Haushaltskrise:Standard & Poor's droht USA mit Höchststrafe

"Keine Gnadenfrist": Die USA haben kein Geld mehr - und wenn sie ihre nächste Schuldenrate nicht zahlen, führt das zu sofortigen Konsequenzen. Die mächtige Ratingagentur Standard & Poor's kündigt für diesen Fall an, die Kreditwürdigkeit von US-Staatsanleihen brutalstmöglich herabzustufen.

Vor dem großen "D" zittern Banker wie Finanzminister. Es steht für "default": Kreditausfall. Genau mit diesem vernichtenden Urteil droht die mächtige Ratingagentur Standard & Poor's den USA, sollten die Parteien ihren Schuldenstreit nicht beilegen. Können die Amerikaner ihre am 4. August fälligen Zinsen auf Staatsanleihen nicht zurückzahlen, würden diese unmittelbar auf "D" heruntergestuft, sagte S&P-Geschäftsführer John Chambers der Nachrichtenagentur Reuters.

Ratingagentur Standard and Poor's wehrt sich gegen Kritik

Die Ratingagentur Standard and Poor's droht den USA mit der Höchststrafe.

(Foto: dpa)

Die Bonitätsnote werde sofort gesenkt, es gebe keine Gnadenfrist. Auch andere US-Schuldscheine würden herabgestuft, jedoch nicht in diesem Ausmaß. Chambers schränkte ein, dass er eine Zahlungsunfähigkeit für extrem unwahrscheinlich halte. Am 4. August werden 30 Milliarden Dollar (20,7 MIlliarden Euro) fällig.

Die USA hatten Mitte Mai die gesetzlich erlaubte Schuldengrenze erreicht und dürfen sich kein frisches Geld mehr leihen. Die USA müssen die Schuldengrenze von derzeit 14,3 Billionen Dollar (9,9 Billionen Euro) deutlich erhöhen, um zahlungsfähig zu bleiben. Die Republikaner wollen dem Schritt aber nur zustimmen, wenn er mit drastischen Ausgabenkürzungen verknüpft wird. US-Präsident Barack Obama und sein Vize Joe Biden versuchen derzeit, in Gesprächen mit Kongressführern von Demokraten und Republikanern einen Kompromiss auszuhandeln.

Das Finanzministerium kann nach eigenen Angaben nur noch bis zum 2. August Mittel auftreiben, um Rechnungen zu begleichen. Sollte sich der Kongress nicht auf eine Anhebung der Schuldenobergrenze einigen, droht der Regierung in Washington die Zahlungsunfähigkeit.

S&P hatte die USA bereits im April vor einem Entzug ihrer bisherigen Bonitäts-Höchstnote "AAA" gewarnt. Im Juni schlossen sich auch die anderen beiden großen Ratingagenturen, Moody's und Fitch, dieser Haltung an.

Auch der IWF macht Druck

Die Macht von Fitch, Moody's und Standard & Poor's ist umstritten, besonders in Europa. Um den Einfluss der drei US-Agenturen zu schwächen, nach deren Bewertungen sich Anleger weltweit oft blind richten, gibt es Planspiele, eine eigene europäische Agentur als Gegengewicht aufzubauen. Die Hauptkritik: In den drei Super-Agenturen entscheide ein kleiner Kreis von Menschen nach wenig durschaubaren Kriterien darüber, ob Unternehmen oder Staaten zu akzeptablen Konditionen an Geld kommen könne.

Doch nicht nur die Ratingagenturen, auch der Internationale Währungsfonds (IWF) macht Druck auf die USA. Statt weiter über Schulden zu streiten, müssten schnelle Entscheidungen getroffen werden, erklärte der IWF in seiner jährlichen Bestandsaufnahme der US-Wirtschaft: "Natürlich sollte die Schuldenobergrenze schnell angehoben werden, damit ein ernsthafter Schock für die Wirtschaft und die weltweiten Finanzmärkte vermieden werden kann." Die amerikanische Politik müsse den Schuldenstand bis Mitte des Jahrzehnts stabilisieren und danach schrittweise reduzieren, ohne dabei das Wachstum zu belasten.

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