Versicherung im Internet:Per Mausklick zur Police

Auf der Jagd nach der günstigsten Versicherung landen Verbraucher häufig bei Vergleichsportalen oder dem Online-Angebot der Versicherer. Ein Abschluss im Internet kann durchaus Geld sparen helfen. Doch bei manchen Versicherungsarten ist die Online-Variante heikel.

Von Anne-Christin Gröger, Köln

Die Allianz baut ihren Online-Vertrieb aus. Auf einer neuen Webseite können sich Verbraucher verschiedene Angebote des Versicherers durchrechnen lassen und vergleichen, bevor sie sich für eine Police entscheiden. Damit Kunden auch Verträge über ihr Smartphone oder das Tablet abschließen können, hat der Konzern die Fragebögen stark vereinfacht. Damit will die Allianz Vorreiter bei der Digitalisierung werden. Aber auch andere Gesellschaften machen Verbrauchern Online-Angebote.

Welche Angebote gibt es im Netz?

Versicherungen online abzuschließen ist bequem und gerade bei Auto-Policen äußerst beliebt. Viele Versicherer betreiben Direktversicherungstöchter, auf deren Seiten Kunden mit wenigen Klicks zum gewünschten Vertrag kommen. Die CosmosDirekt ist auf Lebensversicherungen spezialisiert und gehört zur Generali. Die Huk-Coburg betreibt die Huk24. Zu Ergo gehört ErgoDirekt. Auf Portalen wie Check24, Verivox oder autoversicherung.de können Verbraucher Angebote verschiedener Versicherungsgesellschaften vergleichen und online abschließen.

Wer steckt hinter Vergleichsportalen?

Dahinter stecken wirtschaftlich eigenständige Unternehmen. Sie sind Makler oder Versicherungsvertreter. "Verbraucher sollten wissen, dass Vergleichsportale nicht unabhängig sind, sondern dass dahinter ökonomische Interessen stehen", sagt Bianca Boss vom Bund der Versicherten (BdV). Die Versicherer kooperieren mit diesen Portalen und zahlen für jeden abgeschlossenen Vertrag eine Provision. Beim Marktführer Check24 sind das in der Autoversicherung 70 bis 100 Euro pro Police. Zudem bieten die Online-Betriebe oft nicht den gesamten Marktüberblick. "Manche Versicherer verkaufen überhaupt nicht über Online-Portale, andere sind nur bei einzelnen vertreten", sagt Boss.

Was zeichnet ein gutes Portal aus?

Die europäische Versicherungsaufsicht Eiopa hat dazu einen Leitfaden veröffentlicht. Zu den Qualitätsmerkmalen, die dort genannt werden, gehört beispielsweise der Hinweis, wie viele Versicherungen verglichen werden und warum sie für den Vergleich herangezogen wurden. Außerdem sollten die Portale nicht nur den Preis vergleichen, sondern auch Bedingungen wie Laufzeit, Selbstbeteiligungen oder Ausschlussklauseln. Der Anbieter sollte sein Finanzierungskonzept offenlegen. Wenn er eine Provision vom Versicherer bekommt, sollte das gekennzeichnet sein. Kunden sollten erkennen können, mit wem das Portal zusammenarbeitet und wie die Zusammenarbeit aussieht.

Wie sollten Verbraucher einen Online-Abschluss vorbereiten?

Verbraucherschützer raten, sich zunächst gut über eine geplante Police zu informieren. "Vergleichsportale gehen vor allem nach dem Preis", sagt Peter Grieble von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. Die Bedingungen werden häufig nicht beim Vergleich berücksichtigt. Er sieht eine Gefahr bei Internetabschlüssen: Mit ein paar Klicks ist alles erledigt, ohne dass der Kunde genau geprüft hat, ob die Bedingungen tatsächlich zu seinen Wünschen passen. Auch bei Direktversicherern lohnt sich ein Blick ins Kleingedruckte. Beispiel Kfz-Versicherung: "Manche Anbieter versichern keine grobe Fahrlässigkeit, andere nur den Zusammenstoß mit Haarwild", sagt Boss vom BdV. Stößt der Fahrer mit einer Kuh oder einem Hund zusammen, ist das nicht versichert und Ärger programmiert.

Welche Policen lassen sich besonders gut im Internet abschließen?

Hat sich der Kunde vorab genau über Bedingungen und Ausschlüsse informiert, spricht nichts dagegen, eine Kfz-Versicherung, eine private Haftpflicht oder eine Hausratversicherung über das Internet abzuschließen, sagt Grieble. Auch eine Rechtsschutzversicherung lässt sich gut online kaufen. Vorsicht ist hingegen bei Wohngebäudeversicherungen geboten. Hier sollte der Neuwert versichert sein, es besteht die Gefahr, dass Kunden ohne Sachkenntnis einen zu niederen Gebäudewert versichern.

Welche Policen sollten Kunden besser nicht online kaufen?

Monika Maria Risch, Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Versicherungsrecht im Deutschen Anwaltverein, rät davon ab, Lebensversicherungen oder Berufsunfähigkeitspolicen im Internet abzuschließen. Bei diesen Policen müssen Kunden genaue Angaben zu ihrem Gesundheitszustand machen. Danach berechnen die Versicherer die Prämie. Wer sich mit Rückenschmerzen herumplagt, Allergien hat oder regelmäßig Medikamente einnimmt, muss einen Risikozuschlag zahlen oder mit Ausschlüssen rechnen. "Die Gesundheitsfragen lassen sich online durch Anklicken nur unzureichend beantworten", sagt Risch. Gerade bei Policen, die die Existenz absichern, ist jedoch wichtig, dass die Angaben korrekt und vollständig sind. Sonst kann der Versicherer im Schadensfall die Zahlung verweigern und sich darauf berufen, dass der Kunde bei Vertragsabschluss unehrlich war.

Welche Gefahren drohen noch ?

Weil es bei Berufsunfähigkeitspolicen um viel Geld geht, gibt es im Schadensfall häufig Streit zwischen den Parteien. Hier ist es gut, wenn der Kunde bei einem Vermittler abgeschlossen hat. Ihn kann er im Notfall um Rat fragen. Ein weiterer Vorteil: "Der Vermittler hat eine Dokumentationspflicht", sagt Risch. Mit seiner Hilfe kann ein Kunde nachweisen, welche Angaben er bei Vertragsabschluss gemacht hat. Möglicherweise liegt die Schuld nicht beim Versicherten. "Wurde der Vertrag bei einem Vermittler abgeschlossen, kann der Kunde anhand des dokumentierten Beratungsgespräches vielleicht auch den Vermittler in Haftung nehmen", sagt sie. Bei Online-Abschlüssen bleibt oft nur die Hotline des Direktversicherers.

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