Straßen in München:Stiftsbogen

Den Münchner Stiftsbogen teilen sich Dauer-Trainingsanzugsträger mit Akademikern, Singles mit Familien und Berufstätige mit Senioren.

Ingrid Brunner

Er zweigt von der Guardinistraße ab, beschreibt einen etwa 1,3 Kilometer langen Bogen, um dann wieder in die Guardinistraße zu münden: Der Stiftsbogen, im Südwesten Münchens im Stadtteil Kleinhadern gelegen, das sind dreizehnhundert Meter Wohnquartiere, Parkplätze, eine Hauptschule, die Stiftsklinik und das Seniorenwohnstift Augustinum.

Stiftsklinik und Wohnstift standen Pate für den Namen des Straßenzuges, an dem 1972 die Bebauung begann.

Reines Wohnen

Eine reine Wohnstraße ist da eilig hochgezogen worden, in der Tausende Menschen in dichter Bebauung leben. Kein Laden, lediglich ein Gemüsehändler hat sich an der oberen Einfahrt zum Stiftsbogen mit einer Bude hingequetscht; kein Lokal, sieht man mal vom Café am Augustinum ab. Und die wenigen Kneipen, die vom Stiftsbogen aus zu Fuß erreichbar sind, versprechen auch keine gastronomischen Sensationen, denn sie werden vorwiegend von Menschen frequentiert, die den ganzen Tag dort zubringen.

Arbeitsplatz der Bewohner

2000 Sozialwohnungen gab es hier mal, inzwischen sind viele aus der Bindung gefallen, aber die Bewohner sind größtenteils geblieben. In den komfortableren Wohnanlagen jüngeren Datums, meist Eigentumswohnungen, leben viele Mitarbeiter des Klinikums Großhadern, das nur zwei U-Bahnstationen entfernt ist.

Art der Bewohner

Dreizehnhundert Meter Langeweile - oder schlimmer noch, soziale Probleme, um die man besser einen großen Bogen macht? Keines von beiden. Denn hier mischen sich auf bunt-kuriose Weise Dauer-Trainingsanzugsträger mit Akademikern, Singles mit Familien und Berufstätige mit gut betuchten Senioren. Die meisten Anwohner sind zwischen 30 und 70 Jahre alt, zwei Frauen sind über 100. Leicht zu erraten, dass es sich um Bewohnerinnen des Seniorenstifts handelt.

Kein Wochenende ohne Möbelwagen

Zugegeben, die Fluktuation in einigen Wohnblocks ist groß: kein Wochenende ohne Möbelwagen. Aber die Dauer-Anwohner fühlen sich wohl. Die Gegend ist ruhig, sieht man mal vom Rauschen der nahen Lindauer Autobahn ab, und sie ist sicher.

Die Mietshäuser sind um begrünte Innenhöfe herumgebaut mit Spielplätzen, die man von den Wohnungen aus gut im Blick hat. Und die Alleebäume, die links und rechts vom Stiftsbogen stehen, lassen langsam die Bausünden der Siebziger hinter ihren Kronen verschwinden.

Anfang des 21. Jahrhunderts wurde wieder gebaut. Studentenappartements wurden hochgezogen, ebenso neue Wohnungen. Die Mischung wird also noch bunter.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: