USA: Boni für Banker:Abkassiert - die zweite Reihe verdient erstklassig

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Allem Volkszorn zum Trotz: Amerikas Banker verdienen auch in diesem Jahr fürstlich. Doch nicht alle profitieren vom Geldsegen.

Moritz Koch

Eigentlich wird der Sprung an die Spitze eines Unternehmens belohnt. Nicht nur mit dem schicksten Büro und dem teuersten Dienstwagen, sondern auch mit dem höchsten Gehalt. Doch dieser kapitalistische Grundsatz ist an der Wall Street derzeit außer Kraft gesetzt. Der Zorn der Amerikaner über die Finanzkrise zwingt die Chefs der amerikanischen Großbanken zur Bescheidenheit. Abkassiert wird dennoch - allerdings in der zweiten Reihe. Händler und Broker bekamen im vergangenen Jahr die höchsten Gehälter, die jemals an der Wall Street gezahlt wurden.

Die 38 führenden Finanzfirmen der USA schütteten für das Jahr 2009 den Rekordbetrag von 140 Milliarden Dollar aus, wie eine Analyse des Wall Street Journals zeigt. Die schier unvorstellbare Summe war von Experten erwartet worden. Denn die Finanzindustrie kann auf ein phantastisches Jahr zurückblicken: Während sich der Rest der Wirtschaft noch im Griff der Rezession befand, profitierten die Spekulanten von rasant steigenden Aktien- und Rohstoffkursen. Und natürlich von der Rettung durch den Staat. Mit mehr als 700 Milliarden Dollar bewahrte Washington die Wall Street vor dem Untergang. Das war im Herbst 2008, kurz nach dem Kollaps der Investmentbank Lehman Brothers. Doch es scheint, als liege es schon eine halbe Ewigkeit zurück.

Die Rückkehr zu alten Gewohnheiten wird durch die demonstrative Zurückhaltung in den Chefetagen verdeckt. In den 18 Unternehmen, die detaillierte Auskünfte über Vorstandsgehälter geben, sank die Vergütung der Chefs, also Festgehalt plus eventuelle Boni, um 30 Prozent. Sie verdienten 2009 zusammen 110 Millionen Dollar, nach 160 Millionen im Jahr davor.

Unter Beobachtung

Es sind magere Zeiten für die "Fat Cats", wie die Amerikaner die Bankchefs nennen. John Mack von Morgan Stanley bekam zum dritten Mal in Folge keinen Bonus. Auch John Varley von Barclays, Stephen Hester von der Royal Bank of Scotland und Vikram Pandit von der Citigroup verzichteten auf Prämien. Pandit gab sich sogar mit einem Gehalt von einem Dollar zufrieden und will so lange dabei bleiben, bis der Konzern wieder schwarze Zahlen schreibt. Sogar der Branchenführer Goldman Sachs, der enorme Gewinne erwirtschaftete, hielt sich zurück.

Goldman-Chef Lloyd Blankfein bekam 9,5 Millionen Dollar, das meiste in Aktien, nicht in bar. 2007 hatte er noch ein Rekordgehalt von 67,9 Millionen Dollar eingestrichen. Die Wall Street weiß, dass sie unter Beobachtung steht. Die exzessive Lohnpolitik der Finanzindustrie gilt als einer der Gründe für die schwerste globale Wirtschaftskrise seit dem Zweiten Weltkrieg. Präsident Barack Obama hat die Banker wiederholt zur Mäßigung gemahnt und mit dem renommierten Anwalt Kenneth Feinberg einen Sonderbeauftragten für Managergehälter berufen. Dieser hat erst kürzlich angekündigt, die Lohnzahlungen von allen 419 Unternehmen zu überprüfen, die Geld aus dem staatlichen Stabilisierungsfonds erhalten haben.

Hedgefonds-Manager müsste man sein: Die unabhängigen Fonds unterliegen bisher nicht der strengen Aufsicht der Regierung, ein Grund dafür, warum die 25 führenden Anlagestrategen im vergangenen Jahr 25,3 Milliarden Dollar verdienten - nicht für ihre Klienten wohlgemerkt, sondern für sich selbst. Gerade diese Entwicklung ist es, die den Bankchefs Sorge macht. Hedgefonds können erfolgreiche Banker mühelos abwerben. Erst kürzlich erzählte Morgan-Stanley-Manager Mack auf einer Konferenz von einem Händler, dem die elf Millionen Dollar Jahressalär , die er bei der Investmentbank verdiente, nicht reichten. Er wechselte zu einem Hedgefonds. Die Banken fürchten den Exodus ihrer besten Angestellten. 140 Milliarden Dollar sollen sie aufhalten.

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© SZ vom 07.04.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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