US-Bank Lehman Brothers:Zu grelles Licht am Ende des Tunnels

In Krisensitzungen haben Vertreter der US-Notenbank und des Finanzministeriums über das Schicksal der Investmentbank Lehman Brothers beraten: Rettung ungewiss.

Führende Wall-Street-Banken und die US-Regierung haben am Wochenende fieberhaft um eine Rettung der schwer angeschlagenen Investmentbank Lehman Brothers gerungen.

Dabei ging es zuletzt um eine Zerschlagung oder sogar eine Abwicklung der viertgrößten amerikanischen Investmentbank mit möglichst geringen Folgen für die weltweiten Finanzmärkte. Die praktisch rund um die Uhr laufenden Krisengespräche von Top-Managern der Bankenbranche wurden immer mehr zum Wettlauf gegen die Zeit. Aus Angst, ein Kurssturz am Montag könnte der 158 Jahre alten Traditionsbank mit deutschen Wurzeln das Genick brechen, wurde alles darangesetzt, noch am Wochenende eine Einigung zu erzielen.

In Krisensitzungen hatten Vertreter der US-Notenbank und des Finanzministeriums mit mehreren Banken über das Schicksal der schwer angeschlagenen US-Investmentbank Lehman Brothers beraten. Im Mittelpunkt stand dabei die Frage, wie die Rettung finanziert werden kann. Wie verlautete, galten die Bank of America und die britische Bank Barclays als interessierteste Käufer. Doch sei immer klarer geworden, dass der ursprünglich geplante Verkauf der gesamten Bank an einen Konkurrenten kaum zu erzielen sei. Knackpunkt seien vom Ausfall bedrohte Kreditpapiere bei Lehman, die niemand im Alleingang oder ohne Unterstützung der US-Regierung übernehmen wolle.

Zu dem Treffen in New York kamen Finanzminister Henry Paulson und ranghohe Vertreter großer Finanzinstitutionen zusammen. Darunter war auch der Vorsitzende der US-Börsenaufsicht SEC, Christopher Cox, wie Fed-Sprecherin Michelle Smith mitteilte. Das "Wall Street Journal" berichtete auf seiner Website, auch die Chefs von Morgan Stanley und Merrill Lynch, John Mack und John Thain, seien zu der Sitzung erschienen.

Aus Kreisen des Finanzministeriums verlautete, Paulson habe sich gegen finanzielle Unterstützung der Regierung für Lehman Brothers ausgesprochen. Genau dies fordern aber andere Investmentbanken, die Lehman Brothers nicht zur Seite springen wollen. Die Banken hätten darauf verwiesen, dass die Regierung auch im März JPMorgan Chase bei der Übernahme von Bear Stearns geholfen habe.

Die Aktie der Traditionsbank Lehman Brothers hatte am Donnerstag noch einmal 40 Prozent verloren, nachdem Analysten den Rettungsplan des Managements mit großer Skepsis aufgenommen hatten. Viele Experten glauben nicht mehr, dass die Bank überleben kann.

Bundesfinanzminister Peer Steinbrück rief die US-Behörden auf, bis Sonntagabend eine Lösung für die Zukunft von Lehman Brothers zu finden. "Wir erwarten, dass eine Lösung vorliegt, bevor die asiatischen Märkte am Montag aufmachen", sagte Steinbrück am Samstag am Rande von Beratungen der EU-Finanzminister in Nizza. Der Fall Lehman Brothers zeige, dass die internationale Finanzmarktkrise noch nicht ausgestanden sei, fügte der Bundesfinanzminister hinzu. "Die Nachrichten, die aus den USA kommen, sind schlecht." Diejenigen, die voreilig von Licht am Ende des Tunnels gesprochen hätten, müssten nun feststellen, "dass das in Wirklichkeit der entgegenkommende Zug war", sagte Steinbrück.

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