Schlechte Bankberatung:Oder doch alles in den Sparstrumpf?

Denn sie wissen nicht, wovon sie reden: Verbraucherschützer haben die Beratung bei vielen Banken getestet - das Ergebnis ist katastrophal.

Alexander Hagelüken

Ein Selbstversuch deutscher Verbraucherschützer schürt die Zweifel, ob deutsche Banken ihren Kunden die richtigen Produkte verkaufen. Verschiedene Verbraucherzentralen schickten Tester in 25 verschiedene Geldhäuser, Sparkassen und Volksbanken genauso wie die großen privaten Institute. Das Ergebnis war ernüchternd.

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Wohin mit dem Geld? Auf die Beratung bei der Bank sei nur selten Verlass, sagen Konsumentenschützer.

(Foto: Foto: dpa)

Die meisten Berater interessierten sich für die finanzielle Situation des Kunden kaum. Stattdessen empfahlen sie Immobilienfonds als sicher, die nicht sicher sind - und versuchten die vermeintlichen Anleger in Rentenversicherungen zu drängen, die vor allem der Bank hohe Gebühren versprechen.

24 von 25 Beratern scheitern

Die Verbraucherschützer simulierten bei ihrem Test immer die selbe Kundin: Eine 55jährige Sekretärin mit einem Nettoeinkommen von 1700 Euro, die bisher nur ein Sparbuch hat, gerade knapp 100.000 Euro erbte und dieses Geld anlegen will.

Eine Besonderheit: Die vermeintliche Kundin muss einen Kredit für ihre Eigentumswohnung abzahlen und könnte das Erbe verwenden, um diese Schulden schneller zu begleichen. Doch auf diese für sie günstige Möglichkeit wies die Kundin von 25 Bankberatern nur jener von der Volksbank Stuttgart hin, kritisiert Manfred Westphal, Finanzexperte beim Bundesverband der Verbraucherzentralen (VZBV).

Generell habe sich kaum einer der Banker um den finanziellen Hintergrund der Dame gekümmert - aus seiner Sicht die Voraussetzung für eine Beratung, die dem Kunden nützt. "Ich bekomme täglich einiges an Falschberatung auf den Tisch", assistiert Arno Gottschalk von der Verbraucherzentrale Bremen. "Trotzdem ist es bestürzend, dass von 25 Beratern tatsächlich 24 schon im Ansatz scheitern."

Erst auf Nachfrage wird erklärt, was Sache ist

Unzufrieden ist Gottschalk auch mit dem, was die Banken der Kunden verkaufen wollten. Zahlreiche Häuser empfahlen Rentenversicherungen, die im Alter die Auszahlung bestimmter Summen pro Monat vorsehen. Meist erklärten die Berater erst auf Nachfrage, wie hoch die garantierte Rendite wirklich ist.

Häufig ist sie im Gegensatz zu versprochenen Überschüssen nicht sehr hoch. "Eine Rentenversicherung ist das klassische Produkt, bei dem man hohe Provisionen verdienen kann. Es ist eher undurchsichtig und für denjenigen, der Geld anlegen soll, schwer verständlich", warnt Gottschalk.

Noch häufiger als Rentenversicherungen offerierten die Berater der Kundin etwas anderes: Offene Immobilienfonds. 14 von 25 Instituten hatten das im Angebot. Dabei stößt Verbraucherschützer Westphal auf, mit welchen Eigenschaften die Immobilienfonds angepriesen wurden.

Dieser Fonds macht "niemals minus"

Die Kundin hatte angegeben, dass sich ihre Finanzerfahrungen bisher aufs Sparbuch und einen Bausparvertrag beschränkten und sie ihr Geld wenig riskant anlegen wolle. Jetzt warben manche Berater für Immobilienfonds mit dem Argument, diese Fonds machten "niemals minus". Auch vermeintliche Steuervorteile wurden erwähnt.

Verbraucherschützer Gottschalk findet das fahrlässig. Auch bei Immobilienfonds gebe es Risiken. Einige dieser Produkte sind vorübergehend dichtgemacht worden, so dass Anleger gar nicht an ihr Geld kommen konnten.

Verbraucherschützer Westphal resümiert den Test so: "Viele Banken beraten auch nach der Finanzkrise noch nicht anlagegerecht." Besonders kritisch sieht er, dass der sicherheitsorientierten Kundin geschlossene Immobilienfonds und Firmenbeteiligungen angeboten wurden, die sehr riskant sind. Westphal fordert gesetzliche Maßnahmen, um die Beratung zu verbessern. Das neue Gesetz, das der Bundestag an diesem Freitag beschließen will, gehe nicht weit genug.

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