Vor der EZB-Entscheidung:OECD empfiehlt rasche Zinssenkung

Lesezeit: 1 min

Im Kampf gegen die Krise ist das Geld noch nicht billig genug: Die OECD empfiehlt der EZB einen weiteren Zinssenkungsschritt.

Die OECD rät der Europäischen Zentralbank (EZB) angesichts der Wirtschaftskrise zu einer schnellen Zinssenkung. "Es gibt Spielraum für eine erneute Lockerung der Geldpolitik", sagte der Generalsekretär der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), Angel Gurria, am Mittwoch in Paris. Die Währungshüter sollten schon bei ihrem Treffen am Donnerstag den Leitzins weiter senken.

Die EZB hat bereits die Zinsen gesenkt, die OECD fordert eine weitere Reduzierung. (Foto: Foto: ddp)

Die meisten Analysten gehen davon aus, dass das Zinsniveau von 2,5 auf 2,0 Prozent zurückgenommen wird.

Die OECD erwartet 2009 für die Euro-Zone erstmals überhaupt einen Rückgang der Wirtschaftsleistung. Sie geht von minus 0,6 Prozent aus. Erst Mitte 2010 werde die Konjunktur wieder an Schwung gewinnen, hieß es.

In ihrem am Mittwoch vorgelegten Jahresbericht zeichnet die OECD einen düsteren Teufelskreis aus Finanzkrise, Rezession und Arbeitslosigkeit.

Enorme Risiken

"Die Risiken bleiben enorm", sagte OECD-Generalsekretär Gurría. Im November hatte die OECD schon ein Schrumpfen der Eurozone um 0,6 Prozent und um 0,9 Prozent für Deutschland im laufenden Jahr prognostiziert. "Heute wären die Zahlen weit schwächer", sagte Gurría. Er legte allerdings keine neue konkrete Prognose vor.

Zwar habe durch die EU-weiten Bankengarantien ein Kollaps des Finanzsystems verhindert werden können. Aber es sei nun ein EU-weites Aufsichtssystem notwendig, um eine Wiederholung der Krise zu verhindern. Die Möglichkeiten, die Wirtschaft etwa durch Steuererleichterungen anzukurbeln, seien zunehmend begrenzt, sagte Gurría.

Der Generalsekretär warnte davor, die Haushaltsdisziplin wegen der Krise aufzugeben. Zudem dürften nationale Konjunkturmaßnahmen nicht den Wettbewerb unter den Euro-Staaten verzerren. "Effektive Koordinierung ist der Schlüssel, um das Vertrauen wiederherzustellen." Er beschrieb eine befürchtete Abwärtsspirale für die kommenden Monate: Der starke Anstieg der Arbeitslosigkeit lasse den Konsum einbrechen, wodurch die Nachfrage sinke und die Wirtschaft weiter schrumpfe.

Einziger Lichtblick für die Pariser Wirtschaftsexperten ist das Sinken der Inflationsrate von 4 auf 1,6 Prozent. Ein weiteres Absinken der Inflation sei wahrscheinlich, deswegen seien weitere Leitzinssenkungen möglich.

© sueddeutsche.de/Reuters/AP/mel/hgn - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: