SPD-Steuerkonzept:Zur Kasse, Schätzchen

Die SPD will an die Spitzenverdiener ran: Die Steuerpläne der Partei treffen nach Berechnungen der Freien Universität Berlin jeden, der mehr als 6000 Euro im Monat verdient.

Guido Bohsem

Die Steuerpläne der SPD werden gut verdienende leitende Angestellte und Inhaber von Unternehmen mittlerer Größe am stärksten belasten. Wer zwischen 200.000 und 300.000 Euro im Jahr verdient, würde prozentual den höchsten Anstieg seiner Steuerlast verbuchen müssen - und zwar zwischen elf und zwölf Prozent.

SPD-Steuerkonzept: Steuerkonzept der SPD: Die Reichen sollen zahlen.

Steuerkonzept der SPD: Die Reichen sollen zahlen.

Das geht aus Berechnungen des Steuerexperten der Freien Universität Berlin, Frank Hechtner, hervor. Grundlage ist das zu versteuernde Einkommen eines Alleinstehenden - Sozialabgaben sind also bereits abgerechnet. Relativ am stärksten würde nach der Erhebung belastet, wer ein jährliches Einkommen von 250 731 Euro verdient. Seine Steuerlast steigt dann um 12,16 Prozent.

Nach den Plänen der SPD soll sich der bisherige Verlauf der Einkommensteuer-Kurve im unteren Bereich nicht ändern. Von knapp 53.000 Euro an ist daher weiterhin ein Steuersatz von 42 Prozent fällig. Kleine und mittlere Einkommen blieben daher von den Steuerplänen der Sozialdemokraten verschont. Von 64.000 Euro an soll es nach dem Willen der SPD einen weiteren Anstieg der Kurve linear bis auf 49 Prozent geben. Von 100.000 Euro an werden dann 49 Prozent gezahlt.

Weil bei einem Einkommen von 250.000 Euro derzeit der Reichen- Steuersatz von 45 Prozent einsetzt, erklärt sich nach Hechtners Angaben die Belastungsspitze in diesem Bereich. Diese sinkt bei höheren Verdiensten wieder. Für sehr hohe Einkommen von 900.000 Euro und mehr beträgt der Anstieg der Steuerlast knapp neun Prozent.

Absolut betrachtet fällt die Belastung dieser absoluten Top-Verdiener natürlich deutlich höher aus. Wer etwa 40.000 Euro im Monat verdient, müsste nach dem Willen der SPD 19.906 Euro an den Staat zahlen und damit 1816,79 Euro mehr als derzeit. Der Solidaritätszuschlag ist bei den Berechnungen bereits berücksichtigt.

Günstiger für Verheiratete

Die Steuerpläne der SPD treffen nach Hechtners Berechnungen jeden, der mehr als 6000 Euro im Monat verdient. Die zusätzliche Belastung ist anfangs sehr gering - bei einem Einkommen von 6100 Euro liegt sie bei etwa acht Cent im Monat. Wer 7 100 Euro verdient, muss dem Fiskus schon zusätzlich 15,12 Euro im Monat geben. Das sind im Jahr 181,44 Euro. Bei 9.100 Euro im Monat steigt die jährliche Steuerlast immerhin schon um 1424,28 Euro.

Für Verheiratete ist die Situation durch das Ehegatten-Splitting entsprechend günstiger. Mit zwei Kindern und einem Partner ohne eigenes Einkommen sind nach den SPD-Plänen höhere Steuern erst bei einem Monatsgehalt fällig, das über 11 400 Euro liegt. Bei einem Einkommen von 12.000 Euro wären das zum Beispiel 2,66 Euro im Monat.

Weil die SPD nach langer kontroverser Diskussion darauf verzichtet, in ihrem Konzept auch sinkende Sozialabgaben zu berücksichtigen, steigt die Steuer- und Abgabenlast in ihrem Konzept für sehr gut verdienende Singles mitunter auf über 50 Prozent - ein Wert, der im heutigen Steuerrecht nicht erreicht wird. Um zu dieser besonders stark belasteten Personengruppe zu gehören, muss man allerdings ein Brutto-Einkommen von mehr als 34.400 Euro im Monat erzielen. Das Gros macht die Kombination aus Einkommensteuer und Solidaritätszuschlag aus. Die Sozialabgaben fallen wenig ins Gewicht, weil sie nach bestimmten Obergrenzen nicht mehr steigen.

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