Wirtschaft kompakt:Tausende Daten - einfach weg

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Vodafone wurden Tausende Kundendaten geklaut, doch der Konzern gibt sich gelassen. Außerdem: Solarfirmen können sich über einen Fristaufschub freuen

Rund 200.000 vertrauliche Kundendaten der früheren Vodafone-Tochter Arcor, die 2008 mit dem Mutterkonzern verschmolzen wurde, und Daten weiterer Firmen sollen über dubiose Callcenter-Betreiber auf dem Schwarzmarkt gelandet sein. Dies berichtete das Wirtschaftsmagazin Capital unter Berufung auf Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Bonn.

Daten-Lecks gab es demnach auch beim Kabelnetzbetreiber Unitymedia. Der Bonner Oberstaatsanwalt Fred Apostel bestätigte dem Magazin, dass "verschiedene Telekommunikations- und Kabelnetzanbieter betroffen" seien.

Vodafone Deutschland räumte dem Bericht zufolge ein, von den Behörden schon im November 2009 über den Datenklau informiert worden zu sein. Man habe aber bislang nichts unternommen, da die Datensätze, die aus dem Jahr 2000 stammen, bisher nicht übermittelt worden seien.

"Daher konnten betroffene Arcor-Kunden nicht durch Vodafone informiert werden." Insgesamt handele es sich um "rund 5000 Daten der Arcor AG mit Name, Adresse und Telefonnummer". Informationen über Kontodaten seien nicht in Umlauf gekommen.

Dem Magazin zufolge sei zudem heikel, dass nicht die Strafverfolgungsbehörden, sondern die Deutsche Telekom den Datenmissbrauch entdeckte. Die Ermittler hatten dem Konzern Stichproben der sichergestellten Datensätze zur Prüfung zugeschickt. Erst dabei fiel auf, dass darunter auch Kunden der Wettbewerber waren. "Wir sind davon ausgegangen, dass es sich ausschließlich um Telekom-Daten handelt", erklärte Staatsanwalt Apostel.

Im Oktober 2008 war der bislang größte Datenklau bei der Telekom bekannt geworden . Dort waren im Jahr 2006 Datensätze von 17 Millionen Mobilfunkkunden entwendet worden. Der Konzern hatte damals zwar die Staatsanwaltschaft eingeschaltete, die Betroffenen aber nicht informiert.

Japan unter Strom

Japan treibt die Entwicklung und Vermarktung von Elektrofahrzeugen massiv voran. Dazu wurde ein Konsortium gegründet, dem vier große japanische Autohersteller, ein Energieversorger und mehr als 150 weitere, auch ausländische Unternehmen angehören. Ziel der Allianz ist es unter anderem, ein Netz von Ladestationen aufzubauen und die Technologie im Ausland zu vermarkten, wie es bei der Präsentation des Projekts am Montag hieß.

Angesichts hoher CO2-Emissionen und einer zunehmenden Abhängigkeit vom Öl sei nicht nur in Japan die Zeit für Elektroautos gekommen, erklärten die Organisatoren. Doch noch stehen schwache Batterien, hohe Kosten und das fehlende Netz von Ladestationen einer weiteren Verbreitung der Technologie im Wege.

"Autobauer stehen unter vielen Aspekten im Wettbewerb, aber die gesamte Industrie muss sich nun zusammentun und sich den Kunden verbraucherfreundlich zeigen", erklärte der leitende Nissan-Geschäftsführer Toshiyuki Shiga.

Wirtschaftsminister Teruhiko Mashiko appellierte an die Menschen, die Verbreitung von Elektrofahrzeugen als ein nationales Anliegen zu betrachten, um die Emission von Treibhausgasen zu senken.

Zu dem Konsortium zählen die japanischen Autohersteller Toyota, Nissan, Mitsubishi und Fuji Heavy Industries (Subaru) sowie der Energieversorger Tokyo Electric Power, der Elektronik-Konzern Toshiba und das Telekommunikationsunternehmen KDDI. Aber auch ausländische Unternehmen sind beteiligt, unter anderem der französische Automobilkonzern PSA (Peugeot, Citroën).

Nur mit seiner Forschungsabteilung beteiligt ist dagegen Honda, das sich zuletzt vor allem auf Fahrzeuge mit Brennstoff-Zellen-Technik konzentriert hat.

Jobkahlschlag in der Industrie

Die deutsche Industrie beschäftigt so wenige Mitarbeiter wie seit mindestens fünf Jahren nicht mehr. Das Verarbeitende Gewerbe zählte im Januar noch gut 4,9 Millionen Beschäftigte - 251.500 oder 4,9 Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Damit arbeiteten in den Betrieben des verarbeitenden Gewerbes mit 50 und mehr Beschäftigten noch gut 4,9 Millionen Menschen. "Das ist der niedrigste Stand seit Einführung dieser Statistik 2005", sagte ein Mitarbeiter des Bundesamtes.

Berücksichtigt werden seither nur noch Betriebe mit mindestens 50 Mitarbeitern, davor lag die Grenze bei 20. Die Wirtschaftskrise macht fast allen großen Branchen noch zu schaffen, besonders aber den Herstellern von Metallerzeugnissen. Sie zählten 8,8 Prozent weniger Mitarbeiter als vor Jahresfrist.

In den beiden größten Industriebranchen finden ebenfalls deutlich weniger Menschen Arbeit: Die Autoindustrie zählte 5,3 Prozent weniger Mitarbeiter, die Maschinenbauer 5,6 Prozent weniger. Lediglich in der Nahrungs- und Futtermittelindustrie stieg die Zahl der Beschäftigten um 1,7 Prozent. In der Chemiebranche fiel der Stellenabbau mit 1,6 Prozent vergleichsweise gering aus.

Die Zahl der geleisteten Arbeitsstunden nahm ebenfalls um 4,9 Prozent ab auf rund 591 Millionen. Allerdings zählte der Januar diesmal einen Arbeitstag weniger. Die Bruttolöhne und -gehälter sanken um 3,8 Prozent auf 16,6 Milliarden Euro.

Solar-Subvention, nächstes Kapitel

Die Regierungskoalition verschiebt die Kürzungen der Solarförderung. Anlagen auf Freiflächen sollen jetzt noch bis Ende September gefördert werden wie bisher. Das geht aus einem Gesetzentwurf der Fraktionen hervor.

Damit würden die Kappungen für Solarparks um 15 Prozent der Förderung drei Monate später greifen als zuletzt von den Koalitionsspitzen vereinbart. In Koalitionskreisen hieß es allerdings, die Regelungen seien nach wie vor umstritten. Es gebe weiteren Diskussionsbedarf. In den Bundestag soll der Entwurf nach bisherigen Plänen erst nächste Woche eingebracht werden.

Freiflächenanlagen machen derzeit nur etwa ein Fünftel der gesamten Solaranlagen aus. Die Masse liegt auf Dächern, wo die Kürzungen wie zuletzt beabsichtigt um 16 Prozent ab Juli wirken sollen. Auf Ackerflächen soll dem Entwurf zufolge keine Förderung mehr möglich sein, wenn die Anlage nach September in Betrieb geht. Ausnahme seien hier Anlagen, die aufgrund eines Bebauungsplans von vor dem 3. März geplant seien und bis Ende des Jahres in Betrieb gingen.

Änderungen an den Solarplänen insgesamt werden allerdings nicht nur innerhalb der Koalitionsfraktionen angestrebt: Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) macht ebenso wie ein Reihe von ostdeutschen Ländern Front gegen die Kürzungen, die als überzogen kritisiert werden. Die Novelle des Erneuerbaren Energien Gesetzes (EEG) ist allerdings im Bundesrat nicht zustimmungspflichtig.

Verbraucherschützer mit eigener Stiftung

Verbraucherschützer in Deutschland wollen ihre Beratungsangebote ausweiten und dazu eine Stiftung gründen. Die neue Organisation soll den Namen Deutsche Stiftung Verbraucherschutz tragen und in einem Monat arbeitsfähig sein, wie der Tagesspiegel unter Berufung auf den Bundesverband Verbraucherzentralen (VZBV) berichtete. Als Stiftungschef ist demnach VZBV-Vorstand Gerd Billen vorgesehen.

Als neue Geldgeber sind dem Blatt zufolge Verbände, Banken, Versicherungen, Handelsunternehmen und Krankenkassen vorgesehen. Zudem bemühe sich die geplante Stiftung bei der Bundesregierung darum, einen Teil der Geldbußen zu bekommen, die Kartellsünder zahlen. Auch eine Beteiligung an den Ökosteuereinnahmen und an den Erlösen, die der Bund aus dem Emissionshandel erzielt, kommt nach Meinung der Verbraucherschützer zur Finanzierung in Frage.

Die Größenordnung orientiert sich dem Bericht zufolge an der Stiftung Warentest, die derzeit über ein Stiftungskapital von 42 Millionen Euro verfügt, das aber mit Hilfe des Bundes bis 2012 auf 72 Millionen wachsen wird.

© sueddeutsche.de/AP/dpa/Reuters/AFP/jcb - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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