Sonderkommission Sal. Oppenheim:Ex-Bankiers unter Verdacht

Die Staatsanwaltschaft knöpft sich ehemalige Chefs von Sal. Oppenheim vor. Der Verdacht der Strafverfolger: Veruntreuung in Millionenhöhe.

H. Leyendecker u. K. Ott

Die Kölner Staatsanwaltschaft hat wegen Verdachts der Veruntreuung von Firmenvermögen Ermittlungsverfahren gegen die frühere Führung des Bankhauses Sal. Oppenheim eingeleitet. Dabei geht es im Wesentlichen um Kredite über 680 Millionen Euro, die sechs Bankeigentümer von dem Geldhaus, zum Teil zu ungewöhnlichen Konditionen, erhalten hatten.

Sie hatten mit dem Geld persönlich für Darlehen gebürgt, die das Geldhaus an die einstige Milliardärin Madeleine Schickedanz, Großaktionärin des inzwischen insolventen Handelskonzerns Arcandor, vergeben hatte.

Der Fall Arcandor sowie eine Kette anderer Fehlentscheidungen hatten dazu geführt, dass die 1789 gegründete Privatbank in den vergangenen Jahren in größte Bedrängnis geraten war. Im 221. Jahr ihres Bestehens verlor sie dann ihre Unabhängigkeit und wurde für eine Milliarde Euro an die Deutsche Bank verkauft.

Die Kölner Strafverfolgungsbehörde, die mehrere Staatsanwälte mit den Ermittlungen beauftragt hat, will die Untersuchungen mit großer Intensität betreiben und eine eigene Ermittlungsgruppe gründen. In den nächsten Tagen wird eine Sonderkommission aus Steuerfahndern, sowie erfahrenen Kriminalbeamten und Wirtschaftsreferenten installiert.

Ein Sprecher des Bankhauses hatte vorige Woche auf Anfrage erklärt, dass die neue Leitung des Geldinstituts die Staatsanwaltschaft bei der Aufklärung des Falles unterstützen werde.

Grundlage für das Verfahren sind unter anderem Prüfergebnisse der Bankenaufsichtsbehörde Bafin, die Sal. Oppenheim im vergangenen Jahr durchleuchtet hatte. Dabei war auch herausgekommen, dass die Kreditvergabe an die Schickedanz-Gruppe gegen die "Kreditrisikostrategie der Bank" verstoßen habe.

Bafin rüffelt Schickedanz-Deal

Die für die Bafin tätigen Prüfer verlangten, ein Großkredit an Madeleine Schickedanz müsse weitgehend wertberichtigt werden. Von den bis Mitte 2009 gewährten Darlehen in Höhe von 213 Millionen Euro seien 145 Millionen Euro abzuschreiben. Nach Angaben aus Finanzkreisen soll das auch geschehen sein.

Ein Teil der Kredite wurde abbezahlt, nachdem Madeleine Schickedanz einige ihrer Immobilien verkauft hatte. Derzeit wird nach Lösungen gesucht, wie weitere Darlehen getilgt werden können. Sal. Oppenheim sei um eine gütliche Einigung mit Schickedanz bemüht, da eine Zwangsversteigerung ihrer Immobilien angesichts der Wirtschaftslage wenig sinnvoll wäre.

Die alte Führungsriege von Sal. Oppenheim war zum Jahreswechsel 2009/2010 vorzeitig ausgeschieden, nachdem die Bafin mit einer Abberufung gedroht hatte. Im Zentrum der Ermittlungen stehen unter anderem die einstmals persönlich haftenden Gesellschafter Christopher Freiherr von Oppenheim und Matthias Graf von Krockow.

Millionenkredite ohne jegliche Sicherheiten

Eine wichtige Rolle wird der Immobilienunternehmer Josef Esch spielen, der Vermögensverwalter der Ex-Milliardärin Schickedanz war und rund zwei Jahrzehnte mit der Bank eng zusammengearbeitet hatte. Er war in den vergangenen Jahren durch undurchsichtige Geschäfte immer wieder ins Gerede gekommen.

Die Deutsche Bank hatte bereits im vergangenen Jahr angekündigt, die Beteiligungen an den Esch-Gesellschaften verkaufen zu wollen. Etliche Gesellschafter von Sal. Oppenheim hatten hohe Kredite aufgenommen, um sich an den Esch-Fonds zu beteiligen. Auch Esch muss mit einem Ermittlungsverfahren rechnen.

Im ersten Anlauf aber wollen die Ermittler sich vor allem mit den Krediten beschäftigen, die zu Vorzugsbedingungen an Gesellschafter der Bank geflossen waren. Rund 300 Millionen Euro sollen ohne jede Sicherheit an sechs ehemalige Bankeigner ausgezahlt worden sein. Bis heute ist unklar, warum sie mit ihrem Privatvermögen für eine Kundin hafteten. In der Branche wurde spekuliert, es habe geheime Vereinbarungen gegeben, denen zufolge die Bürgen von eventuellen Aktienkursgewinnen bei Arcandor profitiert hätten.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: