USA: Wall Street:Barrieren gegen den Spontan-Crash

16 Minuten, fast 1000 Punkte Verlust - und ratlose Händler: Nach dem abrupten Kurssturz des Dow Jones vom Donnerstag will die Wall Street nun vorsorgen.

Der vergangene Donnerstag ist noch in schmerzhafter Erinnerung. Innerhalb von 16 Minuten fiel der amerikanische Leitindex Dow Jones um beinahe 1000 Punkte und vernichtete so etwa 700 Milliarden Dollar. Unmittelbar machte er einen Großteil der Verluste wieder gut.

Wall Street, Kurssturz, Foto: Reuters

Nach dem abrupten Kurrsturz vom vergangenen Donnerstag, will die Wall Street für künftige Fälle vorsorgen.

(Foto: Foto: Reuters)

Derartige Turbulenzen möchte die US-Börsenaufsicht SEC künftig verhindern und hat daher die Chefs von sechs amerikanischen Börsen zu sich zitiert.

Dabei haben sich die Gesprächspartner auf Rahmenbedingungen geeinigt, um diese abrupten Kursstürze künftig zu vermeiden. Der SEC zufolge ist vorgesehen, automatische Sicherheitssysteme zu stärken und besser mit fehlerhaften Transaktionen umzugehen.

Geredet haben die Börsenchefs auch darüber, die Regeln der verschiedenen Handelssysteme zu vereinheitlichen.

Noch immer ist nicht restlos geklärt, was zu dem dramatischen Kurssturz des Dow Jones am vergangenen Donnerstag geführt hat. Im Vordergrund steht die Theorie, dass eine Art Rückkoppelungsschleife entstanden ist, weil automatisierte Börsenhandelssysteme mit nicht kompatiblen Regeln miteinander agierten.

Dax mit Verlusten

Einheitliche Regeln zur Verlangsamung oder gar Aussetzung des Handels hätten die größten Verluste vermutlich verhindern können. Die diversen Börsen haben diesbezüglich jedoch unterschiedliche Regeln. Bei der NYSE etwa geht der Handel in menschliche Hände über, wenn elektronische Käufe oder Verkäufe ein bestimmtes Limit überschreiten.

Dies allerdings hatte laut der Wirtschaftsagentur Bloomberg letzten Donnerstag lediglich zur Folge, dass der Handel auf alternative Plattformen auswich, wo derartige Schwellen nicht gelten.

"Solche automatischen Abschaltsysteme existieren nur bei einer einzigen Börse, und das sollte nicht der Fall sein", sagte der Vorsitzende des Bankenausschusses, Christopher Dodd, dem Fernsehsender CBS. Er forderte die SEC zum Handeln auf. "Sie muss ihre Bemühungen schnell intensivieren, uns wissen lassen, was da geschehen ist und welche Schritte nun nötig sind."

Dodd, der derzeit versucht, die Finanzmarktreform durch den Senat zu bringen, forderte für den Börsenhandel eine strengere Regulierung. Am Dienstag wird sich auch das US-Parlament an einer Anhörung mit dem "Flash Crash" befassen. Der dramatische Kurssturz war der größte seit dem Crash von 1987, als der Handel noch komplett in den Händen von Börsenhändlern lag.

Heute, in Zeiten des automatisierten Hochgeschwindigkeitshandels, nutzen Computer mathematische Modelle, um innerhalb von Millisekunden gewaltige Zahlen von Aktien zu kaufen und verkaufen. Knapp zwei Drittel aller Börsenaktivitäten in den USA werden auf diese Weise abgewickelt.

Unterdessen ist an den Börsen nach dem Kursfeuerwerk vom Montag wieder Ruhe eingekehrt. In Japan verlor der Nikkei-Index 1,14 Prozent und notierte am Ende bei 10.411 Punkten. Auch der deutsche Leitindex Dax startete mit leichten Verlusten in den Tag und fiel zum Handelsbeginn um 1,35 Prozent auf 5937 Zähler. Der Kurs des Euro fiel am Vormittag auf 1,2734 Dollar.

Zuvor waren die US-Börsen den europäischen und asiatischen Handelsplätzen gefolgt und die größten Tagesgewinne seit mehr als einem Jahr gefeiert. Der Dow Jones ging mit einem Plus von 3,9 Prozent bei 10.785 Punkten aus dem Handel.

Der Index der Technologiebörse Nasdaq zog um 4,8 Prozent auf 2374 Punkte an. US-Händler zeigten sich von der beispiellosen Aktion der Europäer beeindruckt: "Der Markt sagt uns, dass das der richtige Schritt war", sagte US-Marktstratege Cantor Fitzgerald. "Die Größe der Kugel, die hier eingeschlagen ist, ist riesig."

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