Wohnen um München:Andechs

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Ort der Wallfahrt und Bierseligkeit, der erhabenen Stille und der heidnischen Zünftigkeit. Doch trotz der Katholiken- und Touristenströme lebt es sich nicht schlecht in der Gemeinde.

Christa Eder

Ach, Andechs: Ort der Wallfahrt und Bierseligkeit, der Christen und Trinkerheilande, der erhabenen Stille und der heidnischen Zünftigkeit. Die bayerische Antithese von Kirche und Wirtshaus, die Millionen Heilsuchender wie ein Magnet anzieht.

Doch Andechs ist längst mehr als ein Wallfahrtsort. Der Name ist eine Marke und steht für ein erfolgreiches Wirtschaftsunternehmen: das Kloster. Etwa 280 Menschen sind dort beschäftigt, in der Brauerei, im landwirtschaftlichen Gut, im Klosterladen, im Bräustüberl und der Kultur GmbH.

In den Sommermonaten ziehen Festspielfreunde zu den alljährlichen Carl-Orff-Spielen, die übrigens auch heuer wieder ausverkauft sind, und es gibt regelmäßig Kunstausstellungen, Theateraufführungen und Sonderveranstaltungen, wie dieses Jahr das Benediktusfest.

Dass das ganze Brimborium an der 3200-Seelen-Gemeinde, die aus den drei Dörfern Erling, Frieding und Machtlfing besteht, nicht spurlos vorüber geht, kann man sich denken: "Die Gemeinde ist natürlich vom Kloster geprägt", sagt Bürgermeister Karl Roth. "Es bietet mehr Arbeitsplätze als die Molkerei Scheitz.

Aber natürlich bringt ein Unternehmen in dieser Größenordnung nicht nur Segen." Allein der Verkehr. Abertausende von Pkw, Lkw und Bussen donnern von morgens bis abends durch Erling, und auch die wandernden Tagesbesucher hinterlassen ihre Spuren. Vor allem im Mai und Juni, wenn die Pilger kommen. Daher sei es für die Anwohner kein Unglück, dass wenigstens das Bräustüberl schon um 20 Uhr schließe, so Roth.

Doch trotz der Katholiken- und Touristenströme lebt es sich nicht schlecht in Andechs. Die Einwohnerschaft ist gut gemischt. Handwerker, Bauern und Akademiker haben sich hier niedergelassen. Und vor allem Familien. Das Ortsbild prägen überwiegend frei stehende Einfamilien- und Doppelhäuser. Drei- oder Vierspänner gibt es gar nicht, Geschossbauten mit Mietwohnungen, abgesehen von einem Sozialbau und einem Seniorenheim kaum.

Aber es gebe ab und zu auch alte, unrenovierte Häuser, ohne großen Komfort, die man mit ein bisschen Glück für unter 300 Euro pro Monat mieten kann, verrät Bürgermeister Roth. Wer in Andechs wohnt, ist also in der Regel Häuslbesitzer. Und so soll es, wenn es nach dem Gemeinderat geht, auch bleiben: "Baugrund ist eher knapp. Und die Gemeinde hat auch nicht vor, große Gebiete auszuweisen. Andechs ist dörflich, und das wollen wir bewahren."

Dennoch, so lässt Roth anklingen, gebe es momentan in jeder der drei Ortschaften noch freie Wohnbauflächen. Kleineres Gewerbe ist am Ortsrand angesiedelt und etwas kaschiert. Anders als in vielen Nachbargemeinden empfangen einen nicht gleich hässliche Gewerbebauten, wenn man in den Ort hineinfährt.

Auch bei der Architektur sei man eher restriktiv, räumt Roth ein. Einem Zuckerwürfel im Bauhausstil stehe man ebenso skeptisch gegenüber wie einer "Fertighausausstellung" à la Poing mit Gauben, Erkern und Säulen. "Da muss man die Leute manchmal von ihren Vorstellungen herunterholen." Die privilegierten Grundstücke sind die mit Blick auf das Kloster.

Bis auf Machtlfing ist die Infrastruktur in den Ortschaften gut. Grundschule, Einkaufsmöglichkeiten, Jugendtreffpunkte und vor allem Kindergärten sind vorhanden. "Wir sind eine der kinderreichsten Gemeinden", sagt Roth ein wenig stolz.

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