Staatsanleihen:Mehr verdienen mit Italien, Spanien, Griechenland

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Staatsanleihen sind langweilig? Von wegen: Einige Euro-Länder bieten höhere Renditen als deutsche Papiere - gut für Anleger.

Catherine Hoffmann

Wenn die Nervosität an den Aktienmärkten groß ist, fliehen Anleger in die als sicher geltenden Staatsanleihen. Doch was heißt hier sicher? Da werden neuerdings feine Unterschiede gemacht, auch bei Zinspapieren aus dem Euro-Raum: Deutsche und französische Staatsanleihen sind gefragt, weil sie für Qualität bürgen.

Seit der Finanzkrise sind Staatsanleihen aus anderen Euro-Ländern attraktiver als die deutschen. (Foto: Foto: ddp)

Aber für Papiere aus Spanien, Irland, Italien und Griechenland verlangen die Anleger einen Risikoaufschlag: höhere Zinsen. Bis Mitte 2007 hatten sich die Renditen der verschiedenen Euroländer einander angenähert, Unterschiede waren kaum auszumachen.

Doch seit die Finanzmarktkrise die Märkte erschüttert, hat die Abneigung gegen Risiken zugenommen - und seien sie noch so klein. Deshalb sind die Renditen in Ländern wie Spanien, Irland oder Italien sprunghaft gestiegen.

Die italienische Regierung muss für Zinspapiere mit zehn Jahren Laufzeit 4,5 Prozent Rendite bieten, die deutsche nur 4,0 Prozent. Mehr als ein halber Prozentpunkt liegt dazwischen - so groß war der Renditeabstand noch nie seit Einführung des Euro.

Wer 10.000 Euro für zehn Jahre in Bundesanleihen investiert, besitzt am Ende 14.000 Euro, mit italienischen Papieren wären es 500 Euro mehr. Auch Spanien und Irland bringen mehr Ertrag als Deutschland, immerhin 0,3 und 0,4 Prozentpunkte. Dabei werden die Anleihen beider Länder von den Ratingagenturen mit der Spitzennote "AAA" beurteilt - für beste Bonität.

Angst vor neuem Debakel

"Die Marktteilnehmer fragen sich, ob sich das Debakel mit den zweitklassigen Hypothekenkrediten aus Amerika in Spanien und Irland wiederholt", sagt Birgit Figge, Zinsstrategin der DZ Bank. In beiden Ländern sind die Preise am Immobilienmarkt in den vergangenen zehn Jahren kräftig gestiegen, zum Teil um 20 Prozent und mehr im Jahr. Der Markt war ähnlich überhitzt wie der amerikanische.

Jetzt geht der lang anhaltende Boom zu Ende. Die Konjunktur kühlt sich wesentlich schneller ab, als es Regierung und Wirtschaftsexperten noch vor wenigen Monaten gedacht hätten. An die Versicherungen von Wirtschaftsminister Pedro Solbes - "Unsere Wirtschaft wird sanft landen" - mögen angesichts sinkender Häuserpreise, insolventer Baufirmen und wankender Banken nur noch wenige glauben.

Für das Jahr 2008 rechnen die Volkswirte der Commerzbank nur noch mit 1,5 Prozent Wachstum, im Vorjahr waren es noch 3,8 Prozent. Ähnliches gilt für Irland: Die Landung nach dem Höhenflug wird eher ruppig. Das verheißt auch für die Haushaltskassen und die Neuverschuldung der beiden Länder nichts Gutes - und damit für die Anleihen, die ja der Staat bedienen muss. Ernsthaft wird sich allerdings niemand fürchten, dass die beiden Länder ihre Schulden in zehn Jahren nicht zurückzahlen.

Das gilt auch für Italien und Griechenland, die beiden anderen Sorgenkinder der Finanzmärkte. Beide Länder haben in den Augen der Anleger dieser Tage einen Makel: eine hohe Staatsverschuldung und kein Top-Rating, das den Investoren als Unbedenklichkeitsnachweis dienen könnte.

Das wiegt schwer in Zeiten, da Banken Subprime-Investments auf ihre angespannten Bilanzen nehmen müssen und Eigenkapital knapp ist. In ihrer Not wollen die Institute nicht auch noch italienische oder griechische Staatsanleihen auf dem Buch haben. "Die Anleger ziehen sich sicherheitshalber auf Bundesanleihen zurück. Das ist völlig irrational. Es macht die deutschen Papiere teuer", sagt Ulrich Katz, Fondsmanager bei Allianz Global Investors.

Auch in der Vergangenheit hinterließen globale Finanz- und Währungskrisen Spuren am Rentenmarkt: Die Renditen liefen im Zuge der Russlandkrise im Sommer 1998 auseinander und nach der Freigabe des brasilianischen Reals Anfang 1999. Die Folge waren jedes mal Umschichtungen der Anleger in solche Märkte, die als besonders risikoarm und liquide gelten: Deutschland und Frankreich. Doch so empfindlich wie diesmal, haben die Anleger noch nie reagiert.

Kräftige Aufschläge

"Der Finanzmarkt übertreibt gerade", glaubt DZ-Bank-Analystin Figge. "Es wird alles verkauft, was nicht allerhöchste Bonität hat." Figge hält es für eine gute Idee, wenn Anleger, die ihr Geld ineuropäische Staatsanleihen stecken wollen, jetzt auf die neuen "Hochzinsländer" Europas setzen: Spanien, Italien und Irland etwa, die für zehnjährige Staatsanleihen zwischen 4,3 und 4,5 Prozent Rendite bieten, während sich Sparer in Deutschland mit vier Prozent begnügen müssen.

"Die hohen Zinsaufschläge sind nicht gerechtfertigt", davon ist Figge überzeugt. Eine Normalisierung verspräche Kursgewinne - allerdings nur, wenn eine wachsende Inflation nicht alle Überlegungen kaputt macht. Gegenwärtig wird überall der Anstieg der Inflation beschworen. Steigt die Teuerung kräftig, sind Anleihen ein schlechtes Geschäft: Es drohen Kursverluste. Die sind im Zweifel so hoch, dass auch der kleine Zinsvorsprung, den Italien und Konsorten bieten, nichts mehr hilft.

© SZ vom 11.04.2008/jkr - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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