Streit um Rettungsfonds:Plötzlich scheint Deutschlands Top-Note in Gefahr

Die Welt macht Druck auf Europa, mehr für die Rettung überschuldeter Staaten zu tun. Doch wenn der Rettungsfonds erweitert wird, könnte auch das bisher solide Deutschland bestraft werden. Eine Ratingagentur droht nun den Rettern des Euro.

Die Schuldenkrise ist überall, nur nicht in Deutschland. Während andere Staaten neue Kredite teuer bezahlen müssen, kann sich die Bundesregierung Geld so billig wie nie leihen.

Sie gilt als sicherer Hafen für Anleger. Doch das könnte sich ändern. Überlegungen, den Euro-Rettungsfonds EFSF auszuweiten und dabei womöglich erheblich riskanter zu gestalten, gefährden offenbar Deutschlands Bestnote: das AAA-Rating bei den Ratingagenturen.

Wird der EFSF weiter aufgestockt, könnte die größte Agentur Standard & Poor's (S&P) die Kreditwürdigkeit der Euro-Zonen-Staaten herabstufen, sagte S&P-Experte David Beers der Nachrichtenagentur Reuters. Die verschiedenen Alternativen könnten unterschiedliche Konsequenzen haben - auch auf führende Euro-Staaten wie Frankreich und Deutschland, sagte er, ohne Details zu nennen.

Hebel mit Sprengkraft

Die Regierungen der Euro-Staaten debattieren, wie sie den Euro-Rettungsfonds EFSF, ihr Werkzeug im Kampf gegen die Schuldenkrise, besser einsetzen können.

Dabei geht es auch darum, den Rettungsschirm, der ein Volumen von 440 Milliarden Euro haben soll, beispielsweise über "Hebelwirkungen" noch zu erweitern. Vereinfacht gesagt, will also die EU mit kleinem Einsatz eine starke Wirkung erzielen. EU-Währungskommissar Olli Rehn formulierte das so: Die Europäer wollen darüber sprechen, wie man möglichst viel aus dem Geld machen könne.

"Wir suchen einen Mechanismus, wie wir aus einem Euro im EFSF fünf machen können", sagte ein anderer EU-Diplomat. Beers betonte diesbezüglich, es sei offensichtlich, dass die "Hebelwirkungen" nicht ohne klar definierte Grenzen angewendet werden könnten.

Wie genau der Hebel funktionieren soll, ist unklar. Da allerdings sich zuletzt US-Finanzminister Timothy Geithner so vehement in die Diskussion der Europäer einmischte, dürfte sich das Modell an jenes anlehnen, das Geithner bereits in den USA im Rahmen seines Term-Asset-Backed-Securities-Loan-Facility-Programms (TALF) durchexerzierte.

Demnach würde der EFSF nur für Verluste haften, die der EZB beim Kauf von Staatsanleihen aus den Krisenländern entstehen könnten. Der EFSF würde demnach darauf verzichten, selbst überhaupt Anleihen zu kaufen - und die EZB könnte erheblich größere Volumina erwerben.

Bei der Tagung des Internationalen Währungsfonds am Wochenende hatte vor allem US-Finanzminister Timothy Geithner Europa aufgefordert, mehr Geld bereitzustellen, um die Schuldenkrise unter Kontrolle zu bringen. Ansonsten drohe eine "Kaskade der Zahlungsausfälle" und weiterhin Chaos auf den Finanzmärkten.

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