Tipps für Verbraucher:So tricksen die Baumärkte

Der Baumarkt ist für manche ein großer Spielplatz, für andere ein Albtraum. So oder so: Ein Test des NDR zeigt, dass Kunden genau hinschauen sollten, was sie dort kaufen. Ansonsten zahlen sie kräftig drauf. Aber: Es gibt auch erfreuliche Ausnahmen.

Von Lena Wendt und Dorina Rechter

Etwa 4500 Bau- und Heimwerker-Märkte gibt es in Deutschland, Millionen Kunden kaufen die Artikel der großen Ketten. Den größten Umsatz macht Obi mit etwa 6,7 Milliarden Euro im Jahr. Doch wie viel Wert legen die Baumärkte auf den Service für die Verbraucher?

Tests des NDR zeigen, dass die Beratung in Baumärkten oft zu wünschen übrig lässt, sich in manchen Baustoffen gesundheitsschädliche Stoffe befinden und Kunden Eigenmarken kritisch prüfen sollten. Getestet wurden Obi, Bauhaus, Hornbach und Max Bahr. Die wichtigsten Ergebnisse:

Schlecht beraten

Zusammen mit einem Tischlermeister wurden die vier Baumarkt-Ketten darauf getestet, wie gut Kunden beraten werden, wenn sie etwa einen Pflanzentisch bauen wollen. Kriterien waren: Welches Material wird ihnen verkauft, wie ist es zugeschnitten und wie gut ist die Beratung? Außerdem im Test: Akkuschrauber, jeweils die Baumarkt-Eigenmarke.

Das Ergebnis: In den meisten getesteten Baumärkten lässt die Beratung eher zu wünschen übrig. Häufig musste lange nach Mitarbeitern gesucht werden, oft war das Personal auch schlecht geschult. Das führte etwa dazu, dass der Zuschnitt des Holzes für den Tisch in einem der Baumärkte nicht stimmte. Außerdem wurden teilweise die falschen Schrauben verkauft - manche waren zu kurz, andere zu lang. Der Kunde sollte also möglichst genau wissen, wonach er sucht und in welcher Qualität er sich das Produkt wünscht. Bei Hornbach waren Beratung und Service gut.

Schwächelnde Akkuschrauber

In den Regalen der Baumärkte türmen sich neben Markenprodukten auch Eigenmarken. Die Preisunterschiede sind teilweise enorm. Doch was taugen die billligeren Produkte? Dafür wurden Akkuschrauber sowie Wandfarben der Eigenmarken jeweils im Vergleich mit einem Markenprodukt getestet.

Getestete Akkuschrauber NDR

Lohnen sich die günstigen Eigenmarken? Akkuschrauber im Test. 

(Foto: NDR)

Das Ergebnis: Wer billig kauft, kauft häufig zweimal. Denn die günstigsten Akkuschrauber schaffen nur wenige Schrauben, bevor sie wieder für mehrere Stunden auf die Ladestation müssen. Testsieger war das Markengerät von Bosch, an zweite Stelle kam der Akkuschrauber von Hornbach.

Zudem wurde weiße Dispersionsfarben auf ihre Deckkraft getestet. Klare Verlierer sind auch hier die billigsten Wandfarben. Mit ihnen benötigt der Kunde mitunter etwa vier Anstriche, bis sie decken. Der Grund: Weil an Farbpigmenten gespart wird, ist die Deckkraft gering. Allerdings konnte auch das Markenprodukt von Alpina die Experten nicht überzeugen. Testsieger waren die Farben des Baumarkts Max Bahr.

Tote Pflanzen im Angebot

Pflanzen im Baumarkt NDR

Überwässert, vertrocknet oder tot: Pflanzentest im Baumarkt. 

(Foto: NDR)

Viele Verbraucher kaufen ihre Pflanzen im Baumarkt. Dort sind sie oft günstiger als in der Gärtnerei. Leidet damit auch die Qualität? Im Baumarkt untersuchte der NDR mit einem Gärtnermeister: Wie stehen die Pflanzen, wie viel Licht bekommen sie? Werden sie regelmäßig aussortiert? Wie werden sie gegossen? In fast jedem Baumarkt fand der testende Experte etwas zu beanstanden. Häufig sind die Pflanzen viel zu dicht gestellt und haben zu wenig Licht. Zum Teil waren die Pflanzen entweder vertrocknet oder aber überwässert.

So werden etwa die Blumen immer wieder in Plastik gewässert, das fördert Schimmelbildung, kritisiert der Gärtnermeister. Teilweise waren die Bäume und Sträucher beschädigt oder hatten kein Wurzelbett mehr. Der Kunde wird große Schwierigkeiten haben, solche Pflanzen anwachsen zu lassen. Einige Pflanzen waren bereits tot. Trotzdem wurden alle Gewächse in jedem Baumarkt kommentarlos verkauft. Zufrieden war der Experte nur mit Obi: Das Sortiment war übersichtlich und ansprechend präsentiert, es gab genug Licht und die Qualität der Pflanzen, Bäume und Sträucher waren einwandfrei.

Giftige Stoffe in Spanplatten

Wohngifte NDR

Giftige Stoffe: Manche Baustoffe aus dem Baumarkt sind belastet. 

(Foto: NDR)

Welche Stoffe stecken in Baumaterialien? Holen sich Heimwerker Schadstoffe ins Haus? Um dies zu testen, wurden in allen Baumärkten Baustoffe für den Innenraum sowie Fußbodenbeläge und Tapeten gekauft. Das Ergebnis: In Spanplatten befand sich Formaldehyd, in PVC-Fußbodenbelägen unerforschte, möglicherweise Hormon schädigende Weichmacher und in Fugendichtmassen gesundheitsschädigende Stoffe. Fast alle Proben aus allen vier Baumärkten enthielten den Experten zufolge Stoffe, die Risiken für die Gesundheit bargen.

Mit den Vorwürfen konfrontiert, verwiesen zwei Märkte, Max Bahr und Obi, auf Unbedenklichkeitserklärungen ihrer Lieferanten. Bauhaus und Hornbach gaben an, die Ergebnisse zum Anlass für eigene Untersuchungen zu nehmen. Durch Abrieb und jahrelanges Ausdampfen können die sogenannten Wohngifte die Gesundheit beeinträchtigen, hormonaktiv wirken, im schlimmsten Fall sogar Krebs erregen.

Die Experten waren überrascht, dass Formaldehyd, obwohl die gesundheitsschädigende Wirkung hinlänglich bekannt ist, immer noch in Baustoffen enthalten ist, die für den Innenausbau verwendet werden. Auch bei PVC achten viele Baumärkte nicht auf sichere Weichmacher.

Sperrige Schnäppchen-Möbel

Gartenmöbel NDR

Kompliziertes Aufbauen: Gartenmöbel aus dem Baumarkt im Test. 

(Foto: NDR)

Baumärkte verkaufen Gartenmöbel gerne in Sets: Zwei Stühle, Tisch und Sonnenschirm für weniger als 300 Euro. Liegestühle kosten oft nur knapp 30 Euro. Doch sind die Schnäppchen-Möbel ihr Geld wert? Wie leicht lassen sich die Möbel aufbauen?

Der Test hat gezeigt: Vor allem die Garnituren, also Tisch und Stühle, lassen sich gerade für ältere Menschen oft nur schwer alleine zusammenbauen. Auch zu dritt dauerte ein Aufbau oft immer noch knapp eine Stunde. Auch waren viele der Garnituren qualitativ zu beanstanden. Fazit: Oft ist selbst der günstige Preis noch zu hoch.

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