Wechsel der Kfz-Versicherung:Policen-Poker

Die Autoversicherung wird günstiger und kundenfreundlicher. Autofahrer können sich freuen. Doch wer diese Vorteile nutzen möchte, muss noch bis zum 30. November kündigen und kann dann ab Januar besser fahren.

Uwe Schmidt-Kasparek

Die Aussichten für finanzielle Vorteile sind gut, denn der Wettbewerbsdruck ist in diesem Jahr besonders hoch. Neue Anbieter wollen am Geschäft mit Autopolicen teilhaben. Mit HDI 24, Hannoversche Direkt, Zurich Connect und Admiral direkt gibt es gleich vier neue Internet-Anbieter für Autoversicherungen. Zudem verkauft nun die Direct Line Kfz-Policen über Karstadt, nachdem das Unternehmen seine Produkte bereits über Tchibo, C&A und Otto vertreibt.

"Bei uns purzeln täglich die Preise", sagt Ivana Höltring von der Nafi-Unternehmensberatung. Über 180 Kfz-Versicherungstarife vergleicht der Marktbeobachter derzeit in seiner Datenbank. Verbraucher sollten dies ebenfalls tun. Denn wie die beispielhafte Auswertung des Marktbeobachters aspect-online zeigt: Wer vom teuersten zum günstigen Anbieter umsteigt, kann bis zu 63 Prozent sparen. Dabei sollten die Kunden aber trotzdem auf die Leistungen achten, sonst gibt es im Schadenfall ein böses Erwachen. Die Autoversicherung ist nämlich durch ihre vielen unterschiedlichen Tarife noch komplizierter geworden.

Um gerechte Entschädigungsquote kämpfen

Selbst die Stiftung Warentest musste das jetzt erkennen und korrigierte einen Analysebogen, in dem der Eindruck entstand, es gebe Autoversicherer, die ab 2008 vollkommen auf den gefährlichen Ausschluss der groben Fahrlässigkeit verzichten würden. "Wir weisen jetzt immer darauf hin, dass die Versicherer bei Alkohol, Drogen und Diebstahl auch künftig grobe Fahrlässigkeit einwenden", erläutert eine Sprecherin der Stiftung. Somit müssen selbst Autofahrer, die eine Komfortpolice wählen, damit rechnen, dass sie etwa bei Diebstahl des Autos leer ausgehen.

"Künftig können sie aber um eine gerechte Entschädigungsquote kämpfen", erläutert Jörg Elsner, Vorsitzender der Verkehrsanwälte im Deutschen Anwaltverein aus Hagen. Die gilt bei Magerpolicen, wie der Ineas Basic, der Asstel Mobil oder der WGV Basis auch bei jedem Fahrfehler. Und selbst die Ontos Premium hat sich bei besonders schweren Verkehrsverstößen eine Ausflucht offengelassen. Wer ab 2008 keinen neuen Vertrag hat, unterliegt im Zweifel noch dem "Alles-oder-nichts-Prinzip". Hält der Richter die Handlung - etwa das Aufheben einer Musikkassette aus dem Fußraum eines Autos - für grob fahrlässig, darf der Versicherer die gesamte Kaskoentschädigung streichen. Bei einem Totalschaden geht es dann schnell um 20 000 oder mehr Euro.

Lesen Sie weiter, worauf Neuwagenbesitzer achten müssen.

Policen-Poker

Aufpassen müssen auch Neuwagenbesitzer. Nur Komfortpolicen bieten überdurchschnittlich lange Neuwertentschädigungen an. Wird der Wagen dann beispielsweise nach 15 Monaten gestohlen, ersetzen diese Tarife den vollen Wertverlust, der je nach Modell gut 30 Prozent betragen kann. Ganz neu: Immer mehr Versicherer gewähren, wie bisher nur die Autohersteller, Schutz gegen die Unterdeckung beim Leasingfahrzeug. Kommt es hier zum Totalschaden, zahlt beispielsweise die HUK-Coburg in ihrem Classic-Tarif die Lücke zwischen Wiederbeschaffungswert und der Forderung der Leasinggesellschaft.

"Postleitzahlengebiet mit niedriger Bonität"

Vollkommen unübersichtlich ist mittlerweile die Preisfindung. Immer mehr Faktoren entscheiden den Beitrag. Wie auf einer Waage werden positive und negative Kriterien auf die Seiten verteilt. Neben Wohnort, Modell und Kilometerleistung versuchen die Versicherer auch über sozioökonomische Daten auf das Fahrverhalten ihrer Kunden rückzuschließen. Wer etwa eine Immobilie hat oder sein Auto selbst finanziert, gilt als solide und zahlt weniger. Ein Kunde aus Wuppertal wurde hingegen vom Direktversicherer Cosmos mit der Begründung abgewiesen, er wohne in einem "Postleitzahlengebiet mit niedriger Bonität". Autofahrer sollten daher ihre Police nicht vorschnell kündigen, sondern nach einem Online-Vergleich erst prüfen, ob sie tatsächlich zu den günstigen Preisen angenommen werden.

"Unseren Vergleich kann man jetzt vollkommen anonym durchführen", sagt Wolfgang Schütz vom Vergleichsportal aspect-online. Die Abfrage von Adressdaten hatte regelmäßig zu einer Abbruchquote von rund einem Viertel der Kunden geführt. Möglich ist zudem ein Leistungsvergleich. Ähnliches bieten auch www.nafi-auto.de und www.fss-online.de.

Wer besonders viel sparen will, kann einen Werkstattbindungstarif wählen. Der liegt voll im Trend. "Fast jeder Versicherer bietet inzwischen einen Tarif mit Werkstattbindung an", sagt Nafi-Vertreterin Höltring. Wer auf dieses Stück Freiheit verzichten kann, der bekommt beispielsweise bei der HUK-Coburg in der Kaskoversicherung einen Nachlass von 20 Prozent. "Wir geben als Sicherheit aber eine Dreijahresgarantie auf die Reparatur, achten darauf, dass unsere Partnerwerkstatt nur Originalteile einbaut und treten notfalls in die Herstellergarantie ein", verspricht Rolf-Peter Hoenen, Chef der HUK-Coburg. Wer hier spart, kann sich dann weiteren zusätzlichen Schutz leisten. Ganz wichtig ist Fahrerschutz: Nach einem selbstverschuldeten Unfall sind zwar in jedem Fall alle Insassen versichert, nicht aber der Fahrer des Wagens.

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