US-Immobilienkrise:Die Großen im Geschäft mit dem Kredit

Citigroup, Merrill Lynch, UBS - all diese Banken sind stark im Handel mit fremden Krediten vertreten. Und kommen doch ganz unterschiedlich mit den Folgen der US-Immobilienkrise klar. Eine Übersicht in Bildern.

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Citigroup

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Citigroup, Merrill Lynch, UBS - diese Banken sind stark im Handel mit fremden Krediten vertreten. Und kommen doch ganz unterschiedlich mit den Folgen der US-Immobilienkrise klar. Eine Übersicht.

Meredith Whitney, Analystin bei CIBC World Markets, hatte zuletzt dazu beigetragen, knapp 370 Milliarden Dollar an Börsenwerten auszuradieren: Sie hatte die Citigroup, den weltgrößten Bankkonzern, zurückgestuft und gewarnt, dass das Geldhaus womöglich die Dividende kürzen müsse. Es war der Auftakt zu einer neuen Welle von Verunsicherung. Die Banktitel an der Wall Street stürzten ab.

"Keiner hatte den Mut, das zu schreiben, was ich geschrieben habe", zitierte die Nachrichtenagentur Bloomberg die Frau des Wrestlers John "Bradshaw" Layfield.

Und die Talfahrt geht vorerst weiter. Bis zu elf Milliarden Dollar könnte die Citigroup abschreiben, gab die Bank jetzt bekannt.

Insgesamt beläuft sich das Engagement im minderklassigen Immobilienmarkt auf 55 Milliarden Dollar.

Mittlerweile hat der Chef der Citigroup, Charles Prince, seinen Rücktritt erklärt.

Schon länger ist bekannt, dass gerade die Citigroup stark im Handel mit sogenannten Collateralized Debt Obligations (CDO) engagiert ist. Im Rahmen von CDOs werden Kredite unterschiedlicher Kategorien gebündelt - etwa Hypothekenkredite oder Anleihen - und anschließend in Papiere mit unterschiedlichen Risikoklassen aufgeteilt. Diese werden am Markt weiterverkauft.

CDOs - mit minderklassigen Hypotheken unterlegt - sind von der Immobilienkrise besonders betroffen.

In einer Aufstellung der Deutschen Bank Research von Anfang November steht die Citigroup auf Rang eins als Top-Konsortialführer 2007 im Geschäft mit CDOs (Transaktionsvolumen: 37,8 Milliarden Dollar). Sie hat einen Marktanteil von 13,5 Prozent (Daten vom 18. Oktober 2007). Diese Zahl ist nicht gleichbedeutend mit dem Gesamtbestand an CDOs in den Büchern - diesen hat die Citibank auf 43 Milliarden Dollar beziffert -, das Transaktionsvolumen liefert aber einen Anhaltspunkt über das Engagement in diesem Marktsegment.

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Merrill Lynch

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Ein Hedge-Fond-Manager verglich die aktuelle Lage im Bankenmarkt mit "Dynamitfischen": Unmittelbar nach der Explosion trieben zunächst einige kleine Fische tot an der Wasseroberfläche. Jetzt stürben die größeren und tauchten auf.

Merrill Lynch ist nicht gestorben, wurde aber schwer getroffen. Das Institut findet sich mit 35,6 Milliarden Dollar auf Platz zwei der größten Konsortialführer im CDO-Geschäft.

Erst kürzlich hatte der Finanzkonzern den Chef gefeuert. Nicht nur wegen der hohen Sonderabschreibungen von mehr als acht Milliarden Dollar.

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Wachovia

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Stan O'Neal soll überdies Merrill Lynch auch der Bank Wachovia zum Verkauf angedient haben, ohne den Verwaltungsrat zu unterrichten.

Wachovia, die viertgrößte US-Bank, ist ebenfalls stark im Geschäft mit CDOs engagiert: Mit einem Transaktionsvolumen von 21,3 Milliarden Dollar liegt das Geldhaus auf Platz drei.

Im dritten Quartal hat das Institut 1,3 Milliarden Dollar auf Kredite und Währungen abgeschrieben und kam damit besser weg als andere Institute. Der Nettogewinn im dritten Quartal fiel um zehn Prozent auf 1,7 Milliarden Dollar. Wachovia-Chef Ken Thompson zeigte sich "tief enttäuscht": Es war der erste Ergebnisrückgang in sechs Jahren.

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UBS

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Die gesamten Abschreibungen infolge der Kreditkrise könnten sich nach Schätzungen von Experten in der Branche am Ende auf bis zu 250 Milliarden Dollar summieren. In den letzten vier Monaten mussten Wertpapierbanken nach Angaben von Bloomberg bereits Abschreibungen in Höhe von 40 Milliarden Dollar vornehmen.

Betroffen war auch die UBS, die derzeit mit einem Transaktionsvolumen von 21,2 Milliarden Dollar auf Platz vier der größten CDO-Konsortialführer liegt. Sie hatte ausgerechnet in diesem Jahr kräftig aufgeholt: 2006 lag sie noch auf dem elften Rang.

Das gesamte Engagement der UBS im minderklassigen Immobiliensegment liegt bei knapp 39 Milliarden Dollar.

Die Bank soll bislang im Subprime-Markt 5,6 Milliarden Dollar verloren haben. Manche Analysten schätzen, dass die Bank im vierten Quartal noch sechs Milliarden Dollar abschreiben muss.

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JP Morgan Chase

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Einst sollten die CDOs risikofreie Renditen garantieren, unkt die NZZ am Sonntag. Mittlerweile seien aber durch die Kreditkrise renditefreie Risikopapiere daraus geworden, die die Bilanzen der Bank verseuchten.

Bislang relativ glimpflich kam JP Morgan Chase davon: Das Institut verdiente im dritten Quartal mehr als im Vorjahr, obwohl im Investmentgeschäft 1,3 Milliarden Dollar abgeschrieben werden mussten. Der Gewinnanstieg ist ein Triumpf für Bankchef Jamie Dimon, der von der jetzt darbenden Citigroup kam, dort aber keine Aufstiegschancen mehr hatte.

Platz fünf: JP Morgan mit einem Transaktionsvolumen von 16,9 Milliarden Dollar. Dies entspricht einem Marktanteil von 6,0 Prozent im Geschäft mit den CDOs.

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Goldman Sachs

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Goldman Sachs konnte sich als einziges Institut in der Krise bislang glänzend behaupten - obschon das Institut ebenfalls offensiv im Geschäft mit den CDOs vertreten ist.

Allerdings weniger stark allerdings als im Jahr zuvor. Derzeit liegt Goldman auf Platz sechs mit einem Transaktionsvolumen von 16,1 Milliarden Dollar. 2006 hatte die Bank noch auf dem dritten Rang gelegen.

Experten loben, dass die Bank es geschafft habe, mitten in der Krise zu verdienen. Und das nicht zu knapp: Im dritten Quartal erwirtschaftete Goldman das zweitbeste Ergebnis in der Unternehmensgeschichte.

Damit lag das Unternehmen fast 40 Prozent über den Erwartungen der Analysten. Allerdings musste das Institut im Zusammenhang mit der Zusage von Kreditfinanzierungen für Übernahmen 1,5 Milliarden Dollar abschreiben.

Weil die Geschäfte so gut laufen, hat sich Goldman bereits auf Schnäppchensuche gemacht. Spekulationen zufolge soll die Bank an Litton Loan Servicing interessiert sein. Dies ist der zwölftgrößte Subprime-Dienstleister in den USA.

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Morgan Stanley

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Morgan Stanley musste im Zusammenhang mit der Immobilienkrise rund eine Milliarde Dollar abschreiben. Jüngsten Gerüchten zufolge soll allerdings das zweitgrößte US-Investmenthaus drei Milliarden Dollar im Wertpapiergeschäft abschreiben müssen.

Platz sieben: Morgan Stanley mit 15,5 Milliarden Dollar CDO-Transaktionsvolumen.

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Deutsche Bank

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Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann hat sich während der gesamten Krise bislang selbstbewusst gegeben.

Zwar schrieb das Investmentgeschäft erstmals seit fünf Jahren Verluste, doch dank der Erträge im Privatkundenbereich blieb der Bank unter dem Strich ein Gewinn vor Steuern von 1,4 Milliarden Euro.

Die Turbulenzen am US-Hypothekenmarkt kosteten das Institut insgesamt 2,2 Milliarden Euro.

Platz acht: Deutsche Bank mit 13,3 Milliarden Dollar Transaktionsvolumen.

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Bear Stearns

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Der Chef von Bear Stearns, James Cayne, gilt aufgrund der Immobilienkrise als angeschlagen. Zwei Hedge-Fonds der Bank brachen im Sommer zusammen, was Bear Stearns 200 Millionen Dollar kostete. Damit hatte das Institut erheblich zur Verunsicherung der Anleger beigetragen.

Im September meldete das Institut dann, dass der Gewinn um mehr als 60 Prozent eingebrochen sei. Im Anleihengeschäft, in dem die Bank besonders stark engagiert ist, fiel der Gewinnrückgang mit 88 Prozent noch weit größer aus.

Platz neun: Bear Stearns mit 13,2 Milliarden Dollar Transaktionsvolumen.

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Credit Suisse

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Die Credit Suisse kam bislang mit einem blauen Auge davon: Der Nettogewinn fiel um ein Drittel auf 1,12 Milliarden Dollar, nachdem im Geschäft mit Hypotheken, Kreditzusagen und CDOs 1,9 Milliarden Dollar abgeschrieben werden mussten.

Platz zehn: Credit Suisse mit 12,3 Milliarden Dollar Transaktionsvolumen.

Foto: dpa

(sueddeutsche.de/hgn/mah)

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