Service für Bankkunden:Grenzenloses Geld

In Paris oder London leben, aber über ein deutsches Konto seine Miete bezahlen: Lastschriften sind innerhalb der Europäischen Union jetzt auch von Land zu Land möglich.

Harald Freiberger

Für Auslandsstudenten, Grenzgänger oder Unternehmen mit Geschäft in anderen Ländern ist der Umgang mit Geld im europäischen Ausland seit 1. November leichter. Banken müssen seit diesem Tag die grenzüberschreitende Lastschrift ermöglichen, ein Teil des einheitlichen Zahlungsverkehrs in Europa (Sepa).

Banken stehen vor SEPA-Start

Besserer Service für die Kunden: Banken müssen seit dem 1. November die grenzüberschreitende Lastschrift ermöglichen.

(Foto: dpa)

Beim Lastschriftverfahren sind die Deutschen Europameister. Es ist immer dann nötig, wenn es darum geht, regelmäßig Beträge zu überweisen, zum Beispiel an Versicherungen, Strom- und Telefonanbieter. Der Kunde erlaubt dem Unternehmen dabei per Einzugsermächtigung, Geld von seinem Konto abzubuchen. Bisher war dies nur innerhalb Deutschlands möglich, nun geht es innerhalb der EU auch von Land zu Land.

Beispiel: Ein deutscher Student geht für einige Semester nach Paris. Bisher musste er dort ein Konto anlegen, um Geld in Frankreich abbuchen lassen zu können. Nun kann er Vermieter, Strom- oder Handyanbieter per Lastschrift erlauben, Geld von seinem deutschen Konto einzuziehen.

Ein anderes Beispiel: Ein deutscher Winzer vertreibt seinen Wein auch im europäischen Ausland. Bisher konnte er Geld von Kunden in anderen Ländern nur per Kreditkarte kassieren, was bis zu vier Prozent Gebühren kostet, die der Händler zahlt; oder er musste mit dem Verschicken der Ware warten, bis das Geld überwiesen war. Nun kann er dem Kunden die Zahlung per Lastschrift anbieten, die günstiger ist und schnelleren Versand der Ware möglich macht.

"Die Sepa-Lastschrift hat eine Reihe von Vorteilen und keine Nachteile, innerhalb Deutschlands kann der Kunde weiter das deutsche Lastschriftverfahren nutzen kann", sagt Nils Jung, Zahlungsverkehrsexperte beim Beratungsunternehmen Capco. Beide Verfahren laufen vorerst parallel weiter.

Die EU will den Zahlungsverkehr vereinheitlichen, möglicherweise schon 2013 soll es nur noch das Sepa-Verfahren geben. Frank-Christian Pauli vom Bundesverband der Verbraucherzentralen sieht dann Probleme auf Bankkunden zukommen. "Das Widerspruchsrecht beim neuen Lastschriftverfahren ist nicht so abgesichert wie beim bisherigen Verfahren", sagt er. Es könne stark eingeschränkt werden, dann werde es schwierig, sich wie bisher abgebuchtes Geld zurückzuholen, wenn es dazu einen Grund gibt, zum Beispiel wegen ausbleibender oder schlechter Gegenleistung.

Dieses Widerspruchsrecht sei der schwierigste Punkt bei Sepa - und nicht so sehr die für viele abschreckend langen neuen Nummern Iban und Bic, die man dann bei jeder Lastschrift und Überweisung angeben muss. Wenn wenigstens die Bic entfiele, werde man sich an die Iban wahrscheinlich gewöhnen können, sagt Pauli.

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