USA:Ackermann verzockt sich mit Madoff

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Bernard Madoff narrte Investoren um Milliarden - und auch die Deutsche Bank hat unter ihrem Chef Josef Ackermann im wohl größten Betrugsfall der Wall Street Geld verloren.

Brisante Details auf 162 Seiten: Im Madoff-Betrugsskandal hat ein New Yorker Gericht jetzt eine Liste mit tausenden Kunden des Ex-Brokers veröffentlicht. Auf der Liste tauchen auch die Namen deutscher Institute auf. Mit dabei: die Deutsche Bank, die Commerzbank, die Dresdner Bank und auch die angeschlagene Bayerische Landesbank.

Bernard Madoff soll Anleger um bis zu 50 Milliarden Dollar gebracht haben. (Foto: Foto: dpa)

Die am Mittwochabend (US-Ortszeit) veröffentlichte Liste zum wohl größten Betrugsfall der Finanzgeschichte listet allerdings nicht die von den Kunden investierten Summen auf. Auch geht aus dem Dokument nicht hervor, wie aktuell die Daten sind, denn auf der Liste erscheinen auch schon nicht mehr existierende Finanzfinstitute.

Institute geben keinen Kommentar ab

Die Commerzbank wollte am Donnerstag keinen Kommentar abgeben. Von der BayernLB hieß es: "Die BayernLB München ist selbst nicht in Madoff-Fonds engagiert." Indirekt über Fonds sei die Bank in einer Höhe von unter einer Million Euro betroffen.

Der Mitte Dezember festgenommene Madoff hatte den Schaden durch sein Schneeball-System auf rund 50 Milliarden Dollar beziffert. Der 70-Jährige steht gegen eine Millionen-Kaution in seinem Nobel- Appartement in New York unter Hausarrest.

Die tatsächlich von Kunden bei Madoff investierte Summe könnte nach jüngsten Expertenschätzungen deutlich unter den von ihm selbst genannten 50 Milliarden Dollar liegen. In der Summe seien womöglich nicht nur die eingezahlten Gelder, sondern auch die angeblichen Gewinne enthalten. Der tatsächliche Verlust der Anleger könne daher eher rund 20 Milliarden Dollar betragen, schätzen einige Experten inzwischen.

Zu den größten bisher bekannten Opfern Madoffs unter Europas Banken zählen mit Milliardensummen die spanische Banco Santander, die österreichische Bank Medici, die Schweizer Union Bancaire Privee (UBP) und die britische HSBC. In Deutschland sind bislang keine Fälle auch nur annähernd dieser Größenordnung aufgetaucht.

Klagen eingereicht

Erste Institute wie die Banco Santander boten ihren Kunden mittlerweile Entschädigungen für die entstandenen Verluste an. Zugleich haben Opfer Klagen gegen ihre Banken eingereicht.

Unter den zahlreichen prominenten Namen auf der Kundenliste finden sich auch die Stiftungen des Hollywood- Regisseurs Steven Spielberg sowie des Friedensnobelpreisträgers und Holocaustüberlebenden Elie Wiesel. Auch die Namen von US-Baseballstars und hochrangigen Immobilien-Unternehmern werden aufgelistet.

Zu den Kunden der Firma zählte zudem Madoffs jetziger Anwalt. Seine zwei Söhne und sein Bruder, die mit in dem Unternehmen beschäftigt waren, stehen ebenso auf der Liste wie weitere Beschäftigte der Firma.

Lesen Sie auf der nächsten Seite: Wie viel Geld schon wieder aufgetaucht ist - und warum die US-Börsenaufsicht unter Druck gerät.

Bislang sind im Madoff-Betrugsfall knapp 950 Millionen Dollar sichergestellt worden. Dieses Geld sowie alle Mittel, die künftig noch beschlagnahmt werden könnten, würden in einen Fonds fließen und an die Opfer ausgezahlt, sagte der Treuhänder für Madoffs Firma, Irving Picard, vor einem New Yorker Konkursgericht. Er hoffe, dass die Ausschüttung der Gelder in "naher Zukunft" beginnen könne. Ein genaues Datum könne er jedoch nicht nennen. Kunden Madoffs können ihre Ansprüche noch bis zum 2. Juli geltend machen.

Die Securities Investor Protection Corporation (SIPC), die im Auftrag des Kongresses Rücklagen für betrogene Investoren verwaltet, arbeite eng mit den FBI-Ermittlern und Staatsanwälten zusammen, sagte Picard.

Gegenstand der Untersuchungen seien neben den Büroräumen von Madoffs Firma in Manhattan auch 7000 nicht gekennzeichnete Kisten, die in einem Lagerhaus im New Yorker Stadtteil Queens gelagert würden und Dokumente der Firma enthielten. Bislang seien lediglich 16 Leute abgestellt worden, um eine Bestandsaufnahme der Kisten zu machen. Mit der Analyse der Dokumente sei noch nicht begonnen worden.

SEC in der Schusslinie

Bei der Aufarbeitung des Milliarden-Betrugs gerät die amerikanische Börsenaufsicht SEC immer stärker in die Schusslinie. Der Finanzexperte und Investor Harry Markopolos, der die SEC jahrelang davon zu überzeugen versuchte, dass der Aktienbroker Bernard Madoff ein Betrüger sei, erhob vor dem Finanzausschuss des US-Repräsentantenhauses schwere Vorwürfe gegen die Behörde. Sie habe eine "völlige Unfähigkeit zu Ermittlungen" an den Tag gelegt.

Er habe die SEC im Jahr 2000 erstmals kontaktiert, nachdem er Madoffs Investment-Strategie analysiert hatte, sagte der Ex-Chef einer Investmentfirma. Beim Nachrechnen habe er innerhalb von nur vier Stunden festgestellt, dass Madoff unmöglich eine Rendite von mehr als zehn Prozent der Investitionen habe erwirtschaften können.

Allerdings habe ein einziger SEC-Mitarbeiter überhaupt verstanden, welche Gefahr die Madoff-Machenschaften für die Öffentlichkeit und das Finanzsystem darstellten, meinte der 52-Jährige aus Boston.

© sueddeutsche.de/dpa/Reuters/mel/pak - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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