Vorsicht bei Renovierungsarbeiten:Gefährliche Altlasten

Holzbauteile und Kunststoffböden sind oft mit giftigen Substanzen belastet.

Wer ein Haus renoviert, sollte seinen Blick nicht nur nach vorne richten, denn die Gefahren lauern vor allem in der Vergangenheit. In vielen alten Häusern finden sich Schadstoffe, weil in den vergangenen Jahrzehnten gesundheitsgefährdende Produkte und Materialien verbaut wurden, die damals noch als unbedenklich galten.

bauarbeiter mit atemschutz; iStock

In vielen alten Häusern finden sich Schadstoffe, weil in den vergangenen Jahrzehnten gesundheitsgefährdende Produkte und Materialien verbaut wurden, die damals noch als unbedenklich galten.

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,,Es besteht die Gefahr, dass der Laie diese Gefährdung durch Altlasten nicht selbst erkennt'', sagt Dirk Petersen von der Verbraucherzentrale Hamburg. Oft würden die aggresiven Substanzen erst bei den Renovierungsarbeiten freigelegt.

Vorsicht ist keinesfalls nur bei verdächtigen Kunststoffen geboten. Gesundheitsgefahren bestehen beispielsweise auch bei Arbeiten an Holzbauteilen, wie sie sich häufig in Speichern oder an alten Holzdecken finden. ,,Problematisch sind in den 1960er bis 1980er Jahren errichtete Häuser'', sagt Hans Ulrich-Raithel vom Umweltinstitut in München.

Hier müssten Hausbesitzer damit rechnen, dass auch das Holz in den Innenräumen mit einem Holzschutzmittel behandelt wurde, das inzwischen verbotene Wirkstoffe wie DDT, Lindan oder PCP enthält. Die Giftstoffe sind hartnäckig und halten sich oft mehrere Jahrzehnte in den Bauteilen.

Mit Anzug und Maske

,,Bei Zweifeln sollten Renovierer, besonders vor Arbeiten wie Abschleifen, eine Analyse auf Holzschutzmittel in Auftrag geben'', sagt Ulrich-Raithel. Falls festgestellt wird, dass Giftstoffe vorhanden seien, sollten die betroffenen Verkleidungen und Balkenteile so weit wie möglich entfernt werden. Ist das nicht möglich, biete es sich an, diese Holzteile mit einem Schutzanstrich zu ,,maskieren''. So werde weitgehend verhindert, dass die Holzschutzmittel in den Raum gelangen könnten. Ein solcher Schutzanstrich hält nach Angaben des Experten etwa zehn Jahre.

Auch alte Glas- und Steinfaserdämmstoffe können beim Ausbau eine gesundheitsschädigende Wirkung haben. ,,Heimwerker sollten bei dieser Arbeit eine Atemschutzmaske mit der Bezeichnung FFP-3 tragen'', so Ulrich-Raithel.

Gefährliche Altlasten

Diese Maske hält die feinen Fasern der Mineralwolle fern, die beim Ausbau in die Raumluft gelangen und Krebs verursachen können. Da die Mineralwolle zu einem Juckreiz auf der Haut führen kann, ist es ratsam, zudem Handschuhe und einen Einweganzug zu tragen.

Gefahr von unten

Ein großes Gefahrenpotential bergen auch viele Fußböden. So können krebserregende polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) in schwarzen Teerklebern enthalten sein. ,,Diese Kleber wurden vor allem in den 1950er und 1960er Jahren auf Betonböden verklebt'', sagt Ulrich-Raithel. Ob und wann ein Parkett mit belastetem Kleber herausgerissen werden muss, hängt nach Angaben der Stiftung Warentest in Berlin vom Zustand des Parketts ab.

Solange die schadstoffhaltigen Kleber unter einer dicht versiegelten Holzoberfläche liegen, bestehe für die Bewohner kaum Anlass zur Sorge. Bei gut erhaltenen Böden reiche daher regelmäßiges Saugen und Wischen aus.

Anders sei dies bei Parkett mit gelockerten Teilen oder Ritzen in der Oberfläche. Hier bestehe die Gefahr, dass die Klebermasse zu winzigen Partikeln zermahlen wird und an die Oberfläche gelangt - der Boden muss dann saniert oder entfernt werden. ,,Ob ein Kleber PAK enthält, lässt sich über eine Analyse des Hausstaubes oder abgekratzter Reste des Klebers feststellen'', sagt Verbraucherschützer Petersen.

Gefährliche Altlasten

Asbest-Gefahren

,,Gefährlich können auch asbesthaltige Bodenbeläge aus PVC werden'', sagt Folke Dettling vom Umweltbundesamt in Dessau. Diese Beläge seien bis Mitte der 1980er Jahre eingebaut worden. Werden sie beschädigt oder unsachgemäß entfernt, könnten hohe Konzentrationen an Asbestfasern entstehen und die Räume kontaminieren.

Ein hohes Risiko besteht bei Cushion-Vinyl-Belägen. ,,Dabei handelt es sich meist um PVC-Bahnen mit auffälligem Fliesendekor'', sagt Ulrich-Raithel. Die Unterseite dieser Beläge könne mit Asbest-Pappe beschichtet sein. Wegen der schwachen Bindung der Asbestfasern seien sie besonders gefährlich.

Häufig befinde sich der Giftstoff auch in sogenannten Flex-Platten. ,,Asbesthaltige Böden dürfen auf keinen Fall selbst entfernt werden'', sagt Dettling. Bei allen Arbeiten müsse eine Fachfirma herangezogen werden, die auf Asbest spezialisiert ist.

Weitere Informationen gibt der Ratgeber ,,Gesund wohnen - Schadstoffe beseitigen'' der Verbraucherzentralen. Er kann für 12,30 Euro bestellt werden beim Versandservice der Verbraucherzentralen, Adersstraße 78, 40215 Düsseldorf. Tel.: 0180 / 500 14 33, publikationen@vz-nrw.de

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