Schuldenkrise in Europa:Zwingt die Banken zu ihrem Glück!

Die Banken sind aus dem Gröbsten raus? Von wegen! Die Regierungschefs bereiten schon die nächsten Kapitalspritzen vor. Aufkommen soll dafür der Steuerzahler. Mal wieder. Es ist an der Zeit, dass die Bürger dafür auch eine Gegenleistung bekommen. Zwei europäische Länder zeigen bereits, wie das gehen könnte.

Catherine Hoffmann

Bis vor kurzem durfte man noch hoffen, dass alles nicht so schlimm wird. Die Bankenkrise, die im Jahr 2008 mit dem Kollaps von Lehman Brothers losbrach, schien erfolgreich bekämpft worden zu sein. Zwar war es teuer, die Geldinstitute zu retten, aber bei weitem nicht so teuer wie befürchtet.

Deutsche Boerse

Das Argument, mit dem die Bürger überzeugt werden sollen, Banken und Staaten zu stützen, ist sattsam bekannt - aber falsch.

(Foto: dapd)

Die Geschäfte der Banken liefen weiter, Unternehmen und Verbraucher wurden mit Geld versorgt. Und die Steuerzahler, die einen Rettungsschirm aufgespannt hatten, glaubten, noch einmal glimpflich davongekommen zu sein. Doch nun erweist sich diese Hoffnung als große Illusion.

Die europäische Schuldenkrise forderte bereits ihr erstes Banken-Opfer: Der französisch-belgische Staatsfinanzierer Dexia steht vor dem Aus, weil eine Insolvenz Griechenlands immer wahrscheinlicher wird. Wenn als nächste Staaten auch noch Spanien und Italien in Finanznot geraten, wird offenkundig, was jeder weiß: Europas Banken sind in einer schweren Schuldenkrise nicht überlebensfähig.

Schon bereiten die Regierungschefs Kapitalspritzen vor, um ihre Banken gegen mögliche Zahlungsausfälle zu impfen. Irrwitzige Summen werden genannt, die kleinste stammt vom Internationalen Währungsfonds: 200 Milliarden Euro zusätzliches Kapital hätten die Banken nötig, damit sie einer Staatsinsolvenz trotzen könnten. Mit großer Wahrscheinlichkeit muss an diese Zahl aber eine Null hinten drangehängt werden, damit die Furcht vor einem zweiten Lehman tatsächlich gebannt werden kann.

Zwangskapitalisierung statt immer größeren Rettungsschirmen

Die Steuerzahler werden dazu keine Lust haben. Warum auch? In den vergangenen Jahren wurden private Staatsschulden sozialisiert. Wertlose griechische Anleihen wanderten von den Banken und Versicherungen in die öffentliche Hand, die Steuerzahler haben die Finanzmanager vor Verlusten bewahrt.

Das Argument, mit dem die Bürger überzeugt werden sollen, die schwindelerregend hohen Garantien, Bürgschaften und Kredite für schlingernde Staaten und Banken noch einmal aufzustocken, ist sattsam bekannt: "alternativlos", wird es wieder heißen, wenn in den Parlamenten über neue Hilfen abgestimmt wird. Dabei haben die Regierungen eine Alternative, Ökonomen weisen immer wieder darauf hin, Schweden und die Schweiz haben sie sogar schon vorgelebt.

Die Alternative heißt: Weg von immer größeren Rettungsschirmen für Banken hin zu einer Zwangskapitalisierung gefährdeter Institute. Dazu braucht es einen glaubwürdigen, verbindlichen und einheitlichen Stresstest für Europas Geldhäuser. Wer ihn nicht besteht, muss seine Kapitaldecke ordentlich aufpolstern. Wo dies nicht gelingt, weil etwa die Gewinne fehlen oder die Aktionäre sich weigern, Geld nachzuschießen, dort springt der Staat ein.

Als Gegenleistung erhalten die Steuerzahler Bankaktien zu einem fairen Preis. Sie werden also Miteigentümer und haben Anspruch auf Dividende, sobald das Unternehmen wieder Gewinne macht. Die Bürger haben langfristig die Chance, von einer Gesundung der Geldhäuser zu profitieren, wie es in Schweden und der Schweiz der Fall war.

Eine Bankenkrise ließe sich verhindern

So ließe sich eine neue europäische Bankenkrise verhindern - und das Staatsschuldenproblem endlich anpacken: Haben nämlich die Banken genügend Eigenkapital, dann kann sich Europa die geordnete Insolvenz angeschlagener Staaten leisten. Niemand soll behaupten, dass dies das Ende des Euro oder Europas bedeuten würde. Das Gegenteil ist der Fall: Die Währungsunion kann nur bestehen, wenn wertlose Forderungen abgeschrieben werden - und nicht durch neue Schulden ersetzt. Verlierer sind die Aktionäre überforderter Banken. Aber das ist nur gerecht - und es diszipliniert die Anleger, sie werden sich künftig genauer überlegen, wo sie investieren und wo nicht.

Es soll nicht verschwiegen werden: Auch dieser Weg kostet die Steuerzahler Geld, aber er ist finanzierbar - und politisch zu vertreten.

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