Tag des offenen Denkmals:Macht und Pracht

Blick auf die Terrasse der Villa Herpich im Rahmen einer Vorbesichtigung zum Tag des offenen Denkmal

Hinausspaziert: Terrasse der Villa Herpich in Potsdam-Babelsberg, auch bekannt als Stalin-Villa.

(Foto: Martin Müller/imago)

Am Sonntag öffnen historische Gebäude wieder ihre Tore für Besucher. Braucht es so ein Ereignis eigentlich noch, wenn doch viele Denkmäler, Kirchen und Museen an den meisten Tagen des Jahres geöffnet sind? Offenbar schon, das Interesse der Besucher ist groß.

Von Ingrid Weidner

Viele Denkmäler, Kirchen und Parks stehen an den meisten Tagen des Jahres für die Besucher offen. Braucht es da einen "Tag des offenen Denkmals"? Ja, das zeigt das große Interesse daran. Die Idee des französischen Kulturministers Jack Lang von 1984 wurde inzwischen von zahlreichen europäischen Nachbarn kopiert. Seit 1993 koordiniert die Deutsche Stiftung Denkmalschutz hierzulande das Ereignis. Im vergangenen Jahr registrierten die Veranstalter an diesem Tag deutschlandweit vier Millionen Besucher.

Am 10. September ist es wieder so weit; in Deutschland öffnen etwa 7500 historische Baudenkmäler, Parks und archäologische Stätten ihre Türen, davon 750 in Bayern. Ein Blick in die Liste lohnt sich, denn das Besondere an dem Aktionstag ist, dass auch Privateigentümer ihre Schätze der Öffentlichkeit präsentieren. Verborgene Denkmäler rücken dabei ebenso ins Licht wie unsanierte, aber schützenswerte Gebäude. Das diesjährige Motto "Macht und Pracht" eröffnet ganz unterschiedliche Perspektiven. Denkmäler weltlicher und religiöser Machtdemonstration wie prächtige Schlösser, Kirchen und Patrizierhäuser zählen ebenso dazu wie große historische Fabrikhallen. Oft begleitet die Besucher ein fachkundiger Experte und erläutert die Besonderheiten.

Im unterfränkischen Arnstein beispielsweise steht eine um 1100 entstandene Burganlage. Im 16. Jahrhundert wurde das Bauwerk zu einem Renaissance-Schloss umgestaltet und später mit einer barocken Gartenanlage umgeben. Später verfiel die Anlage und wurde als Bauernhof genutzt. Von 2007 an sanierten und restaurierten die jetzigen Eigentümer das Schloss. Außerhalb des Denkmaltages gibt es nur auf Anfrage Besichtigungen.

Zu sehen sind auch Gebäude, die an Armut und Ohnmacht ihrer Bewohner erinnern

Auch das Jugendstilwohnhaus im oberfränkischen Kirchenlamitz, Kreis Wunsiedel im Fichtelgebirge, bleibt sonst verschlossen. Ein in zwei Bauphasen - zwischen 1770/80 und nach 1830 bis 1900 - für die Familie eines Granitwerksbesitzers erbautes Wohnhaus, das im Jugendstil fertiggestellt wurde, ist ein Zeugnis der oberfränkischen Industriegeschichte und wird gerade restauriert. Dort lassen sich Details wie etwa Meißner Dekorfliesen oder Buntglasfenster entdecken.

Neben Prunksälen öffnen auch Denkmäler ihre Türen, die an Machtmissbrauch, Armut, Ohnmacht oder Unterdrückung erinnern, beispielsweise das Archiv der Stasi-Bezirksverwaltung in Neubrandenburg. Im ehemals hermetisch abgeschirmten Gelände lagern Hinterlassenschaften des DDR-Geheimdienstes, etwa 2500 laufende Meter Unterlagen, mehr als 800 000 Karteikarten sowie Bild- und Tondokumente.

Das bundesweite Programm ist unter www.tag-des-offenen-denkmals.de abrufbar. Eine Suchfunktion nach Denkmalen in der Region erleichtert die Auswahl, auf einem virtuellen Merkzettel lässt sich so ein individuelles Programm zusammenstellen. Eine mobile, kostenfreie App ergänzt das Angebot.

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