"Ich mache den Job beim Bratwurst Glöckl in München am Dom erst seit ein paar Monaten. Wenn es gut läuft, wirft ein Gast 50 Cent oder einen Euro in den Teller, den ich auf dem Tisch vor der Toilette aufgestellt habe. Aber ich freue mich über alles, auch wenn jemand zehn oder 20 Cent gibt. Schließlich muss niemand für den Toilettenbesuch zahlen, das Trinkgeld ist freiwillig. Ich grüße immer freundlich, die Gäste müssen mir nichts dafür geben.
Den Job mache ich an zehn Tagen im Monat. Wenn es gut läuft, komme ich auf mehr als 100 Euro Trinkgeld im Monat. Das ist ein guter Zusatzverdienst, aber die Haupteinnahmen sind schon das reguläre Gehalt vom Chef.
Übrigens ist die Arbeit ziemlich hart. Sie besteht nicht nur darin, dazusitzen und 'danke' zu sagen, wenn jemand Geld in den Teller wirft. Ich bin die meiste Zeit am Putzen, gerade an Tagen, an denen viel los ist wie an Samstagen.
Bis vor einigen Jahren war ich Zimmermädchen im Hotel Bayerischer Hof. Da war das mit dem Trinkgeld noch besser, ich kam auf 150 Euro und mehr im Monat. Die Gäste waren unter anderem bekannte Politiker oder Schauspieler, die auch mal länger im Hotel blieben. Wenn sie zufrieden waren, haben sie schon mal 15 Euro gegeben. Dann habe ich Probleme mit dem Arm bekommen und konnte die schwere Arbeit nicht mehr machen, vor allem das Matratzenheben ging nicht mehr." Nia Kiriadse
Protokoll: Harald Freiberger