Tipps zum Eigenheim:Nicht stressen lassen

So günstig die Gelegenheit erscheinen mag: Vier Grundregeln sollten Bauherren und Käufer bei der Baufinanzierung beachten.

Von Benedikt Müller

Noch nie konnte man in Deutschland so günstig einen Baukredit aufnehmen wie gerade. Wer ein Haus bauen, eine Wohnung kaufen will - oder eine Anschlussfinanzierung für seinen alten Kredit braucht, muss bestenfalls weniger als ein Prozent Zinsen pro Jahr bezahlen. Doch so günstig die Gelegenheit auch scheint: Vier Regeln sollten Schuldner beachten, um nicht aus Versehen Tausende Euro zu viel zu zahlen.

Anbieter vergleichen

Wer einen Immobilienkredit aufnehmen will, sollte nicht nur die Hausbank oder die örtliche Sparkasse um ein Angebot bitten. Auch Direktbanken und Versicherungen vergeben Baufinanzierungen; der Wettbewerb um Neukunden ist hoch. Einer Untersuchung der Stiftung Warentest zufolge verlangen die teuersten Anbieter 80 Prozent mehr Zinsen als die günstigsten. Schuldner können also viele Zehntausend Euro sparen, wenn sie Anbieter vergleichen. Wem das zu viel Aufwand ist, kann Kreditvermittler wie Interhyp, Dr. Klein oder Enderlein einschalten. Sie vergleichen die Konditionen Hunderter Anbieter. Viele Banken melden gegenüber Kreditvermittlern besonders günstige Konditionen, die sie im normalen Beratungsgespräch nicht von sich aus anbieten würden.

Zinsen lange festschreiben lassen

Niemand weiß, wie hoch die Zinsen in zehn Jahren sein werden. Doch wer heute einen Baukredit aufnimmt, wird seine Schulden bis dahin kaum komplett zurückgezahlt haben. In der aktuellen Niedrigzinsphase sollten Schuldner deshalb möglichst lange Laufzeiten vereinbaren, sagt Dirk Scobel von der Verbraucherzentrale Hamburg. "Wer zum Beispiel eine 20-Jahres-Finanzierung zu unter zwei Prozent Zins abschließen kann, macht mit hoher Wahrscheinlichkeit keinen Fehler." Wie die Firma Dr. Klein berichtet, lassen sich Kunden die Zinsen derzeit im Schnitt für 14 Jahre und sechs Monate festschreiben. Es gilt allerdings: Je länger die Laufzeit ist, desto höhere Zinsen werden fällig. Denn auch die Bank muss sich dagegen absichern, dass das Zinsniveau während der Laufzeit des Kredits deutlich steigen könnte.

Tilgen und Rücklagen bilden

Die beste Absicherung gegen steigende Zinsen ist, seine Schulden schnell zurückzahlen, also von Anfang an eine hohe Tilgungsrate zu vereinbaren. Wer heute beispielsweise einen Kredit über 200 000 Euro mit zwei Prozent jährlicher Tilgung abschließt, muss seine Schulden 39 Jahre lang zurückzahlen. Mit vier Prozent Tilgung wäre er schon nach 22 Jahren schuldenfrei. Kreditvermittler Dr. Klein zufolge wählen Kunden zurzeit einen Mittelweg: Im Durchschnitt vereinbaren sie eine Rate von 3,18 Prozent. "Man sollte die Tilgungsrate aber auch nicht zu hoch wählen", sagt Verbraucherschützer Scobel, "denn man muss sie wirklich jeden Monat bezahlen können." Genauso wichtig sei es, Rücklagen zu bilden, etwa für Reparaturen am Haus. "Wenn dann am Ende des Jahres viel Geld übrig bleibt, sollten Schuldner die Möglichkeit einer Sondertilgung haben", sagt Scobel. Darauf sollte man bereits bei Kreditabschluss achten.

Nicht unter Druck setzen lassen

Sowohl Immobilienverkäufer als auch Anbieter von Baufinanzierungen versuchen manchmal, Druck auszuüben: Man müsse heute unterschreiben, sonst stiegen die Zinsen, heißt es etwa. Doch die Entscheidung für eine Immobilie ist zu langfristig, als dass sich Schnellschüsse lohnen könnten. Eine Regel lautet daher: bloß nicht stressen lassen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: