Thilo Sarrazin:Die Pleiteträume des Stänkerbankers

Bundesbank-Vorstand Sarrazin hat für die Griechen eine einfache Lösung parat: Wenn sie ihren Haushalt nicht in Ordnung bringen, müssen sie eben Insolvenz anmelden.

Bundesbank-Vorstand Thilo Sarrazin kennt sich aus mit Schulden. Jahrelang war er Finanzsenator in Berlin, Deutschlands Schuldenstadt Nummer eins. So legitimiert darf man schon mal zuschlagen, muss er gedacht haben.

Das hat der Provokateur mit der schwarzen Brille jetzt wieder einmal gemacht. Nach den Türken, Arabern und Hartz-IV-Empfängern widmet sich Deutschlands Stänkerbanker nun dem Thema Griechenland.

Wenn Griechenland seine Schulden nicht mehr refinanzieren könne, sagte er in einem Interview mit den Salzburger Nachrichten, dann "meldet es eben Insolvenz an".

Für den Euro wäre das jedenfalls kein Problem, weiß der Mann von der Zentralbank: "Das hat mit dem Thema Währung nichts zu tun."

"Richtig abschreckendes Beispiel"

Als General Motors in die Insolvenz gegangen sei, habe das dem Dollar doch auch nicht geschadet. "Wieso soll es den Euro beeinträchtigen, wenn Griechenland mit 300 Milliarden Euro insolvent geht?", fragte er. Dann würde die Regierung eben mit den Gläubigern über Schuldverzicht oder Zinsaussetzungen verhandeln müssen. Das wäre auch ein "richtig abschreckendes Beispiel für alle übrigen potentiell unsoliden Staaten".

Wen er damit meinte, sagte er nicht. Jedenfalls seien es nicht Länder wie die "Niederlande, Deutschland, Österreich, Belgien und Luxemburg". Diese würden diese Probleme nicht bekommen - "sie haben eine andere Mentalität".

Er selbst habe in Berlin ein Haushaltsloch von 25 Prozent der Ausgaben innerhalb von fünf Jahren in einen Überschuss verwandelt. Griechenland habe ebenfalls ein Haushaltsdefizit in dieser Größe, doch noch längst nicht alle Möglichkeiten ausgeschöpft, um den Haushalt im Laufe der kommenden Jahre zu sanieren.

"Das heißt, es besteht gar keine Notwendigkeit über Hilfen nachzudenken", sagte Sarrazin. Es gehe derzeit eben nicht um die Frage der "objektiven Unmöglichkeit". Nur "wenn es in Griechenland ein schweres Erdbeben gegeben hätte, würden die Milliarden zu Recht fließen".

Unterdessen schließt die Bundesregierung die Möglichkeit einer finanziellen Mithilfe des Internationalen Währungsfonds (IWF) bei Programmen für Griechenland nicht aus. "Diese Frage ist jedoch offen", sagte Regierungssprecher Ulrich Wilhelm.

Ähnlich äußerte sich auch Ifo-Chef Hans-Werner Sinn: Er sprach sich für ein Eingreifen des IWF aus. Immerhin hätten die Deutschen dem IWF Geld überwiesen, sagte er Focus online. Da sei es "nicht einzusehen", dass das Land doppelt zahle. Seiner Ansicht nach solle der IWF die Griechen dazu bewegen, "temporär" aus der Eurozone auszuscheiden, um die Probleme zu lösen.

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