SZ-Serie: Mein erstes Mal:Flugzeuge im Portfolio

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Meine Anlage-Premiere? Beim ersten Mal investierte ich ins Fluggeschäft - von diesem Abenteuer blieb mir nicht nur der Flugschein erhalten...

Dagmar Deckstein

Der Journalistenberuf nötigt einem ja manchmal die seltsamsten Begegnungen auf. So auch an diesem Samstag im Juni 1982, als es galt, für die Hessische/Niedersächsische Allgemeine über den Kunstflugwettbewerb um den Fieseler-Pokal in Kassel-Calden zu schreiben. Expertise: gleich null, es war meine erste Begegnung mit der Fliegerei überhaupt. Aber das ist normal im Journalistenberuf.

(Foto: Grafik: Julia Wolf)

Als sie jedenfalls da mit ihren Zlins, Pitts Specials oder Extras ihre gerissenen Rollen, Kubanischen Achten und Immelmanns in den Himmel gravierten, durchfuhr es mich ganz allmächtig: DAS will ich auch!

Also wurde ich wenige Tage später beim Motor Flug Club Warburg in Calden vorstellig, wo mir ein Fluglehrer als erstes ein Motivationstraining verpasste: "Fliegen ist dumm, teuer und gefährlich." Na großartig!

Auf jeden Fall nicht billig. So um die 15.000 Mark waren für den PPL A fällig, aber das würde sich portionsweise über ein Jahr strecken lassen. Es begab sich dann aber nach wenigen Wochen, dass einer meiner Mitschüler eine der drei Clubmaschinen in Köln breitsegelte - da waren's nur noch zwei. Und mein Fluglehrer - nicht der Motivationstrainer, sondern einer, der eigentlich keine Anfänger mehr schulte, aber bei mir eine Ausnahme machte - kam mir mit einem aberwitzigen Vorschlag.

Im roten Bereich

In Hildesheim stünde eine Cessna 150 zum Verkauf, die sollten wir uns mal anschauen. Auf der könnte ich meine Stunden abfliegen und sie ansonsten an die Flugschule verchartern. Da stand sie dann, die D-ENMO, Baujahr 1963, 100-PS-Lycoming Motor mit noch 500 Stunden bis zur Überholung, für 10.500 Mark zu haben. Aber woher das Geld nehmen?

Bei 1600 Mark netto und null Rücklagen blieb mir nichts anderes übrig, als mein Girokonto zu überziehen - und zwar gewaltig. Über Monate hinweg hielt sich das Minus auf dem grauenvollen Stand von mehr als 14.000 Mark, und von den Überziehungszinsen reden wir am besten gar nicht erst. Insofern konnte von einer Geldanlage eher weniger die Rede sein, es handelte sich mehr um eine Geldablage.

Dass solch nervenzerfetzende Schuldenlast unmittelbar mit dem Unternehmertum verknüpft ist, erschloss sich mir erst später. Zumindest schwor ich mir, dass ich, wenn die Sache durchgestanden sein würde, nie, nie wieder im Leben in die roten Zahlen rutschen würde. So blieb es auch bis heute. Jeder Kredithai bekommt sofort stumpfe Zähne, wenn er meiner auch nur ansichtig wird.

Fluglehrer im Preis inbegriffen

Langsam, langsam schmolz im Laufe der Monate der Schuldenberg, und als ich im Jahr darauf Bilanz zog, eröffnete sich mir tatsächlich ein frappierender Blick auf den Return on Investment, auch wenn ich das damals nie und nimmer so zu bezeichnen wusste: Der Flugschein hatte mich unterm Strich null Mark gekostet, da sich die Ausgaben mit den Chartereinnahmen ausgeglichen hatten. Das Konto befand sich wieder in den schwarzen Zahlen und die D-ENMO habe ich sogar mit einem kleinen Aufschlag für 11.500 Mark wieder verkauft.

Alles in allem kann man sagen, dass sich das Schuldenabenteuer für die Hauptbeteiligten als ausgesprochene Win-Win-Situation erwiesen hatte. Nicht nur den Flugschein für lau erworben, ich bin dann auch noch mit dem geschäftstüchtigen Fluglehrer ein Joint Venture fürs Leben eingegangen.

© SZ vom 29.01.2008/sho - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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