Stromverbrauch:Energieschleudern den Saft abdrehen

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Seit Anfang des Jahres ist Strom um bis zu sieben Prozent teurer geworden. Tipps, wie man ganz einfach 50 bis 100 Euro im Jahr sparen kann.

Die Strompreise sind 2004 auf Rekordkurs. Etwa fünf bis sieben Prozent müssen Bundesbürger seit Jahresanfang wieder mehr für Strom in ihrem Haushalt zahlen, wie Verbraucherverbände berechneten. Schon im vergangenen Jahr waren Privatkunden mit Anhebungen um etwa sieben Prozent verstärkt zur Kasse gebeten worden. Jetzt liegen die deutschen Preise europaweit auf Spitzenniveau, kritisiert der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv).

Für Otto-Normal-Bürger geht die Energie aus der Steckdose nun richtig ins Geld. Billigstrom gibt es nicht. In nächster Zeit hilft deshalb nur eins: Strom sparen. Um die davongaloppierenden Kosten im Griff zu behalten, sollten Verbraucher stärker über den eigenen Umgang mit Energie nachdenken und versuchen, konsequent den Verbrauch zu drosseln, rät Holger Krawinkel vom vzbv. Sonst warten im nächsten Jahr horrende Nachzahlungen. Zehn bis 25 Prozent Ersparnis im Jahr seien je nach Haushalt und Technik-Ausstattung durchaus drin. Das kann am Jahresende zwischen 50 und 100 Euro mehr im Geldbeutel bedeuten.

Wasch- und Spülmaschine nachts laufen lassen

Klaus Fey, Energieexperte der Verbraucherzentrale Hessen, hat für die kommenden Wochen folgenden Tipp: Dem Stromzähler im Keller öfter einen Besuch abstatten. "Man wird erschreckt sein, wie schnell die Uhr läuft", weiß Fey. Danach falle es leichter, einige simple Ratschläge zu beherzigen: Wasch- und Spülmaschine nur nachts, möglichst nach 22.00 Uhr, laufen lassen. Waschen zu den billigeren Nachttarifen spart Geld. Solche Aktionen sollten aber wegen möglicher Lärmbelästigung mit Vermietern abgestimmt sein.

Boiler nur bei Bedarf anstellen

Durchlauferhitzer und Boiler gehören nur dann angestellt, bevor man tatsächlich duschen oder baden will.

Kühl- und Gefrieschränke regelmäßig abtauen

Wichtig auch: Öfter Kühlschrank und Gefriertruhe abtauen. Jeder Millimeter Eis erhöht den Stromverbrauch.

Energiesparer benutzen

Wo immer möglich, sollten auch Glühlampen durch Energiesparvarianten ersetzt werden. Die neuen Lampen sparen im Lauf der Zeit über 50 Euro an Stromkosten, wie der Bund der Energieverbraucher errechnet hat.

Stand-by abschalten

Energiefresser wie Fernseher, Satelliten-Receiver, Stereoanlage, DVD-Player und Computer sollten nicht mehr auf Stand-by-Betrieb laufen. Sie gehören immer direkt am Gerät ausgeschaltet.

Ladegeräten den Saft abdrehen

Bei Ladegeräten wie Rasierapparat, elektrischer Zahnbürste, Laptop, Handy, Schnurlos-Telefon kann außerdem gleich nach dem Aufladen wieder der Stecker gezogen werden.

Neue Geräte auf Energieverbrauch prüfen

Richtig viel Geld spart der, der beim Kauf von neuen Haushalts- und Elektronikgeräten auf einen niedrigen Energieverbrauch setzt.

Alte Geräte prüfen

Was veraltete "Energieschleudern" alljährlich an Strom verschwenden, kann man mit Strommessgeräten herausfinden. Sie können bei Verbraucherzentralen ausgeliehen werden. Wer eine neue Heizung braucht, sollte auf Stromsparpumpen Wert legen. Sie sparen bis zu 70 Prozent gegenüber herkömmlichen Geräten ein.

Billigerer Stromanbieter rechnet sich nicht immer

Und noch etwas kann beim Sparen helfen: Das Umsteigen auf einen günstigeren Energieversorger. Über den tatsächlichen Einspareffekt gibt es jedoch unterschiedliche Meinungen bei den Verbraucherschützern. Während einige den Wechsel für lohnenswert halten, raten andere eher ab. Wenig Sparpotenzial sieht beispielsweise Krawinkel. Wer konsequent im Haushalt mit Strom geizt, habe am Ende mehr Geld in der Haushaltskasse, meinen auch die Experten von Stiftung Warentest.

Billigstrom - kein Thema in Deutschland

Bislang trauten sich ohnehin nur wenige Kunden, ihren alten Stromlieferanten für einen neuen zu verlassen. Anders als beim Telefonieren hielten Millionen an alten Verträgen aus Angst vor gravierenden Nachteilen fest. Wen wundert's: Der erhoffte Preisrückgang, der mit der Strommarktöffnung 1998 einsetzen sollte, stellte sich ja nie auf Dauer ein. Mangels Wettbewerb gibt es bis heute noch keinen Billigstrom. Ab Juli 2004 soll eine neue Regulierungsbehörde endlich für Ordnung sorgen.

Bis die Wettbewerbshüter so richtig Fuß fassen und weitere Höhenflüge der Preise im Zaum halten können, wird aber noch viel Zeit ins Land gehen, schätzt Krawinkel.

© suddeutsche.de/ Berrit Gräber - AP - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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