Puristisch oder plüschig? Diese Frage stellt sich wohl nicht - in diesem Jahr sei beides ein Trend, wie Ursula Geismann berichtet. Die Sprecherin des Verbandes der Deutschen Möbelindustrie hat sich die bereits bekannten Neuheiten der Internationalen Möbelmesse IMM in Köln (16. bis 22. Januar) angesehen und erwartet eine Fusion von gemütlichem Kitsch und der Nüchternheit des Bauhauses.
Möbel mit Schnörkeln mit Hang zum Kitsch scheinen wieder gefragt zu sein. Die Formsprache werde als angenehm empfunden, sagt Geismann. "Weil wir damit Wärme und Gemütlichkeit assoziieren." Und danach sehnten sich die Menschen derzeit stark. Es gebe einen Wunsch nach Sicherheit und dem Rückzug ins Zuhause.
Seit einigen Saisons schon beziehen Designer außerdem viele ihrer Ideen aus der Vergangenheit, lassen alte Formen wieder aufleben. Manches Unternehmen legt sogar Originalentwürfe, die seit Jahrzehnten nicht mehr hergestellt werden, wieder auf - mit Erfolg. Zugleich steigt die Nachfrage nach den großen Klassikern der Möbelbranche. "Im vergangenen Jahr waren Möbel im Mid-Century-Design beliebt", sagt Geismann. Das umfasst Produkte aus der Zeit von 1940 bis 1960. Als Folge des Verkauferfolgs bedienen sich die Firmen nun an der Produktpalette weiterer Jahrzehnte - den Zwanziger- und Dreißigerjahren, und darin vornehmlich dem Bauhausstil.
"Es geht zurück in die Zeit vor dem Internet", erklärt Geismann die Rückwärtsrolle der Branche, die schon seit einigen Jahren anhält. Möbel im Stil vergangener Jahrzehnte machen das Haus und die Wohnung dann zumindest gefühlt zu einer Zeitkapsel. Markus Majerus, Sprecher der Möbelmesse IMM, sagt: "Solche Möbel sind begehrt in Zeiten, in denen es uns allen wieder mehr um Werte und bewussten Konsum geht." Statt auf billigere und eher vergängliche Massenware setzten jene, die es sich leisten können, auf Manufaktur und Qualität. "Wir haben vor Jahren schon mit dem Cocooning und Homing angefangen" - beides Schlagwörter für den Rückzug in ein immer gemütlicheres und mit mehr Bedacht eingerichtetes Zuhause. "Und wenn wir ehrlich sind, das zieht sich bis jetzt durch."