Wechselkurse:Problemfälle Dollar,Yuan und Yen

Die Euro-Finanzminister finden klare Worte: Die USA, China und Japan sollen ihre Währungen stabilisieren. Über den starken Euro sind sich die Minister allerdings nicht ganz einig.

Alexander Hagelüken

Nachdem der Euro von Rekord zu Rekord eilt, wollen Europas Finanzminister wirtschaftliche Schäden wie einen Einbruch des Exports vermeiden. Ungewohnt deutlich fordern die EU-Staaten China, Japan und die USA auf, ihre Währungen zu stabilisieren. Auf Entgegenkommen können sie aber kaum hoffen.

Nach einer Sitzung der Euro-Finanzminister machte deren Vorsitzender Jean-Claude Juncker unter den Weltwährungen drei Problemfälle aus: "Erstens China, zweitens der Dollar, drittens der Yen." In einer Aktion ohne Vorbild will Juncker noch dieses Jahr mit Zentralbank-Präsident Jean-Claude Trichet und EU-Währungskommissar Joaquín Almunia nach Peking reisen, um mit der Regierung zu sprechen.

Der Euro war am 1. Oktober auf einen neuen Rekordstand von 1,43 US-Dollar gestiegen. Weil der Yuan an den Dollar gekoppelt ist, kletterte der Euro auch im Verhältnis zur chinesischen Währung. In das Land geht inzwischen ein Viertel aller deutschen Asien-Exporte. "Wir werden unseren chinesischen Freunden nahebringen, was wir von den Wechselkursen halten", sagte Juncker. "Wechselkurse sollen die wirtschaftlichen Eckdaten widerspiegeln".

Peking bleibt hart

Die amerikanische Regierung drängt Peking seit längerem, die Währung gemäß den realen Wirtschaftsverhältnissen steigen zu lassen. Für Europa ist diese starke Aufforderung dagegen neu.

Währungskommissar Almunia sagte am Dienstag, eine Aufwertung des Yuan würde das "weltweite Ungleichgewicht" beseitigen. Der Yuan gilt als stark unterbewertet. Dies erleichtert China Exporte und fördert das wirtschaftliche Wachstum, während es Ausfuhren Europas oder der USA erschwert. Ein Sprecher des Außenministeriums in Peking erklärte allerdings umgehend, das Land wolle bei seiner Währungspolitik bleiben.

Die Euro-Finanzminister nahmen auch den japanischen Yen ins Visier. Die japanische Wirtschaft sei auf dem Weg der Erholung, das sollte sich auch bei der Bewertung des Yen widerspiegeln, sagte Juncker. Ungewöhnlich deutlich äußerten sich die Minister zum Dollar: "Wir haben mit großer Aufmerksamkeit zur Kenntnis genommen, dass die amerikanischen Behörden erneut bestätigt haben, dass ein starker Dollar im Interesse der US-Wirtschaft ist", erklärte Juncker. Es ist zu erwarten, dass die Europäer ihre kritische Haltung beim Treffen der sieben wichtigsten Industriestaaten (G7) in anderthalb Wochen in Washington vertreten.

Allerdings gibt es in der Wortwahl durchaus Unterschiede. Die französische Regierung warnt seit langem lautstark vor einem starken Euro und Einbußen für europäische Exporteure. Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD) vermied dagegen, den Euro herunterzureden. Es gebe zwar in einigen Branchen in Deutschland Probleme wegen des Euro-Höhenflugs. Generell sei die deutsche Wirtschaft aber weniger anfällig für Wechselkursschwankungen als andere Länder.

Lieber stark als schwach

"Mir ist ein starker Euro lieber als ein schwacher Euro", sagte Steinbrück. Weniger als zehn Prozent der deutschen Exporte gehen in die USA. Fast die Hälfte der Waren werden in Euro-Staaten verkauft, wobei es kein Währungsrisiko gibt.

Die EU-Finanzminister prüfen in den nächsten Monaten, welche Konsequenzen sie aus den Turbulenzen an den Finanzmärkten durch die Ausfälle am US-Immobilienmarkt ziehen. Untersucht wird unter anderem die Rolle von Hedge-Fonds und die Bilanzierung von verbrieften Risiken, die bisher in Zweckgesellschaften außerhalb der Bücher geführt werden.

Ein Thema wird auch die Rolle der Ratingagenturen sein, die in den vergangenen Monaten riskante Immobilienforderungen mit hohen Bonitäten bewertet hatten. Ihnen wird vorgeworfen, Anleger unzureichend über Risiken aufgeklärt zu haben.

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