Weltbank-Präsident Wolfowitz unter Druck:Rücktrittsforderungen aus dem eigenen Haus

Die Begünstigung seiner Partnerin könnte den Weltbank-Präsidenten Paul Wolfowitz den Job kosten. Genau das fordert bereits der Betriebsrat im eigenen Haus. Auch der Verwaltungsrat geht nach einem Krisentreffen inzwischen auf Distanz zu dem Vertrauten von US-Präsident Bush.

In der Affäre um die Beförderung der Lebensgefährtin von Weltbank-Präsident Paul Wolfowitz sind jetzt erste Rücktrittsforderungen laut geworden. Der Betriebsrat der Weltbank verlangte am Donnerstagabend seinen Amtsverzicht, weil er "das Vertrauen des Personals in seine Führungsrolle zerstört hat".

"Er muss ehrenvoll handeln und zurücktreten", hieß es in einer Erklärung. Der Exekutivrat solle einen neuen Präsidenten suchen.

Wolfowitz' Partnerin hatte nach seinem Amtsantritt 2005 einen höher gestellten Posten und eine den beträchtliche Gehaltserhöhung erhalten, die den Regeln der Bank widerspricht.

Fehler eingeräumt

Der Weltbank-Chef hatte sich daraufhin am Donnerstag öffentlich entschuldigt und Fehler zugegeben. Rückblickend betrachtet hätte er sich aus den Verhandlungen über den Postenwechsel heraushalten sollen, sagte Wolfowitz. "Persönliche Interessen" hätten in der Angelegenheit aber keine Rolle gespielt, beteuerte er. Er werde in der Angelegenheit jeder Empfehlung des Weltbank-Exekutivrates folgen, die an ihn herangetragen werde.

Der Verwaltungsrat der Weltbank betonte unterdessen, dass er der Gehaltserhöhung der Lebensgefährtin von Weltbankchef Paul Wolfowitz niemals zugestimmt habe.

Nach einem eintägigen Krisentreffen veröffentlichten die 24 Direktoren in der Nacht zum Freitag (Ortszeit) eine Erklärung, in der es heißt, weder das Ethikkomitee noch deren Vorsitzender oder der Verwaltungsrat hätten die Bedingungen der Vereinbarung "kommentiert, geprüft oder abgesegnet".

"Informeller Rat"

Das Ethikkomitee habe lediglich den "informellen" Rat gegeben, dass Shaha Riza versetzt und für die Unterbrechung ihrer Karriere entschädigt werden solle.

Als Wolfowitz 2005 zur Weltbank wechselte, wurde seine Lebensgefährtin den Vorschriften gemäß versetzt, da "romantische Beziehungen" zwischen Vorgesetzten und Angestellten verboten sind.

Vor ihrem Wechsel ins Außenministerium wurde sie aber eiligst befördert und erhielt eine beträchtliche Gehaltserhöhung auf Kosten der Weltbank.

Die Affäre gilt als besonders pikant, da Wolfowitz seit seinem Amtsantritt vehement für die Bekämpfung von Korruption und Vetternwirtschaft in aller Welt eintritt. Aus der Weltbank hieß es, die Affäre berge ein "hohes Reputationsrisiko" für die Institution.

Die Affäre überschattet die Frühjahrstagung von Weltbank und internationalem Währungsfonds an diesem Wochenende.

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