Vereinigte Staaten:Mit Wucht gegen die Deutsche Bank

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Die Deutsche Bank kämpft in den USA an vielen Fronten: Erst werfen ihr New Yorker Staatsanwälte Betrügereien bei Kreditbürgschaften vor, jetzt bezichtigen Ankläger in Los Angeles das Institut rüder Methoden - und schimpfen es "Slumlord". Die Deutsche Bank ist empört.

Ist die Deutsche Bank schuld daran, dass in Los Angeles Tausende Häuser verwahrlosen und finanzschwache Bewohner drangsaliert werden? Die Staatsanwaltschaft von Los Angeles behauptet genau das - und dokumentiert viele Fälle penibel in Bildern.

Die Deutsche Bank gerät in den USA massiv unter Beschuss der Staatsanwälte. (Foto: dapd)

Ganze Gegenden verkämen und die Kriminalität nehme zu. "Die Deutsche Bank ist einer der größten Besitzer abbruchreifer Häuser in der Stadt Los Angeles", erklärte die Staatsanwaltschaft. Die Deutsche Bank habe sich in Los Angeles mehr als 2200 Häuser bei Zwangsvollstreckungen gesichert, heiß es.

Notwendige Reparaturen habe die Bank unterlassen - die Staatsanwaltschaft nennt das Institut gar einen der größten "Slumlords" von Los Angeles. Das Wort setzt sich aus den amerikanischen Wörtern für Vermieter und Elendsviertel zusammen.

In anderen Fällen habe das Geldinstitut Hausbewohner unrechtmäßig vertrieben, um die Immobilien verkaufen zu können, oder Mieter hätten in baufälligen Häusern leben müssen. Die Bank sei mehrfach auf die Zustände hingewiesen worden, habe aber nichts unternommen. In ihrer Klage führt die Staatsanwaltschaft Missstände in 166 Immobilien ins Feld.

"Jede rote Flagge missachtet"

Seit Monaten sorgen illegale Hauspfändungen in den USA für heftige Kritik an den Kreditinstituten des Landes. In diesem Zusammenhang war auch die Deutsche Bank in die Schusslinie geraten. Sie vertritt als sogenannter Trustee oder Treuhänder die Interessen von Investoren, die Kreditpakete aufgekauft haben. Sie leitet etwa Gelder weiter und verwaltet Dokumente. Ihr Name taucht deshalb auf vielen offiziellen Schreiben auf. Für die Pfändungen sind indes eigentlich die sogenannten Loan Servicer zuständig. Das sind die Gesellschaften, die die einzelnen Hypothekenkredite letzlich verwalten. Sie überwachen, ob Hypotheken bedient werden, registrieren säumige Zahlungen, schrieben Mahnungen und leiteten die Verwertung der Immobilien ein. Gemäß der Verbriefungsdokumentation beantragten die Servicer die Zwangsvollstreckungen im Namen der Treuhänder, obgleich die Treuhänder keine aktive Rolle in den Verfahren spielen sollen.

Darum wies die Bank die Vorwürfe zurück. "Die Staatsanwaltschaft Los Angeles hat Klage gegen die falsche Partei eingereicht", sagte ein Firmensprecher. "Die Deutsche Bank ist in ihrer Rolle als Treuhänderin nicht für die Zwangsvollstreckungen verantwortlich." Dies habe die Bank der Staatsanwaltschaft mehrfach verdeutlicht: "Seit über einem Jahr haben wir der Staatsanwaltschaft Los Angeles mehrfach unsere Hilfe angeboten, die Loan Servicers zu kontaktieren, die für die Erhaltung der zwangsverwalteten Häuser verantwortlich sind. Die Staatsanwaltschaft hat jedoch unsere Hilfe abgelehnt und noch nicht einmal Informationen zur Verfügung gestellt, um welche Liegenschaften es sich überhaupt handelt", erklärte der Deutsche-Bank-Sprecher.

Das Geschäftsmodell der Servicer fördert freilich ein aggressives Verhalten. Es gebe für sie kaum Anreize, Kredite neu zu verhandeln, wenn Hausbesitzer in Schwierigkeiten kämen, sagen Experten. Sie verdienten an Mahnverfahren und Verwertungen der Immobilien deutlich mehr.

Erst am Dienstag hatte die Bundesstaatsanwaltschaft in Manhattan in einem anderen Fall Klage gegen Deutschlands größtes Geldhaus erhoben. Die Deutsche Bank und ihre US-Tochterfirma MortagageIT sollen Angaben zu Krediten für Eigenheimbesitzer geschönt haben, damit der Staat die Finanzierungen absicherte.

MortageIT und die Deutsche Bank hätten jede Art von roter Flagge ignoriert und jede Pflicht zur Prüfung missachtet, bevor sie Tausende staatlich versicherter Hypotheken unterschrieben hätten, sagte der zuständige Staatsanwalt. In diesem Fall, in dem sich die Deutsche Bank ebenfalls zu Unrecht angeklagt sieht, droht dem Dax-Konzern eine Milliardenstrafe.

In Los Angeles sprachen die Staatsanwälte von "möglicherweise mehreren hundert Millionen Dollar".

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