Wohnkostenbelastung:Was heißt denn bezahlbar?

Der Verband Sächsischer Wohnungsgenossenschaften (VSWG) untersuchte maximal finanzierbare Mieten in der Region.

Von Marianne Körber

Was ist bezahlbares Wohnen? Die Frage klingt einfach, und ist doch schwer zu beantworten. Der Verband Sächsischer Wohnungsgenossenschaften (VSWG) hat es versucht und die Frage für 18 verschiedene Gruppen - etwa Singles, Rentner, Familien mit und ohne Kindern - auseinander genommen. Zur Beurteilung der "maximal finanzierbaren Mieten" in Sachsen wurde mit einer Wohnkostenbelastung von höchstens 35 Prozent vom Nettohaushaltseinkommen gerechnet. Ergebnis der Studie: Für Sachsen liegen die bezahlbaren Kaltmieten zwischen 3,60 Euro (für alleinstehende Rentner) und 19,55 Euro (für Paare ohne Kind und einem mittleren Einkommen) je Quadratmeter Wohnfläche.

Der Verband glich die Gruppen ab mit den durchschnittlichen Nettokaltmieten im Bestand der sächsischen Wohnungsgenossenschaften (4,70 Euro pro Quadratmeter), der theoretisch erforderlichen Kostenmiete im Bestand (7,22 Euro) und im Neubau (10,54 Euro) und legte dann vier Haushaltskategorien fest: Die "Armutsgefährdeten", die "versteckten Verlierer", die "goldene Mitte" und die "Loftbewohner".

Die Gruppe der "Armutsgefährdeten" habe bereits Versorgungsschwierigkeiten; ihre maximal finanzierbare Nettokaltmiete liege zwischen 3,60 und 4,70 Euro je Quadratmeter und damit deutlich unterhalb der Bestandsmiete der sächsischen Wohnungsgenossenschaften. Dazu zählten etwa alleinstehende Rentner, Singles mit niedrigem Einkommen in Teilzeit und alleinerziehende Elternteile mit Kind bei kleinem Teilzeiteinkommen. "Versteckte Verlierer" seien in der Lage, Wohnraum anzumieten, jedoch nur im Bestand mit Kaltmieten zwischen 4,70 und 7,22 Euro je Quadratmeter. Zu diesen beiden Kategorien gehörten 45 Prozent der Haushalte.

Die "Goldene Mitte" habe keine ernsthaften Probleme; ihre bezahlbare Nettokaltmiete liege zwischen 7,22 und 10,44 Euro je Quadratmeter und damit jenseits der Kostenmiete im Bestand. Lediglich der Zugang zu Neubauwohnungen bleibe ihnen "tendenziell verwehrt". Zu dieser Gruppe zählten etwa Single-Haushalte mit schlecht bezahlter Vollzeitanstellung, Paare mit niedrigem Einkommen und einem oder zwei Kind(ern), sofern beide Eltern zumindest teilweise berufstätig seien. Den "Loftbewohnern" stünden alle Wege offen. Gemeint sind etwa Doppelverdiener ohne Kids und Single-Haushalte mit mindestens mittlerem Vollzeiteinkommen.

"Unsere Erfahrungen und die Berechnungen der einzelnen Fallgruppen zeigen, dass für einen Großteil der Bevölkerung eine Nettokaltmiete von 6,50 Euro je Quadratmeter die absolute Obergrenze darstellt. Diese Schwelle bietet unter Anwendung von Zuschüssen noch die Möglichkeit, umfassende Modernisierungen voranzubringen und bietet gleichzeitig einem großen Teil der Bevölkerung in Sachsen den Zugang zu bedarfsgerechten Wohnungen", erklärt VSWG-Vorstand Axel Viehweger. Für Neubauvorhaben sollten 8,50 Euro als "bezahlbar" angesehen werden, auch wenn nur eine kleine Gruppe in der Lage sei, einen Neubau zu beziehen.

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