USA: Affäre Wolfowitz:Das Mädchen und der Weltbankchef

Weltbank-Chef Wolfowitz gerät in Erklärungsnot: Der langjährige Vertraute von Präsident Bush soll eine enge Freundin massiv bevorzugt haben.

Paul Wolfowitz ist ein sparsamer Mann. Vor ein paar Wochen wurde er gesehen, wie er bei einem Moscheebesuch in Istanbul die Schuhe abstreifte und dabei löchrige Socken offenbarte.

Großzügig soll der Weltbank-Chef dagegen zu seiner engen Freundin gewesen sein - was ihm viel Kritik in amerikanischen Medien einbringt. Die Washington Post hatte berichtet, dass ein halbes Jahr nach Wolfowitz' Übernahme der Weltbank-Führung die dortige Mitarbeiterin Shaha Riza zum US-Außenministerium versetzt wurde.

Dort habe die intime Bekannte von Wolfowitz ihr Weltbank-Gehalt weiterbezogen, ja, es sei sogar um insgesamt 61.000 Dollar (46.000 Euro) erhöht worden - auf dann jährlich gut 190.000 Dollar (145.000 Euro). Damit habe das Salär jenes von US-Außenministerin Condoleezza Rice übertroffen.

Am Montag hat Wolfowitz, der als einstiger zweiter Mann im US-Verteidigungsministerium die Washingtoner Regierungsmaschinerie gut kennt, die Verantwortung für die umstrittene Personalentscheidung übernommen. Allerdings wies er jeglichen Vorwurf der Günstlingswirtschaft zurück.

"Achtung der Regeln"

In einer Erklärung versicherte der frühere Berater von US-Präsident George W. Bush, er sei sich der geltenden Regeln seiner Institution über "Rechte, Pflichten und gerechte Behandlung" bewusst. Wolfowitz wörtlich: "Ich will allen Angestellten versichern, dass ich mich immer so gut, wie ich konnte, für die Achtung dieser Regeln eingesetzt habe und dies weiter tun werde."

Im Detail sagte er nichts über die Beziehung zur langjährigen Weltbank-Mitarbeiterin Riza keine Stellung. Er teilte lediglich mit, im Falle einer Weltbank-Mitarbeiterin habe er den Verwaltungsrat der Organisation kontaktiert. Dieser habe zu einem Vergleich geraten, der die Interessen der Weltbank sowie der Mitarbeiterin "angesichts einer außergewöhnlichen und beispiellosen Lage" berücksichtige.

Die Einigung habe die Versetzung der Mitarbeiterin auf einen Posten außerhalb der Weltbank vorgesehen - und zwar für eine Dauer, die der voraussichtlichen Amtszeit von Wolfowitz entspricht.

Das alles klingt nach einer Romanze in Moll.

(sueddeutsche.de/AFP)

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