Mit Burghausen verbindet wohl jeder etwas anderes. Der eine denkt an Jazz-Sessions in verrauchten Kellergewölben, schließlich rückt Burghausen einmal im Jahr ins Zentrum der internationalen Szene. Sogar Größen wie Ella Fitzgerald, Stan Getz und Chet Baker haben hier aufgespielt und ihre Spuren im Asphalt hinterlassen.
Der andere mag beim Stichwort Burghausen in Gedanken das steile Kopfsteinpflaster hinauf zur Burg erklimmen, der mit 1043 Metern längsten Burg Europas.
Dem Sportambitionierten hingegen kommt die Elf von Wacker Burghausen in den Sinn, dem Ziehkind des hier ansässigen, gleichnamigen Chemie-Riesen, die zeitweilig in der zweiten Liga spielte.
Burghausen lässt sich nicht so einfach in ein Schema pressen. Es ist diese Mischung aus alten Steinen und moderner Kunst in all ihren Formen und Farben, aus liebevoll renovierten historischen Hausfassaden und neuen Gebäuden, aus dieser gewissen Prise Geschichte und Moderne, die das Besondere an dieser Stadt ausmacht.
Burghausen
Mehr als 20 Jahre lang wurde die historische Altstadt saniert und renoviert. So liebevoll und so detailversessen, dass Burghausen am Ende zur Modellstadt für das Städtebauförderungsprogramm gekürt wurde. Im Zuge der Umbauarbeiten ließ man den Rathausplatz unterkellern und schaffte mit einem Schlag 800 Parkplätze im Zentrum der Stadt, die den Besuchern kostenlos zur Verfügung stehen.
Der Verzicht auf Parkgebühren ist natürlich nicht allein eine edle Geste der Verwaltung. Vielmehr hat hat man sich im Rathaus etwas dabei gedacht: "Wir wollten und mussten etwas für die Belebung der Altstadt tun".
Auf die Einnahmen aus dem Parkhaus wäre die wohlhabende Stadt nicht angewiesen. Denn Burghausen verfügt dank seiner großen Gewerbesteuerzahler wie Wacker Chemie und der Mineralölkonzern OMV über das nötige Kleingeld für Einrichtungen, die andernorts längst Sparmaßnahmen zum Opfer gefallen wären: ein Hallenbad, das mit seinem 50-Meter-Becken Landesleistungszentrum ist, und ein Citybus, der im Halbstundentakt die Bürger von der Neustadt in die Altstadt befördert.
An München ist die Gemeinde gut angeschlossen. Wobei die meisten Burghausener ihren Arbeitsplatz immer noch vor Ort haben. Die Arbeitslosigkeit ist niedrig. Einwohner ohne Job ziehen dagegen das Staunen aus vielen anderen Gemeinden auf sich. Denn Burghausen zahlt seinen Hartz-IV-Empfängern unter bestimmten Voraussetzungen sogar Weihnachtsgeld.
Mietspiegel: Privatwohnungen 4 bis 6,50 Euro pro qm, Gewerbe 16 bis 28 Euro in der Neustadt, 10 Euro in der Altstadt.