Tarifverhandlungen bei den Banken:Extremfall: Arbeitskampf

Die rund 250.000 Beschäftigten privater und öffentlich-rechtlicher Banken müssen sich auf langwierige und zähe Tarifverhandlungen einstellen - die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi fährt schon mal die Krallen aus.

Thomas Fromm

Nach knapp drei Stunden war am Donnerstag die erste Runde beendet worden - ohne Annäherung. "Die Arbeitgeber haben in allen Punkten ein klares Nein gesagt", sagte Uwe Foullong, Vorstand bei der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi, der Süddeutschen Zeitung. Foullong schwört seine Mitglieder daher auf harte Verhandlungen ein: "Wenn die Arbeitgeber nicht umdenken und ein konkretes Angebot vorlegen, droht ein Arbeitskampf." Streiks könne man zur Stunde nicht ausschließen.

Tarifverhandlungen bei den Banken: Das Frankfurter Bankenviertel bei Nacht - still ruht der Main.

Das Frankfurter Bankenviertel bei Nacht - still ruht der Main.

(Foto: Foto: dpa)

Die Arbeitnehmervertreter verlangen unter anderem Gehaltserhöhungen von acht Prozent sowie eine Zusage der Arbeitgeber, in den nächsten Jahren auf betriebsbedingte Kündigungen zu verzichten. Dies ist insbesondere deshalb ein pikantes Detail der Verhandlungsrunde, da in den kommenden Monaten mit größeren Bankenfusionen auf dem deutschen Markt zu rechnen ist. Sollte es etwa - wie von vielen Branchenkennern erwartet - zu einem Zusammengehen von Dresdner Bank, Commerzbank und Postbank kommen, rechnen die Gewerkschafter mit dem Abbau von insgesamt 20.000 Arbeitsplätzen in Deutschland.

Attraktive Zusammenschlüsse

Die Forderungen der Gewerkschaft liegen nach Auffassung des Verhandlungsführers der Arbeitgeberseite, Hypo-Vereinsbank-Vorstand Heinz Laber, jedoch "außerhalb jedes vertretbaren Rahmens". Gerade die Möglichkeit, Arbeitsplätze in großem Stil abzubauen, mache die Bankenzusammenschlüsse erst wirtschaftlich attraktiv, heißt es in der Branche. Die Arbeitgeber lehnen die Gehaltsforderungen der Arbeitnehmer mit dem Verweis auf die Milliardenbelastungen durch die internationale Finanzkrise ab. Eine Begründung, die von der Verdi-Seite zurückgewiesen wird. "Das ist Missmanagement, für das die Beschäftigten nicht die Zeche zahlen", so Foullong.

Nach Informationen aus Verhandlungskreisen wollen die Arbeitgeber bei der nächsten Verhandlungsrunde am 1. Juli eigene konkrete Vorschläge zur Tarifgestaltung vorlegen. Demnach sollen die flexiblen erfolgsabhängigen Anteile an der Vergütung stärker gewichtet werden als bisher. Bereits am Donnerstag hatte Laber gefordert, Erfolg im Vertrieb und Kundenzufriedenheit müssten sich künftig stärker im Gehalt widerspiegeln. Außerdem verlangen die Banken, die bisher befristete Regelung zur Samstagsarbeit im Tarifvertrag festzulegen.

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