Serie "Einrichten" (31):Von Japan lernen

Wie man auf kleinstem Raum schöner wohnt.

Rüdiger Jordan, 35, gestaltet Innenräume. Er gibt Tipps und Anregungen zur funktionalen und ästhetischen Entfaltung von Wohnungen.

Serie "Einrichten" (31): Ein Vorschlag für ein Hochbett: Darunter parkt der Esstisch und wird bei Bedarf groß herausgefahren.

Ein Vorschlag für ein Hochbett: Darunter parkt der Esstisch und wird bei Bedarf groß herausgefahren.

(Foto: Illustration: Rüdiger Jordan)

Wer in München, Frankfurt oder Hamburg schon mal auf Wohnungssuche war, kann ein Lied davon singen: Wohnungen sind rar und somit teuer. Wer knapp bei Kasse ist, dem bleibt nichts anderes übrig, als sich mit sehr viel weniger Wohnfläche zufrieden zu geben als geplant. Platzsparende Lösungen sind also gefragt, Lösungen, die gleichzeitig auch Behaglichkeit und Freiraum schaffen.

Von den Japanern lernen, heißt hier die Devise. Der Japaner lebt auf durchschnittlich 30 Quadratmetern Fläche, der Tokioter sogar nur auf 25. Da fallen die 40 Quadratmeter, die dem Durchschnittsdeutschen zur Verfügung stehen, vergleichsweise üppig aus. Japan ist das Land optimal genutzten Wohnraums. Die Grundrisse sind offen, Schlafräume nicht größer als notwendig, Möbel multifunktional. Überflüssiges findet sich selten in einer modernen japanischen Wohnung. Wer sich also auf wenig Raum einrichten muss, sollte sich von Büchern über japanische Wohnungen und Häuser inspirieren lassen.

Je weniger Platz zur Verfügung steht, desto flexibler muss die Einrichtung ausfallen. So schafft man Raum für ein schönes Essen mit Freunden oder für einen kuscheligen Fernsehabend mit dem Partner auf dem Sofa.

Von Japan lernen

Ein Bett zum Schlafen, Stauraum für die Kleider, eine Dusche, und eine Kochgelegenheit mit Essplatz braucht jeder. Ein Sofa oder wenigstens ein bequemer Sessel zum Fernsehen darf auch nicht fehlen.

Auf einen Schreibtisch kann man verzichten, wenn der Esstisch auch für Schreibarbeiten genutzt wird. Dann kann man seine Unterlagen in einem Rollcontainer aufbewahren, den man für Büroarbeiten einfach unter den Esstisch schiebt - fertig ist der Arbeitsplatz.

Wer aber viel am Schreibtisch arbeitet, sollte sich besser einen separaten Arbeitsplatz einrichten, um nicht immer den Tisch vor dem Essen freiräumen zu müssen. Raumsparend sind kleine, an der Wand montierte Platten, die man hochklappt, wenn sie länger nicht gebraucht werden.

In kleinen Wohnungen ist eine Dusche ausreichend, wenn meist nur eine Person das Bad nutzt. Ein Handtuchheizkörper trocknet schnell und sorgt vor allem in kleinen Bädern für niedrige Luftfeuchtigkeit. Der Bereich unter und über dem Waschbecken kann gut als Stauraum genutzt werden. Die Möglichkeit, den Badgrundriss mitzugestalten, bietet sich natürlich selten. Werden Bäder aber beispielsweise modernisiert, bietet sich eine solche Chance. In der Nähe des Bads kann ein Kleiderschrank sinnvoll sein. Dieser sollte raumhoch sein, um den Platz zwischen Schrankdeckel und Decke nicht zu verschenken.

Apartments sind oft schlauchartig geschnitten mit einer Fensterfront gegenüber dem Eingang. Einen relativ quadratischen und somit angenehmen Wohnbereich erhält man daher, wenn man das Bett an der Rückwand zum Bad aufstellt. Das Bett braucht viel Platz, der tagsüber ungenutzt bleibt.

Altbauwohnungen mit hohen Räumen bieten die beste Möglichkeit, den Raum unter dem Bett zu nutzen. Dort können Hochbetten eingebaut werden, unter denen man noch stehen und auch Schreibtische mit Regalen aufstellen kann. Aber auch in Neubauten kann man das Bett erhöht einbauen und den Raum darunter nutzen - nicht nur für halbhohe Schränke oder herausziehbare Container, sondern auch für einen großen Tisch, der zum Essen und Arbeiten herausgezogen werden kann. Damit man das Bett nicht ständig im Blick hat, kann man es mit einer Wand vom Wohnraum abteilen.

Die Küche kann dem Wohnraum zugeordnet sein und sollte platzsparend an der Wand stehen. Schiebetüren vor oder auf der Küchenzeile verstecken den Anblick von schmutzigem Geschirr. Oberschränke bis zur Decke schaffen Stauraum. Um Essensgerüche zu vermeiden, ist ein leistungsfähiger Dunstabzug unerlässlich.

Ist das Bett optisch vom Wohnraum getrennt, die Küche mit Schiebetüren verschließbar und der Esstisch, eventuell mitsamt Stühlen, unter dem Bett verstaut, bleibt selbst auf 24 Quadratmetern mehr als die Hälfte der Fläche für einen ausreichend großen Wohnraum mit Sofa, Sofatisch und Regal für Bücher, Fernseher und Stereoanlage. Da relativ viele Möbel auf wenig Raum untergebracht sind, sollten die Möbeloberflächen farblich dezent sein. Die Wände sollten, um den Raum größer erscheinen zu lassen, hell gestrichen sein.

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