Soziale Netzwerke:Wie Internet-Posts mit dem Einkommen zusammenhängen

  • Daten aus sozialen Netzwerken wie Twitter ermöglichen Forschern neue Erkenntnisgewinne.
  • US-Wissenschaftler konnten anhand von Twitter-Nachrichten bestimmen, zu welcher Einkommensgruppe Nutzer höchstwahrscheinlich gehören.
  • Anderen Studien zufolge verraten Tweets auch politische Einschätzungen, Gesundheit oder Persönlichkeit.

Wortschatz verrät Einkommensklasse

Wenn es um die Höhe des eigenen Einkommens geht, werden selbst redselige Menschen verblüffend häufig einsilbig. Ähnlich verhält es sich in sozialen Netzwerken: Viele Nutzer veröffentlichen gerne und oft Familienfotos. Selfies mit Gehaltszettel oder Steuerbescheid gehören dagegen zu den rareren Momenten auf Facebook oder Twitter.

Wie viel Menschen verdienen, lässt sich aber auch ohne Lohnzettel-Schnappschuss herausfinden. Zu diesem Schluss kommen Forscher der amerikanischen University of Pennsylvania in einer Studie, die im Fachjournal Plos One veröffentlicht wurde. Den Wissenschaftlern gelang es, durch die Analyse von Twitter-Nachrichten britischer Nutzer auf deren Einkommen zu schließen.

5000 Nutzer mit zehn Millionen Tweets

Die Forscher sortierten 5000 britische Twitter-Nutzer in ein System von neun verschiedenen Beschäftigungsstufen. Grundlage für die Einordnung waren die Angaben der Nutzer in ihrem Twitter-Profil über ihre jeweiligen Jobs. Den neun Beschäftigungsklassen wurde zudem jeweils ein Durchschnittslohn zugeordnet.

Im Anschluss analysierten die Forscher die Tweets der 5000 Nutzer, insgesamt mehr als zehn Millionen Nachrichten. Ein Algorithmus durchsuchte die Nachrichten nach charakteristischen Worten und ordnete diese Wortgruppen den neun verschiedenen Einkommensklassen zu.

Die Unterschiede zwischen Gut- und Geringverdienern

Die Studie dokumentiert, dass Männer mehr verdienen als Frauen und Gebildete höhere Einkommen haben als Ungebildete. Andere Zusammenhänge waren den Forschern um Daniel Preotiuc-Pietro zufolge:

  • Besserverdiener drücken in ihren Twitter-Nachrichten häufiger Angst und Wut aus.
  • Menschen, die als Optimisten erscheinen, haben ein niedrigeres mittleres Einkommen.
  • Nutzer, die einer niedrigeren Einkommensklasse zugeordnet wurden, verwenden mehr Schimpfwörter.
  • Besserverdienende Nutzer beschäftigen sich häufiger als andere mit Politik, Unternehmen und gemeinnützigen Themen.
  • Nutzer mit niedrigerem Einkommen oder sozialen Status nutzen Twitter häufiger als private Kommunikationsplattform.
  • Besserverdienende nutzen Twitter dagegen eher für berufliche als für private Zwecke.

Die Forschungsgruppe der University of Pennsylvania ist nicht die erste, die Nachrichten aus sozialen Netzwerken für wissenschaftliche Zwecke nutzt. Frühere Studien untersuchten etwa den Zusammenhang zwischen Herzkrankheiten und Twitter-Nutzungsverhalten, was Tweets über politische Einstellungen verraten (PDF) oder welche Schlüsse sich von Tweets auf Persönlichkeit, Treue oder Beziehungsstatus ziehen lassen.

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