Tricks gegen EC-Kartenbetrug:Handauflegen hilft

Die gute Nachricht zuerst: Die EC-Karte ist sicherer geworden, seit sie mit einem zusätzlichen Chip ausgestattet ist. Doch Kriminelle greifen nach wie vor sensible Kundendaten ab. Mit ein paar simplen Tricks kann sich jeder schützen.

Harald Freiberger

EC-Karte Betrug

Die PIN steht hoffentlich nicht auf der Rückseite der EC-Karte. Sonst haben Betrüger leichtes Spiel. 

(Foto: dpa)

Die Deutschen müssen sich nicht mehr so sehr davor fürchten, dass sie am Geldautomaten Opfer von Betrügern werden. Die Anzahl von Skimming-Fällen, bei denen die Girocard (früher hieß sie EC-Karte) kopiert wird, ist stark zurückgegangen. Das zeigen aktuelle Daten der deutschen Kreditwirtschaft, die der Süddeutschen Zeitung vorliegen. Grund zur Entwarnung gibt es allerdings nicht: Die Anzahl von Diebstählen ist nach wie vor hoch. Besonders in Kaufhäusern und anderen Läden müssen Bundesbürger aufpassen, dass ihnen die Girocard nicht entwendet wird und die Diebe anschließend damit Geld abheben.

Bis Ende Oktober dieses Jahres wurde knapp 10.737 Bundesbürgern die EC-Karte geklaut. Das bedeutet verglichen mit dem Vorjahreszeitraum (11.223 Diebstähle) einen leichten Rückgang. Doch nicht überall hat sich die Lage entspannt. In Geschäften legte die Anzahl der Diebstähle von 2064 auf 2105 zu. Damit geschieht mehr als jede fünfte Tat in einem Laden. Es folgen Diebstähle aus dem Auto mit 782 Fällen (Vorjahreszeitraum: 796) und Straßenraub mit 690 Fällen (803). Gerade in den nächsten Wochen steigt die Gefahr wieder: "Banden haben sich darauf spezialisiert, Karten auf stark besuchten Plätzen, zum Beispiel auf Weihnachtsmärkten zu stehlen", sagt Margit Schneider von "Euro Kartensysteme", einer zentralen Organisation deutscher Banken und Sparkassen.

Die Expertin beobachtet, dass Täter mit der gestohlenen Karte häufig schon Geld abheben, kurz nachdem sie diese entwendet haben. Das bedeute, dass sie auch an die vierstellige PIN-Nummer herangekommen sein müssen. "Leider bewahren immer noch viele Karteninhaber ihre PIN auf einem Zettel in derselben Geldbörse auf wie die Karte", sagt Margit Schneider. Es sei sogar schon vorgekommen, dass Besitzer sich die PIN auf der Rückseite der Karte notiert haben. Das ist deshalb bitter, weil Richter in diesem Fall grobe Fahrlässigkeit erkennen. Die Bank ersetzt den Schaden dann nicht. Auch wer die Handtasche mit der Girocard im Auto liegen lässt, hat vor Gericht schlechte Karten.

Schneider rät, Girocard und PIN unbedingt voneinander getrennt aufzubewahren. Am besten sei es, die Nummer auswendig zu lernen und gar nicht mehr zu notieren. Wer sich damit schwertut, dem empfiehlt die Expertin einen Trick von Gedächtniskünstlern: Sie ordnen jeder Zahl ein eingängiges Bild zu und erfinden dazu eine Geschichte. Je obskurer die Geschichte, umso leichter ist sie zu merken. Ein Beispiel für die PIN 8459: Ein Schneemann (Kopf und Bauch bilden die 8) springt ins Auto (vier Räder), er startet mit der rechten Hand (fünf Finger) und fährt auf eine schwarze Katze zu (hat neun Leben).

Erfreulich für Bank und Kunde ist der Rückgang beim Skimming-Betrug. Bei dieser Methode manipulieren Täter Geldautomaten, um vom Magnetstreifen der Girocard die Daten zu lesen. Anschließend kopieren sie diese auf eine neue Karte und heben damit im Ausland Geld ab. An die PIN-Nummer kommen sie meist, indem sie beim Automaten eine Kamera installieren, die den Kunden beim Eingeben filmt.

Ein einfacher Tipp, mit dem sich Bankkunden schützen können

Skimming hatte im Jahr 2010 seinen absoluten Höhepunkt mit 1769 manipulierten Geldautomaten erreicht. Im Jahr 2011 verringerte sich die Anzahl auf 780, im laufenden Jahr ging sie weiter zurück: Bis Ende Oktober wurden nur 409 Skimming-Fälle registriert.

Für den Rückgang ist vor allem der kopiersichere EMV-Chip verantwortlich, mit dem Girocards in Europa seit 2011 ausgerüstet sein müssen. Geldautomaten erkennen nun kopierte Karten. Deshalb müssen Betrüger ins außereuropäische Ausland ausweichen, um Geld abzuheben. Vor zwei Jahren wurden noch drei Viertel von Skimming-Betrügern im europäischen Ausland abgehoben. Inzwischen liegt diese Quote bei weniger als einem Prozent. An der Spitze stehen in diesem Jahr die USA, Mexiko, Kolumbien und Thailand. Nach und nach wird aber auch dort der EMV-Chip eingeführt, in den USA bereits im April nächsten Jahres. Deutsche Banken haben zudem Sicherheitshürden aufgestellt, die Skimming-Betrügern das Handwerk erschweren, zum Beispiel Magnetfelder im Geldautomaten, die erkennen, wenn das Gerät mit einem Aufsatz manipuliert wird.

Abhebe-Limits im Ausland

Immer mehr Banken und Sparkassen gehen auch dazu über, Limits beim Abheben in Ländern einzuführen, die die EMV-Technologie noch nicht eingeführt haben. Fährt ein Kartenbesitzer in ein solches Land in den Urlaub, kann er das Limit vorher abschalten lassen.

So sehr Skimming zurückgeht - ausgerottet ist es noch nicht. Das liegt daran, dass auch die Manipulateure immer professioneller werden. Die Aufbauten sehen täuschend echt aus, die Kameras zum Ausspähen der PIN sind immer besser versteckt, etwa im Brandmelder in der Decke. Für den Bankkunden ist Skimming kaum mehr zu erkennen. Da es sich dabei um systematische Manipulation handelt, übernimmt den Schaden grundsätzlich die Bank. Deutsche werden übrigens auch im Urlaub ausgespäht: In der Türkei gab es in diesem Jahr schon 132 Skimming-Fälle, in Frankreich 113, in Brasilien 84.

Expertin Margit Schneider hat einen einfachen Tipp für Bankkunden, um Skimming zu vermeiden: Sie sollten beim Eingeben der PIN die Tastatur mit der Hand verdecken. Eine eventuell von Betrügern installierte Kamera kann die PIN-Eingabe dann nicht aufzeichnen. "Handauflegen hilft", sagt die Fachfrau.

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