Staatsfonds in Gesprächen mit Eigentümer Allianz:China greift nach Dresdner Bank

Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung gibt es "intensive Verhandlungen" zwischen der Allianz und dem Staatsfonds der Volksrepublik China über einen Verkauf der Dresdner Bank als Ganzes.

Karl-Heinz Büschemann und Martin Hesse

Der Staatsfonds der Volksrepublik China will die Dresdner Bank kaufen. Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung aus Branchenkreisen gibt es "intensive Verhandlungen" der chinesischen Kapitalsammelstelle China Investment Corporation (CIC) und der Allianz AG, der Eigentümerin der Dresdner Bank. Diese seien aber noch nicht abgeschlossen. Die Allianz wollte die Gespräche nicht bestätigen. "Gerüchte kommentieren wir nicht", sagte ein Sprecher.

Nach den Informationen geht es dem Staatsfonds um den Erwerb der gesamten Bank, also des Filialgeschäfts inklusive der Investment-Sparte Dresdner Kleinwort. In der Führung des Allianz-Konzern gebe es zwei Fraktionen. Die eine sei für den Verkauf der Bank an China, die andere dagegen.

Am Mittwoch hatte das Manager Magazin gemeldet, eine chinesische Bank wolle den Investment-Teil der Dresdner-Bank übernehmen. Nach SZ-Informationen will der chinesische Fonds mit dem Kauf der Dresdner Bank Know-how im internationalen Bankgeschäft erlangen. CIC hat die Aufgabe, einen Teil der hohen chinesischen Devisenreserven, die auf mehr als 1500 Milliarden Dollar geschätzt werden, zu verwalten und anzulegen.

Die erst vor etwa einem halben Jahr gegründete Fondsgesellschaft hat ein Startkapital von 200 Milliarden Dollar und ist bereits an der US-Finanzgesellschaft Blackstone beteiligt, die wiederum Anteile an der Deutschen Telekom hält. Auch an der New Yorker Investmentbank Morgan Stanley ist CIC beteiligt.

Verkauf an China wäre ein Politikum

Der Kauf einer Bank durch den chinesischen Staat wäre in Deutschland ein Politikum. Die Bundesregierung zeigt sich zunehmend irritiert über das Vorgehen ausländischer Finanzinvestoren wie Staatsfonds und plant ein Gesetz, mit dem ausländische Staatsfonds von der Übernahme deutscher Konzerne abgehalten werden sollen.

Bislang hatte es in Finanzkreisen geheißen, die Allianz favorisiere für das Privatkunden- und Mittelstandsgeschäft der Dresdner Bank eine Fusion mit der Postbank. Für die Investmentbank Dresdner Kleinwort sind bisher verschiedene Lösungen im Gespräch gewesen: Vom Verkauf an ausländische Interessenten bis hin zu einem Joint-Venture mit der Investmentbank-Sparte einer internationalen Großbank.

Als mögliche Interessenten gelten die französischen Banken BNP Paribas und Société Générale. Allerdings gilt der Verkauf einer Investmentbank angesichts der Kreditkrise als schwierig, da viele potentielle Interessenten mit erheblichen Problemen kämpfen. Die großen amerikanischen Investmentbanken wie Morgan Stanley, Goldman Sachs und Merrill Lynch sind zudem in Deutschland bereits stark präsent. In Bankenkreisen hieß es am Mittwoch, größer dürfte das Interesse von Investoren aus aufstrebenden Märkten wie Asien und Russland sein.

Schlüsselrolle für die Postbank

Eine Schlüsselrolle kommt bei der Neuordnung der Bankenlandschaft jedoch dem Verkauf der Postbank zu. Die Mehrheitsaktionärin Post, an der auch der Bund mit 31 Prozent beteiligt ist, prüft den Verkauf der Banktochter. Die Postbank ist mit 15 Millionen Privatkunden am stärksten auf dem Land vertreten.

Sie wird deshalb auch von der Deutschen Bank und der Commerzbank intensiv umworben, die ein Gegengewicht zu den Sparkassen bilden wollen, die das Privatkundengeschäft dominieren. Der Verkauf der Postbank ist jedoch heikel. Neben der Frage, wer den höchsten Preis zahlt, geht es auch darum, wie die meisten Arbeitsplätze erhalten werden könnten und welche Kombination am besten geeignet ist, um einen nationalen Banken-Champion zu etablieren.

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