Société Générale:Die Bank gerät unter Druck

Nach dem Milliardenbetrug bei der Société Générale rückt die Führung des Instituts ins Visier der Ermittler: Die Transaktionen des Händlers sind der Bank offenbar schon seit November bekannt gewesen und ein Mitglied des Verwaltungsrats hat im großen Umfang Aktien verkauft - bevor die Affäre öffentlich wurde.

Die Société Générale ist offenbar schon im November über fragwürdige Transaktionen ihres Händlers Jérôme Kerviel alarmiert worden. Das sagte Staatsanwalt Jean-Claude Marin am Montag.

Société Générale: In der milliardenschweren Betrugsaffäre rückt die Bank selbst immer mehr in den Fokus.

In der milliardenschweren Betrugsaffäre rückt die Bank selbst immer mehr in den Fokus.

(Foto: Foto: AFP)

Zudem wurde bekannt, dass ein Verwaltungsratmitglied der französischen Bank kurz vor Bekanntwerden der Affäre massiv Aktien verkauft hatte. Wie die französische Börsenaufsicht AMF mitteilte, stieß das aus den USA stammende Mitglied Robert A. Day am 9. Januar Aktien im Wert von 85,7 Millionen Euro ab.

Klage eingereicht

Eine Gruppe von Aktionären reichte deshalb nun Klage ein. Rund hundert Anteilseigner verlangten von der Staatsanwaltschaft, dem Verdacht des Insiderhandels und der Kursmanipulation nachzugehen, sagte ihr Anwalt Frederik-Karel Canoy.

Die Klage richtet sich demnach gegen Unbekannt, zielt aber insbesondere auf das Verwaltungsratmitglied. Kerviel selbst habe zudem erklärt, bei der Bank sei es wiederholt zu Verstößen gegen die internen Handelsregeln gekommen.

Die Société Générale hatte am vergangenen Donnerstag einen Verlust von 4,9 Milliarden Euro bekannt gegeben, die demnach auf Geschäfte ihres Händlers Kerviel zurückzuführen sind. Die Finanzaufsicht veröffentlicht routinemäßig Übersichten über Aktienverkäufe von Managern und Verwaltungsratmitgliedern börsennotierter Unternehmen.

Laut Société Générale stand in der Bank am 18. Januar fest, dass Kerviel groß angelegte Spekulationen ohne Genehmigung getätigt hatte. Einen Tag zuvor hatte es ernsthafte Zweifel an den Geschäften gegeben. Der Aktienkurs der Bank gab zwischen dem 9. Januar, an dem Day verkaufte, und dem Schlussstand vom Freitag um rund 22 Prozent nach. Day ist laut Société Générale Chef der US-Investmentgruppe TCW. Er ist seit 2002 im Verwaltungsrat.

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