Wen nehmen?:Den richtigen Handwerker finden

Über das Internet ist die Auswahl einer Fachkraft fast ein Kinderspiel. Aber das billigste Angebot ist nicht automatisch das beste. In gewisser Weise erschwert das Netz sogar die Suche.

Über das Internet ist die Suche nach einem Handwerker fast ein Kinderspiel. Portale vermitteln, der Kunde sucht aus. Wolfgang Rink von der Handwerkskammer Berlin schränkt allerdings ein: "Das ist nicht so einfach, denn das billigste ist nicht automatisch das beste Angebot." In gewisser Weise erschwert das Netz sogar die Suche. Während sich Kunden früher durch die Gelben Seiten arbeiteten oder zum Dienstleister um die Ecke gingen, haben sie nun einen viel größeren Aktionsradius. Damit steigt die Gefahr, an den Falschen zu geraten oder zu viel zu bezahlen. "Um die Anfahrtskosten in Grenzen zu halten, ist es ratsam, eine Firma in der Nähe zu suchen", sagt Rink. Er empfiehlt, mehrere Angebote einzuholen - zwei bis fünf je nach Projekt.

Doch Kostenvoranschläge sind nicht immer gratis. "Kunden sollten unbedingt vorher fragen, ob und wie viel sie kosten", rät Josina Starke von der Verbraucherzentrale Niedersachsen. Sie sollten alle notwendigen Positionen wie Leistungsbeschreibung, Arbeitszeit, Materialkosten, Preis und Fahrkosten enthalten. "Kostenvoranschläge sind nicht verbindlich, das wissen viele Verbraucher nicht", sagt sie. Der Handwerker darf bis circa 15 Prozent von seiner Kalkulation abweichen, ohne den Kunden vorher zu informieren. Wird es am Ende wesentlich teurer, muss der Handwerker den Kunden aber aufklären. Dieser kann dann gegebenenfalls den Vertrag kündigen und muss nur für die bis dahin erbrachten Leistungen aufkommen.

"Der Auftraggeber kann selbst viel dazu beitragen, dass die Kostenvoranschläge realistisch sind", meint Starke. "Indem er möglichst genau formuliert, was der Handwerker machen soll und das möglichst vorab mit ihm bespricht, erleichtert er die Kalkulation." Denn häufig wird ein Auftrag teurer, weil während der Arbeiten noch zusätzliche Wünsche berücksichtigt werden.

Sich nur auf den Angebotspreis zu verlassen, ist keine gute Idee. "Die Leistungsbeschreibung wird oft gar nicht genau gelesen, in der Annahme, dass das Angebot alle erforderlichen Leistungen beinhaltet", sagt Michael Sattler, Fachanwalt im Verband Wohneigentum. Außerdem gibt es Details, die der Laie meist nicht kennt. Wird ein Einheitspreis von 25 Euro pro Quadratmeter für das Streichen einer geschätzt 40 Quadratmeter großen Wand vereinbart, muss man mehr bezahlen, wenn die Wand doch größer ist. Oder es wird ein Pauschalpreis angeboten. Dann müsse man explizit vereinbaren, dass die gesamte Leistung zu diesem festen Preis erbracht wird, unabhängig von Änderungen.

Vorsicht bei der Abrechnung nach Stundenlöhnen. Diese wird oft von den Firmen angestrebt, wenn der Aufwand schwer vorherzusehen ist. "Es besteht die Gefahr, dass der Handwerker die Arbeiten bewusst verzögert oder unproduktive Zeiten mitberechnet", erklärt Sattler.

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