Steuerpläne der Regierung:Ende des Silberprivilegs

Es wird teurer, was glänzt: Die Regierung plant, die Mehrwertsteuer auf Silbermünzen zu erhöhen. Bisher gilt der ermäßigte Satz, nun sollen es 19 Prozent werden. Die Edelmetallbranche ist in Aufruhr.

Simone Boehringer

Aufruhr 1225 startet in Herne

Schon damals beliebt: Ein Silberschatz aus dem Jahre 1225, 500 Kilogramm schwer, in 94 Barren - heute im Museum.

(Foto: dpa)

Pünktlich zum Weihnachtsgeschäft soll das Steuerprivileg für Silbermünzen fallen. Das Bundesfinanzministerium bestätigte auf Anfrage der Süddeutschen Zeitung entsprechende Pläne der Regierung. Demnach soll die Mehrwertsteuer bei Käufen von Anlagemünzen in Silber von derzeit 7 auf 19 Prozent erhöht werden. Die Edelmetallbranche bereitet sich bereits auf eine Umstellung ihrer Abrechnungssysteme vor. Einige Händler befürchten einen Umsatzeinbruch im Münzgeschäft zum Jahresanfang.

Der Vorstoß zur Angleichung des Steuersatzes geht zurück auf die Mehrwertsteuersystemrichtlinie der EU, wegen deren Nichteinhaltung die Bundesregierung sich mit einem Vertragsverletzungsverfahren auseinandersetzen muss. Bislang sind alle Edelmetallgeschäfte mit Platin, Palladium und Silberbarren mit einem Mehrwertsteuersatz von 19 Prozent belegt. Nur für Silberanlagemünzen sowie Sammlermünzen, deren Verkaufspreis das Zweieinhalbfache des Materialwertes übersteigt, galt ein ermäßigter Steuersatz von 7 Prozent. Der An- und Verkauf von Goldmünzen und -barren zu Anlagezwecken bleibt bislang mit Rücksicht auf den ehemaligen Status des Goldes als gesetzlichem Zahlungsmittel gänzlich mehrwertsteuerfrei.

Zurzeit berate der Finanzausschuss noch über die Details, heißt es in Berlin. Die Mehrwertsteuerangleichung soll im Zuge des Jahressteuergesetzes 2013 noch in diesem Jahr verabschiedet werden, so das Ministerium. Brüssel moniert schon länger eine zu weit gehende Steuer-Privilegierung von Silbermünz-Geschäften in Deutschland. In den meisten anderen europäischen Ländern werden Münzgeschäfte unisono zum jeweils höheren Mehrwertsteuersatz von oft sogar mehr als 20 Prozent abgewickelt. Deutsche Investoren gehören in Europa zu den größten Nachfragern von Anlagemetallen.

Als "Gold des kleinen Mannes" beliebt

Gerade vor Weihnachten erfreuen sich Münzgeschenke hierzulande großer Beliebtheit. Wegen des inzwischen stark gestiegenen Goldpreises weichen viele Edelmetallfans auf Silber aus. Die Silbermünzen gelten wegen ihres vergleichsweise geringen Unzenpreises (31,1 Gramm) von zuletzt rund 25 Euro als "Gold des kleinen Mannes". Kommt die Mehrwertsteuer-Erhöhung von 7 auf 19 Prozent, wird sich der Verkaufspreis der Anlage-Münzen spürbar verteuern.

Edelmetallhändler wie Pro Aurum rechnen daher zum einen mit "signifikanten Umsatzeinbrüchen im neuen Jahr", so Geschäftsführer Robert Hartmann. Zum anderen fürchten einige Handelshäuser und Banken, dass sie die geplante Änderung gar nicht so schnell in ihre EDV-Systeme einpflegen können, wie der Fiskus sie einfordert. Offen ist auch die Frage, ob dann der gesamte Verkaufsbetrag oder nur die Differenz zwischen Verkaufs- und Ankaufswert mit dem neuen Steuersatz belegt werden muss (Differenzbesteuerung).

Einige Lobbyisten der Finanzbranche hatten deshalb zuletzt in Berlin um eine Übergangsfrist von wenigstens einem Jahr gebeten. Auch darüber muss der Finanzausschuss des Bundestages noch beraten, nach Informationen der SZ abschließend am 24. Oktober. Dann geht das Gesetz zurück ins Plenum. "Weder schaffen wir es, die vorhandenen, mit 7 Prozent belegten Bestände so schnell zu verkaufen, dass uns der Umsatzeinbruch weniger trifft; noch können wir die Abrechnungssysteme von jetzt auf gleich umstellen", erklärt Michael Eubel, Abteilungsleiter des Sorten- und Edelmetallhandels bei der Bayerischen Landesbank. "Die Umstellung auf die Differenzbesteuerung dauert einige Monate", meint Pro-Aurum-Geschäftsführer Robert Hartmann. Als Ausweichmöglichkeit wird den Kunden angeboten, Silbermünzen in Zollfreilagern in der Schweiz zu deponieren.

Neben den Anlagemünzen sind auch Sammlermünzen von der geplanten Umstellung betroffen. Bislang kommt hier die ermäßigte Mehrwertsteuer zur Geltung, wenn der Verkaufswert das Zweieinhalbfache des Materialwertes ausmacht. Dieses Privileg soll ebenfalls fallen. Numismatische Silber- und Goldmünzen gleichermaßen würden dann mit dem vollen Satz von 19 Prozent besteuert, wenn ihr Sammlerwert den Materialwert um mehr als 80 Prozent übersteigt.

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