ob Obamas Weißbuch ein Erfolg wird, hängt auch davon ab, wie gut Shapiros Behörde es umsetzt. Schapiro selbst beschäftigte sich in ihrer gesamten Karriere mit Finanzmarktregulierung. Zuletzt leitete sie FIRA, eine Selbstregulierungsinstanz der Banken. (Nikolaus Piper)

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Jacques Larosiere, AFP

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Jacques Larosière

Als die Finanzkrise im Herbst 2008 nicht mehr zu leugnen war, beauftragte EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso einen international anerkannten und politisch unumstittenen Experten, um ein europäisches Aufsichtskonzept für Finanzinstitute zu entwickeln: Jacques Larosière. Der einstige Direktor des Internationalen Währungsfonds (IWF) und spätere Präsident der Osteuropabank präsentierte bereits im Februar seine Ideen. Statt auf eine zentrale EU-Aufsicht setzt der 79-Jährige Franzose künftig auf einen besseren grenzüberschreitenden Austausch von Informationen und ein Risiken-Frühwarnsystem. Obwohl Kritiker sein Konzept als "halbherzig" bezeichnen, verständigten sich die EU-Staats- und Regierungschefs weitgehend darauf. Schließlich hat Larosière schon einmal Weitsicht bewiesen. 1982 wählte ihn die Times zum "Mann des Jahres", weil er einer derjenigen IWF-Manager war, die verhinderten, dass die damals tobende lateinamerikanische Schuldenkrise globale Dimensionen erreichte. (Cerstin Gammelin)

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David Wright, Bloomberg

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David Wright

Der Brite wirkt manchmal wie Roger Moore in jüngeren Jahren. Er ist meist exakt gekleidet und stets sehr gut informiert. Seine Arbeit erledigt der 57-Jährige effizient und von der Öffentlichkeit überwiegend unbemerkt. Wright ist stellvertretender Chef der Generaldirektion Binnenmarkt, jener europäischen Behörde, in der über die Regeln für Finanzmärkte entschieden wird. Kritikern zufolge ist es ihm gemeinsam mit dem irischen Binnenmarktkommissar Charlie McCreevy bisher ausgezeichnet gelungen, die Interessen der Londoner City und ihrer angelsächsischen Finanzmanager zu wahren. Eine zentrale europäische Aufsicht gilt auch deshalb als völlig unrealisierbar, weil die Briten diese rundweg ablehnen. Wright verfügt über großen Einfluss auf die aktuelle Gesetzgebung, da er sowohl für Finanzdienstleistungen, Finanzinstitute und freien Kapitalverkehr zuständig ist. Im Jahr 1977 trat der Oxford-Absolvent in den Dienst der Europäischen Kommission, vorher arbeitete er unter anderem für den Times-Konzern in London (Cerstin Gammelin)

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Jens Weidmann, Foto: Bundesregierung, Kugler

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Jens Weidmann

Wann er das letzte Mal acht Stunden am Stück geschlafen hat, vermag Jens Weidmann nicht mehr zu sagen. Ob spätabends oder am Sonntag, ob unterwegs oder im Kinderzimmer der Tochter, sein Handy klingelt nahezu unaufhörlich. Als Chef-Wirtschaftsberater der Kanzlerin verhandelt der 41-Jährige über die Opel-Rettung, entscheidet über Staatshilfen für Karstadt, diskutiert über Bankenrettungsschirme und transatlantische Handelsabkommen und bereitet die Gipfeltreffen der G20 vor, bei denen über neue Bilanzierungsregeln für Banken entschieden wird. Angela Merkel dankt ihm die Loyalität, indem sie ihm meist freie Hand lässt. Verschwörungstheoretiker sehen in Weidmann, Finanzstaatssekretär Jörg Asmussen und Bundesbankchef Axel Weber dagegen eine finstere Ökonomenclique, die Deutschland zuerst eine sehr liberale Finanzmarktgesetzgebung verordnete und dann, in der Krise, die Verluste der Banken sozialisierte. Wer Weidmann kennt, weiß jedoch, dass er zu vielem taugt - aber nicht zum Verschwörer. (Claus Hulverscheidt)

Foto: Bundesregierung/Kugler

Jörg Asmussen, dpa

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Jörg Asmussen

Um die Rettung der deutschen Banken kümmert sich für die Bundesregierung vor allem Staatssekretär Jörg Asmussen aus dem Finanzministerium. In fast allen Krisenrunden sitzt der 43-jährige Volkswirt mit am Tisch und koordiniert Hilfsaktionen, die den Staat viele Milliarden Euro kosten. Weniger Markt, mehr Staat, das ist das neue Motto für die Finanzbranche. Vor drei Jahren hatte Asmussen - damals war er Abteilungsleiter "Finanzmarktpolitik" im Ministerium - in einem Aufsatz allerdings noch die Devise vertreten, den Banken dürften bei sogenannten ABS-Papieren "keine unnötigen Prüf- und Dokumentationspflichten entstehen". ABS-Papiere gehören zu jenen Kreditpaketen, die vielen Banken zum Verhängnis wurden. Bei einer Bank (IKB), die fast pleite ging, saß Asmussen selbst im Aufsichtsrat. (Klaus Ott)

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(SZ vom 24.6.2009/mel)

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