Sänger Gunter Gabriel im Interview

Gunter Gabriel, 73, empfängt zum Gespräch mit der Süddeutschen Zeitung auf seinem Hausboot in Hamburg-Harburg. Es ist ein Ort voller Platten und Bücher und Zeitungen. Draußen hört man die Werftarbeiter hämmern. Wenn er etwas liest, das ihn besonders interessiert, schneidet er es aus und klebt es in ein Heft. Ein Zitat von Omar Sharif zum Beispiel, oder einen Bericht über die Brustvergrößerung des Fernsehsternchens Kader Loth. "Die Kader", sagt er und streicht über das Bild. "Die kenn' ich gut."

Gabriel hat in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten einiges durchgemacht: Alkoholabstürze, Pleiten, Scheidungen. Im Interview spricht er über das Leben nach dem Bankrott: "Plötzlich musst du in Köln Straßenbahn fahren. Da hörst du dann natürlich: Ah, Gabriel! Du bist doch sonst immer Jaguar gefahren!".

Gabriel, bekannt geworden durch Songs wie "Hey Boss - ich brauch mehr Geld" oder "30 Tonner Diesel" war hochverschuldet, als er auf die Idee kam, "Wohnzimmerkonzerte" anzubieten. Für 1000 Euro pro Abend konnte man ihn buchen. "Mein Manager hat sofort gekündigt, meine Kinder sagten, man muss sich schämen für so einen Vater. Aber am ersten Wochenende riefen 2000 Menschen an. Ein Freund von mir, dessen Telefonnummer ich aus Versehen statt meiner in die Kamera gehalten habe, ist bald durchgedreht."

Seine Anziehungskraft auf Frauen habe durch die Turbulenzen der Vergangenheit aber nicht gelitten, sagt Gabriel. Und er beschwert sich außerdem über das musikalische Niveau der breiten Masse: