Versorgungswerk:Lohnendes Engagement

Neues Angebot wendet sich vor allem an Mitarbeiter von Stiftungen und an Ehrenamtliche

Ulrich Brömmling

Das Wort Lieblingsthema käme Christine Grundlach wohl nie in den Sinn, wenn es um Altersvorsorge geht. Damit ist die 33-Jährige nicht allein in Deutschland. Die Mitarbeiterin im Kommunikationsteam der Deutschen Wildtier-Stiftung hat sich dennoch früh Gedanken über die Altersvorsorge gemacht. Ihren Vertrag beim Presseversorgungswerk wollte sie eigentlich gerade erhöhen - als sie vom neuen Versorgungswerk für Stiftungen hörte.

Nach einer Beratung war sie schnell überzeugt. Sie schloss einen Vertrag beim Stiftungsversorgungswerk ab und ergänzte so ihre Altersvorsorge. Vor allem die Flexibilität empfindet sie darin als Vorteil: "Sollte ich mich vielleicht später einmal selbständig machen, gilt das Paket weiterhin."

Der Bundesverband Deutscher Stiftungen hat das Stiftungsversorgungswerk in Zusammenarbeit mit einer Unternehmensberatung für betriebliche Vorsorge, The Pension Consultancy (TPC), erarbeitet. Dem Angebot vorausgegangen waren ein Projektbeirat, eine Stiftungsumfrage, Marktrecherchen und eine Ausschreibung. Ergebnis ist ein Konsortium mit HDI Gerling als Konsortialführer, der Gothaer als Konsorte sowie elf öffentlich- rechtlichen Versicherern, zum Beispiel der Versicherungskammer Bayern der Sparkassen-Finanzgruppe.

Wie bei allen Verbandsgruppenverträgen besteht das Angebot aus einem Paket unterschiedlicher Leistungen, die über einen gewöhnlichen Abschluss hinausgehen. So berücksichtigt die TPC bei der Beratung der einzelnen Stiftungs-Geschäftsführungen die jeweils möglichen Kombinationen von betrieblicher Vorsorge mit Riester, Rürup und Privatverträgen. Diese individuelle Bedarfsanalyse gibt es zwar auch außerhalb des Versorgungswerks, doch ein Rechenbeispiel zeigt, dass sich für Stiftungsmitarbeiter ein finanzieller Vorteil ergibt: Schließt ein Arbeitnehmer im Alter von 30 Jahren eine Rentenversicherung ab, erhielte er bei eingezahlten Beiträgen von 42 000 Euro als Ablaufleistung (Endalter 65) 78 100 Euro im Einzelvertrag. Das Stiftungsversorgungswerk bietet dagegen 86 700 Euro, also eine Mehrleistung von 8600 Euro.

In Deutschland arbeiten allein130 000 Menschen in Stiftungen und von ihnen getragenen Einrichtungen. Diese Zahl ist dabei eher bescheiden und vorsichtig geschätzt - möglicherweise sind es bis zu 200 000. Dazu kommen noch einmal viele Hunderttausend Ehrenamtliche. Denn das ist das besondere am Stiftungsversorgungswerk: Die günstigen Bedingungen gelten auch für die jene Menschen, die sich unentgeltlich für das Gemeinwohl einsetzen. "Die Zeit war reif, dass auch auf dem Rentensektor etwas fürs eigene Engagement getan werden kann", sagt Olaf Werner, Direktor des Instituts für Stiftungswesen an der Friedrich Schiller Universität Jena. Allerdings gibt er zu bedenken, dass gerade kleine Stiftungen darauf angewiesen sind, dass Ehrenamtliche nichts kosten. Zumindest eines der Modelle des Stiftunsgversorgungswerks sieht vor, dass die Beiträge je zur Hälfte von der Stiftung und dem jeweiligen Mitarbeiter aufgebracht werden. Bei Ehrenamtlichen gibt es aber auch andere Lösungen.

Entscheidet sich eine Stiftung für das Versorgungswerk, so ist die neue Lösung auch ein besonderes Angebot an eine stetig noch wachsende Gruppe von Engagierten. Erfreulich ist auch die Portabilität des Vertrages: Wer einmal eine Versicherung über das Stiftungsversorgungswerk abgeschlossen hat, kann den Vertrag zum nächsten Arbeitgeber mitnehmen - auch wenn es sich dann um einen Job in der freien Wirtschaft handelt.

Wichtigste Bedingung für einen Abschluss- ob angestellt oder ehrenamtlich tätig: Der Einsatz muss von einer Stiftung koordiniert werden, die Mitglied im Verband Deutscher Stiftungen ist. Dem Dachverband ist damit kein schlechter Coup gelungen: Neben den weichen Argumenten der Solidarität mit anderen Stiftungen oder der Unterstützung der Interessenvertretung kann der Verband auch mit klaren finanziellen und steuerlichen Vorteilen für eine Mitgliedschaft werben. Auch wer als Privatperson Mitglied ist, kann die steuerlichen Riester- und Rürup- Vorteile zu den Bedingungen des Versorgungswerkes wahrnehmen.

Wie hoch die Zahl der Abschlüsse sein wird, darüber wagt man im Verband allerdings keine Schätzung. Ohnehin startete der Echtvertrieb erst im November 2007. Bisher haben etwa 50 Stiftungen konkretes Interesse am Stiftungsversorgungswerk geäußert. Cord Brockmann, Geschäftsführender Gesellschafter der TPC-Group, äußert sich zufrieden: "Für die Neueinführung einer Verbandslösung zur betrieblichen Vorsorge sind die Ergebnisse ein insgesamt erfreulicher Auftakt."

Kaum ist das Vertragswerk auf den Weg gebracht, schmiedet man Pläne für die Zukunft. Hermann Falk, Mitglied der Geschäftsleitung beim Bundesverband Deutscher Stiftungen, wünscht sich, dass auch die Anlageformen des eingezahlten Geldes dem gemeinnützigen Stiftungshandeln entsprechen. Ethische Vermögensanlagen heißt hier das Zauberwort. Gerade das Interesse von ehrenamtlichen Mitarbeitern an einem Vertrag über das Versorgungswerk wird in den nächsten Jahren mit Spannung betrachtet. Denn diese Möglichkeit ist absolutes Neuland auch für die Stiftungen. Vor diesem Hintergrund ist es beachtlich, dass das erste Projekt mit einer Stiftung, das die Versorgung von Ehrenamtlichen beinhaltet, bereits angelaufen ist.

Das Stiftungswesen in Deutschland ist ein zunehmend wachsender Markt. Schon heute gibt es fast 16 000 Stiftungen, in Zukunft rechnet man jedes Jahr mit mehr als 1000 Neugründungen. Der Bundesverband vertritt über seine Mitglieder etwa 6000 Stiftungen. Wer in einer dieser Stiftungen engagiert ist, kann entweder bei der Geschäftsführung Interesse am Stiftungsversorgungswerk anmelden oder direkt mit TPC Kontakt aufnehmen. Ob Altersvorsorge dadurch zum Lieblingsthema wird, bleibt offen. Zumindest sind aber schon mal freundlichere Voraussetzungen geschaffen.

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