USA vor der Rezession:Bernanke prophezeit "schwierige Periode"

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Düstere Prognose: Der Chef der US-Notenbank, Ben Bernanke, schließt nicht mehr aus, dass die US-Wirtschaft in eine Rezession rutschen könnte. Die US-Börsen reagierten - und gaben nach.

Die US-Wirtschaft könnte nach Einschätzung von Notenbankchef Ben Bernanke im ersten Halbjahr auf Schrumpfkurs gehen. Die Wirtschaftsleistung werde "wenn überhaupt" nicht viel wachsen und könnte sogar leicht zurückgehen, sagte er am Mittwoch vor einem Kongressausschuss in Washington. Allerdings gehe er von einer leichten Erholung im zweiten Halbjahr und 2009 aus.

Ben Bernanke schließt eine Rezession nicht mehr länger aus. (Foto: Foto: dpa)

Ob es tatsächlich zu einer Rezession kommt, sei noch nicht klar. "Wir erleben aber ganz deutlich eine Periode sehr langsamen Wachstums", sagte Bernanke. Für das zweite Halbjahr 2008 sagte der Fed-Chef ein Anziehen der Konjunktur voraus.

Unruhige Finanzmärkte

Die Unsicherheiten und Risiken für die Wirtschaft würden aber auch im nächsten Jahr anhalten. Finanzmärkte dürften weiterhin Belastungen ausgesetzt sein, sagte der Fed-Chef mit Blick auf die aktuellen Turbulenzen. Auch die Inflation bereite Sorge.

"Die US-Wirtschaft geht eindeutig durch eine schwierige Periode", sagte Bernanke. Allerdings vermied Bernanke vor dem gemeinsamen Wirtschaftsausschuss des US-Kongresses das Wort Rezession. Außerdem fiel sein Ausblick positiver aus: Die Maßnahmen der Geld- und Fiskalpolitik sollten eine Rückkehr zum Wirtschaftswachstum in der zweiten Hälfte des Jahres und im Jahr 2009 unterstützen, sagte Bernanke. "Doch angesichts der jüngsten Turbulenzen auf den Finanzmärkten ist die Unsicherheit bei den Vorhersagen ziemlich groß."

Die bisherigen Maßnahmen der US-Notenbank bei der Bekämpfung der der Finanzturbulenzen hätten zwar bei einer Stabilisierung geholfen, "die Finanzmärkte stehen aber weiter unter erheblicher Belastung".

Die Kreditvergabe der Banken bleibe angesichts der großen Verluste und Abschreibungen eingeschränkt. Zugleich verteidigte Bernanke die jüngsten Eingriffe der Fed bei der Übernahme der angeschlagenen US-Investmentbank Bear Stearns durch die JP Morgan Chase Bank. Ein Zusammenbruch von Bear Stearns hätte zu schweren Turbulenzen und Vertrauensverlusten geführt.

Bereits am Dienstag, lediglich zwei Wochen nach der spektakulären Übernahme, hatte die Zentralbank die Übernahme formell gebilligt. Mit Blick auf die Wettbewerbslage hieß es in einer Erklärung, es gebe auch nach der Vereinigung "zahlreiche Konkurrenten auf dem Markt".

Ungewöhnliche Zusagen

Die US-Zentralbank hatte den Kauf von Bear Stearns seinerzeit durch ungewöhnliche eigene Zusagen ermöglicht, um dadurch einen Zusammenbruch der fünftgrößten US-Investmentbank im Zuge der US-Immobilienkrise zu verhindern sowie möglichen Panikreaktionen an den Finanzmärkten vorzubeugen. Unter anderen gab die Federal Reserve Zusagen von bis zu 30 Milliarden Dollar zur Sicherung der Liquidität.

Außerdem öffneten die Währungshüter ihr "Diskont-Fenster" erstmals auch den Investmenthäusern und senkte gleichzeitig den zugehörigen Zinssatz, um so weiteren Bankenturbulenzen zu begegnen.

Die Aussagen des Fed-Chefs drückten die New Yorker Börsen gleich zu Handelsbeginn ins Minus, wechselten dann aber wieder leicht ins Plus. Die Äußerungen machten zunächst die Hoffnungen auf Kursgewinne zunichte, die überraschend positive Nachrichten vom US-Arbeitsmarkt und dem Elektronikhändler Best Buy vorbörslich geschürt hatten.

Nach der Börsenrally vom Vortag fiel der Dow-Jones-Index der Standardwerte in den ersten Minuten um 0,3 Prozent auf 12.618 Punkte. Der breiter gefasste S&P-500 verlor 0,2 Prozent auf 1367 Zähler zu. Der Index der Technologiebörse Nasdaq gab 0,1 Prozent auf 2359 Punkte nach.

© sueddeutsche.de/dpa/Reuters/AFP/mel/hgn - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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