Strategie:Viel modernisiert

Die größten Wohnungsunternehmen in Deutschland investieren wieder mehr in ihre Bestände. Dies liegt vor allem am extrem niedrigen Zinsniveau und den steigenden Immobilienpreisen.

Von Simone Gröneweg

Die 20 größten deutschen Wohnungsunternehmen investieren mehr Geld in ihre Bestände. Ihre Ausgaben für Instandhaltung und Modernisierungen seien in den vergangenen fünf Jahren um 22 Prozent gestiegen, fasst die Agentur Scope Ratings das Ergebnis einer Untersuchung zusammen. Der Grund: Investitionen in den Bestand bieten derzeit attraktivere Renditen als Zukäufe.

Für die Studie hat Scope Ratings die Ausgaben für Instandhaltung und Modernisierung seit 2009 analysiert. Die untersuchten Wohnungsgesellschaften bewirtschaften einen Eigenbestand von etwa 1,55 Millionen Wohneinheiten. Die Größte unter ihnen ist die börsennotierte Deutsche Annington, die sich derzeit mit der Gagfah zusammenschließt.

Das niedrige Zinsniveau und die Mietpreisbremse kurbeln die Investitionen an

Wendeten die 20 Gesellschaften 2009 im Schnitt 15,43 Euro pro Quadratmeter auf, waren es im vergangenen Jahr 18,90 Euro. Die Analysten rechnen bis 2016 mit einer Zunahme auf knapp 20 Euro. Da sich die Portfolios der Wohnungsunternehmen im selben Zeitraum vergrößert haben, sind die Investitionen insgesamt noch mehr gewachsen - von 1,2 Milliarden Euro im Jahr 2009 auf 1,8 Milliarden Euro im vergangenen Jahr. Als ein wesentlicher Faktor für diesen Trend gilt bei den Scope-Analysten die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB). Das niedrige Zinsniveau treibt Investoren in alternative Anlageklassen wie Immobilien. Die Kaufpreise der Immobilien steigen, die Ankaufsrenditen sinken. Sie stellen das Verhältnis der Mieteinnahmen zum Kaufpreis dar. Im Jahr 2009 lagen Spitzenankaufsrenditen für Portfoliokäufe auf dem deutschen Wohnimmobilienmarkt bei 5,1 Prozent. Fünf Jahre später betrugen sie durchschnittlich noch 4,3 Prozent. Besser fallen die Anfangsrenditen für Investitionen ins eigene Portfolio aus: Bei den untersuchten Wohnungsunternehmen betrugen sie nach Berechnungen von Scope 2014 sogar bis zu 5,3 Prozent.

Neun der Wohnungsgesellschaften befinden sich in privater Hand, elf von ihnen haben öffentliche und kommunale Eigentümer. "Bei den Investitionen in den Bestand zeigen sich deutliche Unterschiede zwischen beiden Gruppen", schreiben die Analysten. Die öffentlichen Wohnungsunternehmen investierten kontinuierlich mehr in den Bestand - in den vergangenen Jahren jeweils etwa 22 Euro pro Quadratmeter. "Die Privaten lagen mit 16 Euro pro Quadratmeter deutlich darunter", heißt es. Sie modernisieren eher. Beispiele für Modernisierungen sind etwa eine Wärmedämmung der Fassade oder der Einbau eines Fahrstuhls. Die Mietpreisbremse wird aus Sicht von Scope den Trend beschleunigen. Da nach umfangreichen Modernisierungen die Miete erhöht werden darf, würden sie attraktiver, schlussfolgern die Scope-Analysten.

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