Vor Krisengipfel zu Griechenland:Schuldenerlass für Athen rückt näher

Nach Monaten des Bangens kann die griechische Regierung darauf hoffen, einen Teil ihrer Schulden loszuwerden. Die Euro-Länder bereiten offenbar den Rückkauf von griechischen Staatsanleihen vor. Investoren müssten dann hohe finanzielle Verluste hinnehmen. Allerdings gibt es auch noch andere Lösungskonzepte.

Cerstin Gammelin, Brüssel

Die griechische Regierung kann darauf hoffen, einen Teil ihrer Schulden loszuwerden. Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung bereiten sich die Euro-Staaten darauf vor, griechische Staatsanleihen zurückzukaufen. Die Papiere sollen mit hohen Abschlägen vom Markt gekauft werden - für einige Investoren dürfte das Verluste bedeuten, für Griechenland de facto einen teilweisen Schuldenerlass. Am Donnerstag soll das Konzept auf einem Euro-Sondergipfel in Brüssel beschlossen werden.

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Griechenland kann auf einen teilweisen Schuldenerlass hoffen.

(Foto: dpa)

Die Arbeitsgruppe der Euro-Länder für die Griechenland-Hilfe tage beinahe ununterbrochen, um bis Donnerstag eine beschlussreife Lösung zu finden, hieß es in Brüssel. Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung liegen noch mindestens drei Konzepte auf dem Tisch, die helfen sollen, die Schulden Athens spürbar zu reduzieren. Das ist nötig, damit das Land langfristig wieder ohne Finanzhilfe von außen wirtschaften kann. Griechenland hat derzeit rund 340 Milliarden Euro Schulden. Es gilt als unwahrscheinlich, dass das Land diese Summe - trotz aller Hilfen der Euro-Länder - aus eigener Kraft wird zurückzahlen können.

Zwei der in Brüssel besprochenen Konzepte sehen den Rückkauf griechischer Staatsanleihen mit möglichst hohen Abschlägen vor. Zum einen könnte der Euro-Rettungsfonds EFSF der Regierung in Athen im Rahmen des geplanten zweiten Hilfspakets eine hohe Summe zur Verfügung stellen, die Athen nutzt, um die Papiere am Markt, also auch von privaten Investoren wie Banken und Versicherungen, aufzukaufen.

In der Praxis würde das bedeuten: Athen kauft beispielsweise eine 1000-Euro-Anleihe für 500 Euro zurück - gibt also 500 Euro aus, um die Schulden um 1000 Euro zu senken. Der Abschlag betrüge in diesem Fall 50 Prozent. Gläubiger, die die Anleihe einst zum Nennwert von 1000 Euro gekauft haben, würden deutlich verlieren. Je höher der Abschlag ausfällt, umso stärker könnte Griechenland die Schulden reduzieren. Offen ist allerdings noch, wie die Besitzer der Staatsanleihen überzeugt werden sollen, die Papiere für einen Bruchteil des ursprünglichen Wertes zu verkaufen. Offen ist auch die Höhe des Abschlags.

Zweitens wird darüber nachgedacht, dass der Euro-Rettungsfonds EFSF selbst griechische Anleihen aufkauft. Dazu müsste allerdings zunächst der Aufgabenbereich des EFSF erweitert werden. Bisher darf der Fonds keine Anleihen vom Markt aufkaufen.

Schließlich liegt nach Angaben von Unterhändlern auch das ursprüngliche deutsche Konzept noch auf dem Tisch. Dieses sieht vor, die Laufzeit fälliger griechische Staatsanleihen um weitere sieben Jahre zu verlängern. Die beiden Rückkaufprogramme gelten derzeit am ehesten als konsensfähig, weil damit vermieden werden kann, dass Griechenland von den Ratingagenturen vorübergehend als "zahlungsunfähig" bewertet werden könnte. Diese Gefahr besteht bei dem dritten Vorschlag aus Berlin.

Bundesbankpräsident Jens Weidmann warnte am Sonntag vor einem Schuldenerlass für Griechenland. Das würde die grundsätzlichen Probleme nicht lösen. Athen habe in den vergangenen Jahren deutlich mehr konsumiert als erwirtschaftet und jedes Jahr zu viele neue Schulden gemacht. "Solange sich daran nichts ändert, schafft selbst ein Schuldenschnitt keine wirkliche Besserung", sagte Weidmann der Bild am Sonntag. Der frühere Wirtschaftsberater von Kanzlerin Angela Merkel warnte zudem davor, die Krise mit gemeinschaftlichen Anleihen der 17 Euro-Länder lösen zu wollen.

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